Umwelthormone einschränken

Appell an EU-Abgeordnete: Schutz vor Endokrinen Disruptoren nötig – EU-Kommission zu nachgiebig

Endokrine Disruptoren (EDCs) sind – so eine Medienmitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie – besonders für Kinder und Schwangere gefährliche Hormongifte. Sie sind überall zu finden und werden unter anderem mit Krebs, Unfruchtbarkeit und Diabetes in Verbindung gebracht.  Trotz der Gefahren weigert sich die EU-Kommission bislang, die Hormongifte zu verbieten. Am 03.10.2017 stimmt das EU-Parlament über den Kommissionsvorschlag ab. Verantwortlich für die Haltung der EU-Kommission scheint die Lobbyarbeit der Chemie-Industrie zu sein, die um große Profite bangt.

Am 28.09.2017 lehnte der Umweltausschuss des EU-Parlaments den Kriterienvorschlag der EU-Kommission zu Hormongiften ab. Umweltverbände feiern dies als Erfolg. Die Kriterienfestsetzung von EDCs ist innerhalb der EU umstritten und wurde bereits mehrmals durch die Kritik in den zuständigen Ausschüssen überarbeitet. Noch nicht genug, begründeten die Abgeordneten des Umweltausschusses ihre Ablehnung. Der Kommissionsvorschlag sei rechtswidrig und würde den Schutz von Mensch und Umwelt nicht gewährleisten.

Diese Befürchtungen wurden von internationalen Wissenschaftlern, Umwelt- und Gesundheitsorganisationen wie der und EDC-free Europe schon lange öffentlich vorgetragen. Ein Zusammenschluss von NGOs ( PAN Germany, WECF, BUND, HEJSupport, CGB und Umweltinstitut München)  konnten in einer Online-Petition für die Ablehnung des EDC-Vorschlags fast 300.000 Unterstützer gewinnen.

[note Als Endokrine Disruptoren (griech. endo: innen, krinein: ausscheiden, und lat. dis-rumpere: zum Erliegen bringen, stören), auch Xenohormone, Umwelthormone oder hormonaktive Substanzen, sind in wirksamer Dosis möglicherweise gesundheitsschädigende Stoffe. Sie können natürlich vorkommen (z. B. Phytoestrogene) oder synthetisch hergestellt werden (z. B. Bisphenol A (BPA), PCB, Phthalate). Da EAS Gesundheitsgefahren für Tiere und Menschen darstellen können, werden sie seit einigen Jahren kontrovers diskutiert. Einige EAS werden aufgrund ihrer endokrin aktiven Eigenschaften gezielt in der Medizin eingesetzt (z. B. Antibabypille). (nach wikipedia.org/Endokrine_Disruptoren)]

DGE: EU-Kriterien zum Schutz des Hormonsystems von Mensch und Tier unzureichend

Die Kriterien bieten unter anderem Schlupflöcher für Chemikalien zur Schädlingsbekämpfung, die hergestellt werden, um in das Hormonsystem von Insekten einzugreifen. EDCs, weitverbreitete synthetische oder natürlich vorkommende Stoffe, die in den Hormonhaushalt des Körpers eingreifen, finden sich in Kunststoffverpackungen, Fertignahrung, Kosmetika und Pflanzenschutzmitteln.

Experten wissen schon lange, dass EDCs die Gesundheit beeinträchtigen können. „Manche der chemischen Substanzen wirken wie Hormone und binden im Körper an einen Hormonrezeptor. Andere wiederum blockieren Hormonrezeptoren und verhindern so, dass körpereigene Hormone andocken und wirksam werden können“, erklärt Prof. Josef Köhrle vom Institut für Experimentelle Endokrinologie der  Charité–Universitätsmedizin Berlin, und Präsident der DGE. Wieder andere Substanzen stören die Produktion oder die Umwandlung körpereigener Hormone und bringen so das fein austarierte Hormonsystem aus der Balance. „Seit Jahrzehnten beobachten wir eine zunehmende Beeinträchtigung der männlichen und weiblichen Fruchtbarkeit“, sagt Köhrle. Fünf bis zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter litten beispielsweise an dem Syndrom der polyzystischen Ovarien (PCOS), das für Zyklusstörungen, Zysten in den Eierstöcken und ungewollte Kinderlosigkeit verantwortlich ist. „Es gibt mehr hormonabhängige Tumoren, also mehr Prostata-, Hoden- und Brustkrebs, Jugendliche kommen früher in die Pubertät, Übergewicht und Diabetes nehmen ebenso zu wie Entwicklungsstörungen bei Kindern“, so Köhrle weiter. Wenngleich es immer Ursachenbündel sind, die Krankheiten verursachen, bestehe kein Zweifel daran, dass bestimmte EDCs wie Bisphenole oder Phthalate daran beteiligt sind, die beide in der Herstellung von Kunststoffen, vielen Haushaltsgegenständen und Körperpflegemitteln verwendet werden, so der Experte.

Folgt: Kriterien der EU-Kommission lassen Schlupflöcher offen