E-Mobilität muss intelligenter und flexibler werden

Netzausbau anschieben und Ladeinfrastruktur renovieren

Amerikanische Supermärkte bieten der elektro-motorisierten Kundschaft inzwischen kostenloses Laden ihrer Batterien an. Der neue Europachef des US-Ladesäulen-Unternehmens Charge-Point („das weltweit führende und offenste Ladesystem für Elektrofahrzeuge“), Christopher Burghardt, weiß, warum: „Wenn ein Kunde 20 Minuten länger im Geschäft bleibt, bringt das im Schnitt mehr ein, als die zwei oder drei Euro pro Stunde Stromtanken“, sagte er Jutta Maier vom Fachmagazin bizz energy. Die Verweildauer an der Ladesäule werde dadurch verkürzt, dass ab der zweiten Stunde ein hoher kWh-Tarif berechnet werde.

Post-E-Lieferwagen – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

ChargePoint glaube ebenso wie Eon zuerst bei Flottenbetreibern (etwa Stadtwerke mit Bussen oder Müllfahrzeugen), aber auch Zustelldiensten (Post, s. Foto li.), Handelsketten, Hotels und Parkhäuser an einen Durchbruch von E-Mobilität und Ladeinfrastruktur. Über Stadt und Land verteilte einzelne Ladesäulen hätten demgegenüber keine Zukunft, denn die rentierten sich nur, wenn sie ausgelastet seien. E-Autobesitzer laden ihre Fahrzeuge aber zu 80 Prozent zu Hause oder während der Arbeit. Schnellladepunkte hält Burghardt vor allem an Autobahnen oder den Einfahrten in Städte für sinnvoll.

Allerdings drohen einer gemeinsamen Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman und der Münchner TUM School of Management (siehe auch: solarify.eu/blackouts-dank-e-mobility) durch die wachsende E-Mobilität flächendeckende Stromausfälle. Obwohl derzeit nur 1,4 Prozent aller Autos in Deutschland elektrisch sind, wird geschätzt, dass bis 2035 jedes dritte Auto ein E-Auto sein wird. Laut Wyman und TUM führt bereits eine dreißigprozentige Quote von E-Cars zu bundesweiten Stromausfällen. Vor allem vorstädtische Gebiete höherer Affinität zur Elektromobilität könnten schon in den nächsten fünf bis zehn Jahren von Engpässen betroffen sein.

Zauberwort Flexibilität

Um dennoch die Stromversorgung auch in Zukunft sicherzustellen, wird in der Wyman-Studie als Alternative für die 11 Milliarden eine weitaus wirtschaftlichere Alternative zum konventionellen Netzausbau vorgeschlagen: Das Auto soll durch intelligente Steuerung der Ladevorgänge selbst entscheiden, ob der Ladezustand der Batterie ausreicht. Anstatt den Ladevorgang am Abend zu starten und das Fahrzeug während der ganzen Nacht am Stromnetz zu lassen, wird es automatisch geladen, wenn das Netz über ausreichende Kapazitäten verfügt.

Damit präsentieren die Autoren eine wirtschaftlich attraktive Alternative zum konventionellen Netzausbau. Durch die Analyse verschiedener Szenarien fanden sie den Beweis, dass die lokale Spitzenlast schon dann deutlich verringert würde, wenn nur dreißig Prozent aller E-Car-Besitzer flexibel aufladen würden. Ab 92,5 Prozent erübrigt sich der Netzausbau, auch wenn alle ein Elektroauto fahren. Würden die hierfür notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen geschaffen, seien also immense Einsparungen möglich. Es liege jetzt an den Netzbetreibern selbst, aktiv zu werden, um die deutsche Stromversorgung auch künftig sicherzustellen.

E.ONs Drive Plaza

E.ON reagiert auf die Herausforderung mit seiner Stromtankstelle „Drive Plaza“, an der mehrere Fahrzeuge gleichzeitig laden können, ohne dass das Netz belastet wird – und das auch superschnell: von 30 % auf 80 % Akkukapazität in 15 Minuten. Integrierbar sind ein Batteriespeicher zum Netzausgleich sowie ein Solardach.

[note Ganzheitliche Lösung durch die E.ON Drive Plaza: Der entscheidende Vorteil: die Kunden können mehrere Fahrzeuge parallel laden, auch kabellos durch Induktion, ohne dass teure Lastspitzen entstehen. Sichergestellt wird das einmal über die Batterie, die den Bedarf aus dem Netz puffert, sowie eine Software namens IT-Backend, mit der die Ladevorgänge schonend und effizient gesteuert werden. Die Drive Plaza ermöglicht auch die Integration von KWK-Anlagen. Das Lastmanagement ist damit zu jeder Zeit an der Netzkapazität ausgerichtet. Damit liefert das System auch die Grundlage dafür, dass es modular erweiterbar ist. E.ON offeriert Installation, Betrieb, Wartung und Service, sowie die Verwaltung von Nutzern und Zahlungsströmen – schließlich auf Wunsch Lieferung von 100 % zertifiziertem Ökostrom. E.ON hat dafür gemeinsam mit Avacon, Bayernwerk, E.DIS und HanseWerk ein Gemeinschaftsunternehmen namens Charge-ON GmbH gegründet, das hinter der Marke E.ON Drive stehe. Das 50-köpfige Team von Charge-ON mache den Einstieg in das Thema E-Mobility „ganz einfach“: individuelle Produkt- und Förderberatung, modellflexible Ladestationen und eine All-Inclusive-Versorgung – man bietet für jeden Anspruch die richtige Lösung (nach: eon-drive.de/driveplaza.]

Milliarden für den Netzausbau

E.ON registriert derzeit eine hohe Nachfrage von Unternehmen aus dem Einzelhandel oder der Hotelbranche. Das KfW-Ladesäulen-Förderprogramm der Bundesregierung rege zudem das Interesse an. E.ON hat bereits rund 500.000 dezentrale Energieerzeuger ins Netz integriert, die nach Bedarf hoch- oder abgeregelt werden können. Allerdings wird in den Städten im Gegensatz zum Land mehr Strom verbraucht, als Versorger aus dezentralen Anlagen einspeisen können. E.ON investiert zudem nach eigenen Angaben mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr in den Netzausbau. Mithilfe von IT können EVU und Netzbetreiber die Infrastruktur und nötige Investitionen besser planen und durch von Smart Meter besser regeln.

In einem ChargePoint-Zukunfts-Szenario sind die Ladesäulen aller Geschäftskunden in einem Cloud-Netzwerk vereint. Will ein E-Autofahrer etwa essen gehen, zeigt ihm die ChargePoint-App ein Restaurant mit verfügbarer Ladesäule an. Jutta Maier: „Die Kunden erwerben die Ladesäulen und zahlen zusätzlich für das ‚Rundum-Sorglos-Paket‘, wie es Burghardt nennt, eine Monats- oder Jahresgebühr. Für den Markteintritt in Europa sammelte ChargePoint über eine von Daimler angeführte Finanzierungsrunde mehr als 100 Millionen Euro ein. In Großbritannien baute das Unternehmen mit dem Ladesäulenbetreiber Instaport 600 Schnellladestationen auf. Nun wollen die Kalifornier auch auf den deutschen Markt gehen, allerdings gibt es bisher nur eine erste Kooperation mit dem Tankstellen-Bauer Tokheim Service Group.“

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