„Große Transformation und die Medien“

Manfred Ronzheimer: Partizipativer Journalismus – Bürger schreiben über Zukunftsthemen

Ronzheimer ist freier Journalist und schreibt über Wissenchafts- und Umweltthemen. Er fand es wichtig, das zunehmend Kundige, die keine Journalisten sind, über die Themen schreiben, „und die Information etwas breiter machen können“. So könne es zu einer neuen Bewertung von Informationen kommen, die von gesellschaftlicher Relevanz seien. Leider sei eine entsprechende medienkritische Diskussion in Deutschland noch nicht in Gang gekommen. Als Beispiel für neue Gründungen journalistischer Unternehmen nannte Ronzheimer u.a. „correctiv“.

Für das Haus der Zukunft hat er einen Workshop mit 18 Laien durchgeführt, die über das Thema „Citizen Science“ gekommen waren. Die Teilnehmer suchten sich selbst Themen aus, über die sie schreiben wollten, nachdem sie einen Kurz-Crash-Kurs und ein Interview-Training absolviert hatten. Darauf folgten 2-3 Stunden Schreiben unter Anleitung. Schließlich ging es um das Thema „Publzieren in Social Media“. Am Ende wurden die Texte vorgetragen. Entscheidend für Ronzheimer war „weniger der Output, sondern der Mut, überhaupt angetreten zu sein“. Weitere Runden sind geplant. Sein Ausblick auf die Leserbeteiligung: „Wisdom of the Crowd“ und demokratiepolitische Öffentlichkeit schaffen, anstatt in Echokammern zu versinken – „Marktplätze“ zu erzeugen (Zitat Jutta Allmendinger).

Christine Wenzl: „‚Suffizienz in Kommunen‘ – Die Kommunikation zu einem Kern nachhaltigen Wirtschaftens“

Die Vortragende kommt vom BUND, Berlin, und sagte, die Botschaft der Nachhaltigkeit könne ohne Suffizienz nicht verbreitet werden. Der BUND verlangt eine Suffizienzpolitik, eine Veränderung unserer Lebensgewohnheiten und Rahmenbedingungen. Das beginne in den Kommunen als Ort, wo Veränderungen erlebbar seien – wo Veränderungen von Rahmenbedingungen als erstes sichtbar würden. Hier seien Veränderungen machbar. Es gebe bereits Anfänge für Suffizienzpolitiken in einzelnen Bereichen, wie der BUND untersucht habe, auf dessen Webseite sei ein Blog gestartet worden, auf dem heute noch einschlägige Meldungen erschienen.

Wenzl nannte Beispiele:

  • Verkehr in Kopenhagen – 2020 sollen den Bewohnern 50 Prozent Radwege (Berlin 20%) zur Verfügung stehen mit komfortablen Leihsystemen.
  • Hiddenhausen (Niedersachsen) fördert den Kauf alter Häuser in der Innenstadt: Abwanderung umgekehrt, Bevölkerung verjüngt, Altersdurchschnitt gesenkt. Deutschlandweit gibt es bereits 50 Kommunen, die diesem Beispiel folgen.
  • Grenoble hat die Außenwerbung im öffentlichen Raum abgeschafft und freie Sicht auf die Alpen erreicht.
  • Andernach als „essbare Stadt“ – auf öffentlichen Blumenbeeten wurde Gemüse angepflanzt – inzwischen 70 Nachahmer.
  • München mit dem Haus der Eigenarbeiter mit Repair-Café, Wertstoffbörse, vor einem Jahr waren es bereits 250, ein Vierteljahr später schon 500.

Entscheidend ist meist die alltagspraktische Relevanz. In den Städten seien die Ideen oft gut zu vermitteln. Was, wenn die Suffizienzpolitik an Grenzen stößt, weil sie Einschränkungen fordert? Oder wenn die Bundespolitik die erhoffte Richtung konterkariert – wie der Bundesverkehrswegeplan, der in die andere Richtung läuft. Hier muss Kommunikation ansetzen. Wenzls Zwischenfazit: BUND setzt weiter auf Kommunen.

Folgt: Prof. Dr. Hermann E. Ott: Die Kommunikation zur Wachstumswende – Projekt Fokus Wachstumswende