Blackouts dank E-Mobility?

Eine alte Sorge

Schon oft wurde davor gewarnt – das deutsche Niederspannungsnetz ist für die wachsende Menge an E-Fahrzeugen nicht hinreichend ausgelegt: Wenn die deutschen Stromversorger nicht bald handeln, drohen ab 2032 flächendeckende Stromausfälle. Das hat die Managementberatung Oliver Wyman gemeinsam mit der Münchner TUM School of Management herausgefunden und am 11.01.2018 in der Analyse „Der E-Mobilitäts-Blackout“ publiziert. Eine Alternative zum kostspieligen Netzausbau stelle allerdings die Flexibilisierung der Ladevorgänge dar.

Obwohl derzeit nur 1,4 Prozent aller Autos in Deutschland elektrisch sind, wird geschätzt, dass bis 2035 jedes dritte Auto ein E-Auto sein wird. Diese Entwicklung resultiert aus sinkenden Preisen, steigenden Reichweiten und mehr Ladestationen. Führungskräfte der führenden deutschen Energieversorger warnen, dass der Netzausbau jetzt beschleunigt werden muss, um Energieengpässe zu vermeiden. Oliver Wyman und die  TUM School of Management haben in ihrer Studie herausgefunden, dass eine dreißigprozentige Quote von E-Cars zu bundesweiten Stromausfällen führen wird. Vorstädtische Gebiete mit einer höheren Affinität zur Elektromobilität könnten in den nächsten fünf bis zehn Jahren von Engpässen betroffen sein.

Wymann-Studie ‚Der E-Mobilitäts-Blackout‘ – Titel © TUM, Oliver Wymann

Bereits ab 30 Prozent Elektroautos könne der Strom ohne Gegenmaßnahmen weitreichend ausfallen. „Punktuell“ könnten der Analyse zufolge schon in fünf bis zehn Jahren „Versorgungsengpässe entstehen, etwa in suburbanen Gebieten mit einer höheren Affinität zur Elektromobilität“ – also im Umfeld großer Städte wie München, Frankfurt oder Berlin. Später könne es gar bundesweit zu Stromausfällen kommen.

„Wenn alle gleichzeitig um 20 Uhr ihr Auto mit Strom volltanken wollen, knallt es im Netz“, sagt Thomas Fritz von Oliver Wyman voraus. Um die deutschen Stromnetze fit für Elektromobilität zu machen, rechnet das Beratungsunternehmen für die nächsten 15 Jahre mit einem Investitionsvolumen von bis zu 11 Milliarden Euro. Hildegard Müller (im Innogy-Vorstand verantwortlich für für Netz und Infrastruktur) sah in einem Gespräch mit dem Handelsblatt große Herausforderungen durch den Elektroauto-Boom auf die EVU zukommen. Sie seien zwar beherrschbar, jetzt müssten aber die Weichen gestellt werden: Bis 2030 hielt sie Investitionen von etwa „einer Milliarde Euro pro Jahr für nötig“.

Lösung: Flexibilität oder intelligente Steuerung der Ladevorgänge

Um die Stromversorgung auch in Zukunft sicherzustellen, wird in der Wyman-Studie als Alternative für die 11 Milliarden eine weitaus wirtschaftlichere Alternative zum konventionellen Netzausbau vorgeschlagen: Das Auto soll durch intelligente Steuerung der Ladevorgänge selbst entscheiden, ob der Ladezustand der Batterie ausreicht – wann es ökonomisch sinnvoll ist, die Batterie nachzuladen. Anstatt den Ladevorgang am Abend zu starten und das Fahrzeug während der ganzen Nacht am Stromnetz zu lassen, wird es automatisch geladen, wenn das Netz über ausreichende Kapazitäten verfügt.

Damit präsentieren die Autoren eine Lösung, die eine wirtschaftlich attraktive Alternative zum konventionellen Netzausbau darstellt. Durch die Analyse verschiedener Szenarien fanden sie den Beweis, dass dreißig Prozent aller E-Car-Besitzer, die eine flexible Aufladung anwenden, zu einer deutlichen Reduzierung der lokalen Spitzenlast führen würden. Wenn 92,5 Prozent flexibel laden, ist ein Netzausbau unnötig, auch wenn alle in Deutschland ein Elektroauto fahren.Würden die hierfür notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen geschaffen, seien also immense Einsparungen möglich. Es liege jetzt an den Netzbetreibern selbst, aktiv zu werden, um die deutsche Stromversorgung auch künftig sicherzustellen.

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