Problematisch: „Erneuerbarer“ Kraftstoff aus Altplastik?

Umweltschützer warnen

Umweltschützer kritisieren, Brennstofferzeugung aus Kunststoffabfall sei „gleichbedeutend mit der Nutzung fossiler Energieträger – und damit das genaue Gegenteil von erneuerbarer Energie,“ schreibt Frédéric Simon auf EURACTIV. Denn der Vorschlag, aus nicht wiederverwertbaren Kunststoffabfällen Kraftstoffe herzustellen, scheint in den EU-Mitgliedsstaaten und im EU-Parlament an Popularität zu gewinnen.

Grob-Plastikmüll – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Kunststoffe, die nicht recycelt werden können, weil sie zu viele „Verunreinigungen“ enthalten, könnten in den Verbrennungsmotoren von Autos eine letzte Verwendung finden; Umweltaktivisten warnen dabei vor „einem gefährlichen Präzedenzfall“. Die Idee sei „sehr kontrovers, da sie erstmals eine Einbeziehung fossiler Brennstoffe in die Erneuerbare-Energien- und Klimapolitik der EU schaffen könnte,“  erklärte Janek Vähk von der Umwelt-NGO Zero Waste Europe. „Außerdem könnte es die Bemühungen der Länder untergraben, endlich die Fragen nach einer angemessenen Recyclingfähigkeit von Kunststoffen anzugehen,“ so Vähk weiter.

„Abfallbasierte fossile Brennstoffe“

Die Europäische Kommission listet in ihrem Vorschlag für eine Aktualisierung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (EER) „abfallbasierte fossile Brennstoffe“ unter den nicht verwertbaren Abfällen, die in Energie umgewandelt werden können. Diese Energie könne als Kraftstoffe für den Transportsektor oder auch als „erneuerbarer“ Strom genutzt werden. Die Kommission hatte in ihrem ursprünglichen Vorschlag geschrieben: „Fossile Brennstoffe auf Abfallbasis sind flüssige und gasförmige Brennstoffe, die aus Abfallströmen nicht erneuerbaren Ursprungs hergestellt werden, einschließlich Verarbeitungsgasen und anderen Abgasen.“

Ein vom Europäischen Parlament in einer anschließenden Plenarabstimmung im Januar eingebrachter Änderungsantrag konkretisierte diesen Vorschlag allerdings, indem er um den Passus „aus festen Abfallströmen erzeugte Abfälle“ – d.h. Kunststoffe – ergänzt wurde (Punkte 103 & 104 im Dokument). Im EU-Ministerrat nimmt die Idee nun anscheinend Fahrt auf – vier Mitgliedstaaten, nämlich Großbritannien, Finnland, die Niederlande und die Tschechische Republik, unterstützen den Plan. Insbesondere mit der Entscheidung Chinas, alle Einfuhren von Kunststoffen und anderen Recycling-Abfällen aus Europa und anderen Ländern zu verbieten, hat er weiter an Dynamik gewonnen.

Umweltgruppen zeigen sich allerdings beunruhigt und haben sich mit einem Brief an die EU-Gesetzgeber gewandt. Sie seien „tief besorgt“ über die Einbeziehung von Kunststoffen in die Definition „erneuerbarer“ Kraftstoffe. „Wir glauben, dass diese Einbeziehung eine schädliche Verzerrung des Konzepts der erneuerbaren Energien darstellt und nicht mit der Kreislaufwirtschafts- und Klimapolitik der EU vereinbar ist,“ heißt es im Schreiben der Umweltorganisationen, das am 02.05.2018 an die EU-Gesetzgeber geschickt wurde. „Die Brennstofferzeugung aus nicht erneuerbaren festen Abfällen wie Kunststoffen ist gleichbedeutend mit der Nutzung fossiler Energieträger – und damit das genaue Gegenteil von erneuerbarer Energie.“

->Quelle und ganzer Artikel: euractiv.de/umweltschuetzer-warnen-altplastik-demnaechst-als-erneuerbarer-kraftstoff