Wüstenstrom-Pionier starb in Hamburg

TREC-Netzwerk

2003 bewilligte das Bundesumweltministerium Gelder für drei Studien, welche die Machbarkeit der Desertec-Idee federführend durch das DLR überprüften und bestätigten (Med-CSP, Trans-CSP und Aqua-CSP). Es gelang dafür die Gründung des TREC-Netzwerkes (Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation), einer Zusammenarbeit von 50 Wissenschaftlern und engagierten Bürgern, mit dem Hamburger Klimaschutz Fonds, dem Club of Rome und unter anderem mit dem Jordanischen Nationalen Energieforschungszentrum (NERC National Energy Research Center of Jordan) sowie weiteren Partnern aus Marokko, Algerien, Libyen und Ägypten. Die Hilfe des Club of Rome war dabei in der Anfangszeit enorm wichtig, weil sie manche Türen öffnete und auch eine Infrastruktur bot.

Als ich Knies im Oktober 2006 kennenlernte und Middle-East Repräsentant von TREC in Dubai wurde, war er auf der Suche nach einem Champion, einem Politiker oder Manager, jedenfalls einer Art Bannerträger, der seine Ideen und die Ergebnisse der Arbeit der Kooperationspartner bekannt machen sollte. Er fürchtete, dass die Studien in irgendwelchen Schubladen verschwinden könnten. Es gelang, Knies davon zu überzeugen, dass niemand anderes als er selbst so glaubwürdig für das Konzept stehen könnte und dass dafür eine Organisation nötig sei. Das widerstrebte ihm anfangs sehr, da er sich vor allem als Netzwerker sah und sich zu dieser Zeit im Vordergrund sehr unwohl fühlte. Aber allmählich wurde er immer sicherer und fand Gefallen an der neuen Rolle.

Wir besuchten zusammen die MASDAR-Initiative in Abu Dhabi, die von TREC inspiriert war, und planten eine Konferenz in Dubai, dafür musste ein neuer Name gefunden werden, da der Name von TREC eine regionale Begrenzung enthielt und Dubai davon nicht umfasst gewesen wäre. Außerdem sollte aus Marketing-Gesichtspunkten das USP der Wüstenstrom-Idee deutlich werden, dass die Idee überall auf der Welt funktioniere. Der Name sollte selbsterklärend sein. So kam es zu der Umbenennung zu Desertec und zur organisatorischen Neugestaltung, die im Ergebnis im Jahr 2008 zur Gründung der Desertec Foundation führte, einer Stiftung mit Sitz in Berlin, die mehrfach ausgezeichnet wurde.

Die Masdar-Mächtigen empfahlen Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder als, wie sie es nannten, „Champion“ – und Knies trug diesem das Anliegen 2007 in Damaskus am Rande der 4. MENAREC Konferenz vor (eine Konferenzreihe, die bis heute besteht und an deren Gründung Knies mitbeteiligt war). Schröder und später das Auswärtige Amt empfahlen übereinstimmend, zuerst die Unterstützung der Industrie zu gewinnen, was später tatsächlich gelingen sollte. Im Jahr 2007 wurde das Weißbuch erarbeitet, das vom Club of Rome unterstützt wurde: „Clean Power from Deserts“. Der Untertitel lautete: „The DESERTEC Concept for Energy, Water and Climate Security“. Im November 2007 stellten wir das Buch der Öffentlichkeit in Brüssel vor. Knies gewann Prinz Hassan von Jordanien als Hauptredner, den damaligen Präsidenten des Club of Rome. Es fand ein Symposium mit Parlamentariern statt. Die Wirkung dieser Veranstaltung war enorm, da die Ergebnisse an die Französische Regierung herangetragen wurden. Kein Jahr später war ein Teil des Desertec-Konzeptes bereits Teil der Europäische Politik: wesentlicher Bestandteil der 2008 auf französische Initiative hin gegründeten „Union für das Mittelmeer“ ist der Solarplan, der auf den erwähnten Studien aufbaut. Damit war ihm etwas (vor allem in der Geschwindigkeit!) auf der politischen Schiene gelungen, was weder Schröder noch das Auswärtige Amt für möglich gehalten hatten.

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