Vermischung von Umsatz und Gewinn
In der Welt hatte Daniel Wetzel geschrieben:
„Tatsächlich hat das Kohlendioxid, das für die Klimaerwärmung verantwortlich gemacht wird, nur einen Volumenanteil von 0,04 Prozent in der Atmosphäre. Und von diesen 0,04 Prozent CO2 stammen 95 Prozent aus natürlichen Quellen, etwa Vulkanen oder Verwesungsprozessen in der Natur. Der menschengemachte CO2-Anteil in der Luft beträgt damit nur 0,0016 Prozent.“
Rahmstorf: „Die Behauptung ’95 Prozent aus natürlichen Quellen‘ und die ‚0,0016 Prozent‘ sind schlichtweg falsch. Die Zahlen sind in dem zitierten Artikel nicht weiter belegt, aber da solche Behauptungen seit vielen Jahren in Klimaskeptikerkreisen zirkulieren (und immer wieder von Wissenschaftlern widerlegt werden) weiß ich, wo sie herkommen: es ist schlicht eine Vermischung von Umsatz und Gewinn. Die Landökosysteme haben natürlich einen hohen Umsatz an Kohlenstoff, fügen aber (anders als der Mensch) netto der Atmosphäre kein CO2 hinzu. Alles was verwest, muss vorher ja gewachsen sein – das CO2, das bei der Verwesung frei wird, wurde vorher durch Photosynthese aus der Atmosphäre entnommen. Es ist ein Kreislauf – den man sich ja bei der Nutzung von Bioenergie, etwa dem Heizen mit Holz, deshalb auch zunutze macht. Wälder erhöhen nur dann die CO2-Menge in der Luft, wenn sie abgeholzt werden, abbrennen oder sterben.“
[note Schema des globalen Kohlenstoffkreislaufs. Werte für die Kohlenstoffvorräte sind in Gt C (also Milliarden Tonnen Kohlenstoff) angegeben (fettgedruckte Zahlen). Werte für die mittleren Kohlenstoffflüsse sind in Gt C pro Jahr angegeben (normal gedruckte Zahlen). Quelle: WBGU 2006 (ähnlich auch bei Wikipedia). Inzwischen sind die anthropogenen Emissionen und der atmosphärische CO2-Gehalt weiter gestiegen.]
Nehme man man nun als Gesamtausstoß einen „natürlichen“ (60 Mrd. t aus Böden + 60 von Landpflanzen) plus die 7 Mrd. t fossile Emissionen als anthropogenen Teil, dann betrage dieser rund 5% (7 von 127 Mrd. t Kohlenstoff). Diese Prozentrechnung sei aber irreführend, denn sie blende aus, dass die Landbiosphäre nicht nur 120 Gt C abgebe sondern zugleich 122 Gt C durch Photosynthese aufnehme – netto also 2 Gt C aus der Atmosphäre entfernt. Ebenso entferne der Ozean rund 2 Gt C. Die Nettoemissionen durch den Menschen müsse man mit der Nettoaufnahme durch Ozeane, Wälder und Atmosphäre vergleichen, nicht mit Umsätzen eines Kreislaufs.
Natürliches Erdsystem ist CO2-Senke, nicht Quelle
Rahmstorf wörtlich: „Das natürliche Erdsystem ist also keinesfalls eine Quelle von CO2 für die Atmosphäre, sondern es ist eine Senke! Von den 7 Gt C, die wir jährlich in die Atmosphäre blasen, bleiben dort nur 3 – weitere 2 werden vom Ozean aufgenommen und 2 durch die Wälder. D.h. sowohl in der Atmosphäre als auch der Landbiosphäre als auch im Ozean steigt die Kohlenstoffmenge an, und die Quelle für all diesen zusätzlichen Kohlenstoff ist die Tatsache, dass wir fossilen Kohlenstoff aus der Erdkruste holen und zusätzlich in das System einspeisen.“
Vor dem menschlichen Eingriff sei das System fast genau im Gleichgewicht gewesen, daher sei die CO2-Konzentration in der Luft Jahrtausende lang annähernd konstant (Abb. 2) geblieben. d.h., die Landökosysteme nahmen 120 Gt C auf und gaben 120 Gt C wieder ab. Die Nettoaufnahme von CO2 durch Wälder und Ozeane in Höhe von jeweils ca. 2 Gt C pro Jahr ist bereits eine Folge der Störung durch den Menschen, der dem System riesige Mengen von CO2 hinzufügt, siehe dazu Abb. 4.
Die folgende Grafik zeige nochmals mit aktuellen Zahlen, wo das CO2 herkomme (in der oberen Hälfte die Quellen – fossiler Kohlenstoff und Abholzung) und wo es landet (in der unteren Hälfte die Senken). Es lande zu vergleichbar großen Teilen in Luft, Ozeanen und Wäldern. Der Anteil, der von der Landökosystemen aufgenommen werde, schwanke dabei wetterbedingt stark von Jahr zu Jahr – je nachdem, ob es z.B. verbreitet Dürren gegeben habe oder ob es ein gutes Wachstumsjahr für die Wälder gewesen sei.
[note Abb 4: Jährliche Emissionen von CO2 aus fossilen Quellen und Entwaldung, und jährliche CO2-Aufnahme von Biosphäre, Atmosphäre und Ozean. Die Zahlen sind hier in Gt CO2 und nicht wie in Abb. 3 in Gt C angegeben. Der Umrechnungsfaktor beträgt 44/12 (Molekülmasse CO2 durch Atommasse C). Die 2016 emittierten 41 Gt CO2 entsprechen also 11 Gt C – deutlich mehr als die 8 Gt in der älteren Abb. 3. Quelle: Global Carbon Project.]