Immer mehr Müll und wenig Recycling

Deutsche Umwelthilfe kritisiert Nestlé und andere Kaffeekapselhersteller

Der Verkauf umweltschädlicher Kaffeekapseln ist von 2014 bis 2016 um fast 20 Prozent angestiegen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert Hersteller von Kaffeekapseln, wie Marktgigant Nestlé, für die Produktion von immer mehr Verpackungsmüll, der zum großen Teil nicht recycelt wird. Besonders dreist sei das Greenwashing mit „biologisch abbaubaren Kaffeekapseln“, die zu Unrecht als umweltfreundlich beworben werden. Nach aktuellen Berechnungen der DUH auf der Grundlage von Daten des Deutschen Kaffeeverbandes und Herstellerangaben wurden in Deutschland im Jahr 2016 rund 3,1 Milliarden Kaffeekapseln verbraucht. Das entspreche einem Müllberg von 8.000 Tonnen Verpackungen aus Aluminium und Kunststoff sowie zusätzlich 5.000 Tonnen Papier.

Kaffee ohne Plastikmüll – Kaffeesatz aus Espressomaschine – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Im Vergleich zu 2014 wurde in 2016 knapp 20 Prozent mehr Röstkaffee in Kaffeekapseln verbraucht. Nach Einschätzung der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation ist dies ein besorgniserregender Trend, der durch fragwürdige Aussagen zum Recycling von Aluminiumkapseln und zur vermeintlichen Nachhaltigkeit von biologisch abbaubaren Kapseln verstärkt werde.

Seitdem China zum 31.12.2017 die Einfuhr von Plastikabfällen beendet hat, wird Deutschland von hunderttausenden Tonnen Kunststoffabfällen förmlich geflutet. Spätestens jetzt seien die Hersteller von Verpackungen und Produkten besonders in der Pflicht, den Entsorgungsnotstand in Deutschland nicht weiter zu verschärfen, sondern Abfälle zu vermeiden und auf Mehrwegalternativen zu setzen, fordert die DUH.

So seien bereits Automaten zur Wiederbefüllung von Mehrwegkapseln in der Entwicklung und schon heute könnten Verbraucher wiederverwendbare Edelstahlkapseln nutzen. Die Entwicklung und Anwendung dieser Mehrwegalternativen würden von den Herstellern der Einwegkapseln aber ignoriert und bekämpft, weil sie vor allem an den unverschämt hohen Preisen ihrer Wegwerfkapseln gut verdienten. Nach Auffassung der DUH müssten Nestlé & Co. auf wiederbefüllbare Mehrwegkapselsysteme umstellen. Die DUH empfiehlt darüber hinaus für einen abfallarmen Kaffeegenuss die Nutzung von Aufbrühsystemen ohne Filter oder klassischen Maschinenkaffee.

„Wir haben nachgemessen: Für die Verpackung von einem Kilo Kaffee in Kapseln verbraucht der Marktgigant Nestlé rund 170 Gramm Aluminium. Damit mutieren die mit George Clooney beworbenen Kaffeekapseln zum Sinnbild einer dekadenten Wegwerfgesellschaft. Die bunten, auf edel getrimmten Einwegkapseln sind wahre Ressourcenfresser, sie belasten das Klima und die Umwelt. Den Industrieunternehmen verschaffen die Kapseln Milliardengewinne. Wir brauchen ein Ende von Einweg und eine Rückbesinnung auf Abfallvermeidung und Mehrweg – gerade auch beim Kaffee“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Besonders ärgerlich sei die Werbung mit „biologisch abbaubaren Kaffeekapseln“, die zu Unrecht als umweltfreundlich beworben würden. Versprechungen wie ‚ökologisch‘, ‚biologisch‘ oder ‚abbaubar‘ sollten Verbraucher dazu verführen, sich mit gutem Gefühl für abfallintensive und klimaschädliche Kleinstverpackungen zu entscheiden.

„Mit der Entsorgung biologisch abbaubarer Kaffeekapseln in der Biotonne gibt es große Probleme. Kompostierer können nicht unterscheiden, ob es sich um normales Plastik oder Biokunststoff handelt und sortieren Störstoffe meist von vornherein aus, um diese anschließend in Verbrennungsanlagen entsorgen zu lassen“, erklärt Fischer. Bei den meisten von der DUH gefundenen Kapselsystemen beziehe sich die Zertifizierung als „biologisch abbaubar“ auf bestimmte industrietechnische Bedingungen, die in der Natur und auch in vielen Kompostanlagen nicht gegeben seien.

Werden biologisch abbaubare Kaffeekapseln von Verbrauchern in der gelben Tonne entsorgt, könnten diese derzeit nicht korrekt aussortiert werden und landeten in der Abfallverbrennung. Bei der Verbrennung gehe der größte Teil der Energie, der zur Herstellung des Kunststoffes notwendig gewesen sei, verloren und der hergestellte Rohstoff ebenfalls.

Hersteller von Kaffeekapseln aus Aluminium versuchten bei Verbrauchern den Eindruck zu erwecken, dass diese aufgrund der guten Recyclingfähigkeit aus Umweltsicht kein Problem seien, kritisiert die DUH. Tatsächlich gebe es jedoch große Probleme beim Recycling. So würden Kaffeekapseln aus Aluminium bei der Entsorgung über den Gelben Sack immer wieder nicht korrekt sortiert und landeten in der Verbrennung. Aufgrund vieler Verunreinigungen in der Aluminiumfraktion (u.a. Kaffeesatz, Lacke, Restinhalte, Fehlsortierungen, Verbundmaterialien) werde diese üblicherweise mit einer Pyrolyse vorbehandelt. Dabei würden die organischen Anteile verbrannt, bzw. verschwelt und abgetrennt, da sie andernfalls beim nachfolgenden Schmelzprozess stören würden.

„Beim Recyclingvorgang von Aluminium können die Materialverluste durch die Verfahrensschritte der Pyrolyse und Schmelze ganz erheblich sein und schnell 20 Prozent oder mehr betragen. Besonders problematisch an Kaffeekapseln aus Aluminium ist zudem, dass sie derzeit aus neuem Aluminium hergestellt und aus alten Kapseln keine neuen hergestellt werden. Der unendliche Recyclingkreislauf von Aluminiumkaffeekapseln ist ein Märchen“, kritisiert Fischer.

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