Erwarteter Hurrikan – erwartete Kontroverse

„Harvey – so sieht der Klimawandel aus“

Der Hurrikan Harvey kam nicht überraschend – das belegen zahlreiche Veröffentlichungen, seit der Megasturm in Texas an Land ging – ebenso wenig überraschend kamen die Kontroversen, die Harvey zwischen Trumpisten (Klimaleugnern) und Klimaschützern vom Zaun gebrochen hat.  „Es ist Zeit, unsere Augen zu öffnen und sich auf die Welt vorzubereiten, die kommt“, schrieb beispielsweise der Meteorologe Eric Holthaus am 28.08.2017 im US-Magazin Politico. Die US-Kolumnistin Ann Coulter,  glühende Trump-Unterstützerin, reagierte mit diesem Tweet: „Ich glaube nicht, dass der Hurrikan Harvey Gottes Strafe für Houston ist, weil sie eine lesbische Bürgermeisterin gewählt haben. Aber das ist immer noch glaubwürdiger als ‚Klimawandel‘.“

Es habe zwar in der ganzen Geschichte der USA keinen vergleichbaren Sturm gegeben – das werde immer deutlicher, so Holthaus, der mit seinen teils radikalen Forderungen nicht unumstritten ist. Aber es gebe einen unangenehmen Punkt, der bis jetzt allgemein ignoriert wird: „Wir wussten vor Jahrzehnten, dass das geschehen würde, und das war uns egal. Jetzt ist es an der Zeit, es so laut wie möglich zu sagen: Harvey – so sieht der Klimawandel aus. Genauer gesagt, Harvey – so sieht der Klimawandel in einer Welt aus, die sich immer aufs Neue entschieden hat, den Klimawandel nicht ernst zu nehmen“.

So wie die Kreationistin und Berufsprovokateurin Coulter (ihr jüngstes Buch: „In Trump we trust“) – in den vergangenen Tagen trat zwar Sylvester Turner als Bürgermeister von Houston auf – sie meinte aber Annise Parker, die von 2010 bis 2016 Bürgermeisterin war. Coulters (ziemlich bescheuerter) Satz

sollte wohl sagen: Klimawandel gibt es für uns nicht – eher bestraft und Gott für eine lesbische Politikerin (Nach stern: „Wie die Flut die Ignoranz der Klimagegner offenbart“).

Weiter in Politico, laut Wikipedia „einem der wichtigsten Medien im Washingtoner Politikbetrieb“: Harvey habe die dritte „500-Jahres-Flut“ verursacht, die Houston in den vergangenen drei Jahren getroffen habe, aber Harvey sei eine Klasse für sich. Es sei bereits so viel Regen gefallen, dass der National Weather Service zusätzliche Farben in seine Karten habe einfügen müssen, um die extremen Niederschläge auszuweisen.

Harvey habe die Meteorologen zu neuen Lieblings-Superlativen animiert, denn es gebe einfach keine Worte zu beschreiben, was in den letzten Tagen passiert sei – so Holthaus. In den ersten drei Tagen habe Harvey bereits den bisherigen Rekord von Houston für den nassesten Monat in der Stadtgeschichte verdoppelt, den der vorherigen Benchmark-Flut, des Tropensturms Allison im Juni 2001.  In fünf Tagen kamen 75 Billionen Liter Wasser vom Himmel – oder 75 Milliarden Tonnen – oder Kubikmeter.

Folgt: Neue Messlatte für Katastrophen in den Vereinigten Staaten