Wüstenstrom-Pionier starb in Hamburg

Dii GmbH

Einem größeren Publikum bekannt geworden ist Knies erst mit der Gründung der Dii GmbH. Die Industrie-Initiative wurde auf seinen Wunsch hin auf den Tag genau ein Jahr nach der Gründung der „Union für das Mittelmeer“ am 13. Juli 2009 derÖffentlichkeit unter großem Medieninteresse vorgestellt. Es war das bis dato größte Medien-Event in der Firmengeschichte der Münchener-Rück-Versicherung, die als Gastgeber und Koordinator der folgenden Gründungsverhandlungen fungierte. Es folgte ein regelrechter Medienhype, der schwer zu bewältigen war und doch dazu führte, dass Knies ein wichtiges Ziel bereits mit der Gründung der Dii erreicht hatte: das Desertec-Konzept war als Lösung für einen Teil der globalen Fragen weltweit in der Diskussion.

Das Rote Quadrat – Grafik © DESERTEC FOUNDATION

Dabei half das rote Quadrat, dass die Fläche symbolisierte, die auf der Landkarte den benötigten Flächenbedarf für die Stromkraftwerke markierte. Es wurde zu seinem Markenzeichen. Wer die riesige Sahara-Wüste sieht und das rote Quadrat dazu ins Verhältnis setzt, dem wird sofort klar, was mittlerweile viele umfangreichen Studien und Veröffentlichungen nachweisen: Desertec funktioniert. Als großer Visionär und gleichzeitig scharf denkender Realist hatte Knies weltweit die Diskussion um Erneuerbare Energien gefördert und damit sein Ziel verfolgt, den Umstieg auf saubere Energien zu beschleunigen. Er war davon überzeugt, dass der Umstieg auf saubere Stromerzeugung sowieso kommen werde, nur vielleicht zu spät, um das Ziel zu erreichen, die Erderwährung auf zwei Grad (oder weniger) zu begrenzen. Und weil das so sei, müsse alles getan werden, um diesen unausweichlichen Schritt schneller hinzubekommen.

Deshalb war er offen für Vorschläge und bereit, jeden Tag dazu zu lernen. Er fragte oft: „Sind wir wirklich so blöde und begehen als Menschheit kollektiven Selbstmord?“ Die Frage ist aktueller denn je, deshalb ist es wichtig, dass das von Knies begonnene Werk fortgeführt wird. Für dieses hat Knies mehrere Organisationen gegründet, die dafür geschaffen wurden, u.a. auch das Desertec University Network. Für mehrere Jahre war Desertec das Thema im internationalen Diskurs, noch vor der späteren „Energiewende“ und bevor der Umstieg auf Erneuerbare Energien Mainstream wurde. Insofern war Knies ein Pionier, dem es gelang, vor allem unterschiedliche Mitarbeiter zu gewinnen. Er war mithin kein Einzelkämpfer, obwohl er für viele auf den ersten Blick so gewirkt haben könnte. Im Gegenteil, er war ein talentierter Teamplayer. Er misstraute Organisationen und blieb vor allem Wissenschaftler und Netzwerker. Die Notwendigkeit, Gelder einzuwerben, Mehrheiten zu organisieren und auch Verträge zu schließen, erkannte er als lästige Notwendigkeit zwar an, Freude bereitete ihm dieser Teil der Umsetzungsarbeit aber selten. Die Wirkung seines Engagements ist beachtlich, mehrere Länder Nordafrikas verabschiedeten eigene Solarpläne und der Ausbau von Erneuerbaren Energien in Nordafrika und darüber hinaus ist richtig in Gang gekommen (solarify.eu/desertec-legt-zwischenbilanz-vor).

In verschiedenen Regionen der Welt entwickelten sich Ableger von Desertec, die die Grundidee für ihre Region adaptierten. Sein Wirken lässt sich z.B. in Marokko sehr konkret verfolgen: dort entstand das damals weltgrößte Solarkraftwerk Noor I in Ouarzazate (siehe: solarify.eu/gruenstrom-aus-ouarzazate).

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