Redispatchkosten stiegen 2017 auf 1,4 Mrd. €

Verbraucher zahlen dafür, dass Schmutz-Kohlestrom Netze verstopft

Die Gesamtkosten der Netzstabilisierung im Rahmen der Versorgungssicherheit (s. solarify.eu/versorgungssicherheit) sind 2017 auf 1,4 Milliarden Euro gestiegen. Nach Auswertungen der Bundesnetzagentur trägt die Thüringer Strombrücke zwar zur Senkung dieser sogenannten Redispatchkosten (siehe: solarify.eu/einspeisemanagement) bei – 2017 sei jedoch insgesamt ein deutlicher Anstieg der Maßnahmen auf rund 10.200 GWh zu verzeichnen gewesen. Eine Rekordmenge von 5.518 Gigawattstunden Strom aus Erneuerbaren-Anlagen sei abgeregelt worden. Alle reden derweil vom Netzausbau, kaum jemand davon, dass der nach dem Kohleausstieg überflüssig werden könnte.

Die angeforderte Erhöhung der Einspeisung durch Markt- und Reservekraftwerke lag bei 10.238 GWh. Das gesamte Redispatchvolumen sei damit auf 20.439 GWh angestiegen. Die Abregelung Erneuerbarer Energieträger durch Einspeisemanagement-Maßnahmen (EinsMan) stieg auf 5.518 GWh an (2015: 4.722 GWh; 2016: 3.743 GWh).

Redispatch-Bericht 2017 der Bundesnetzagentur

„Nur der Netzausbau kann langfristig die hohen Kosten für die Netz- und Systemsicherheit senken“, erklärte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, anlässlich der Vorstellung des Berichts zu Netz- und Systemsicherheitsmaßnahmen. Nach einem Rückgang 2016 sei die Zahl der Maßnahmen im vergangenen Jahr wieder stark angestiegen. Die Menge der Abregelungen habe sich auf 10.200 Gigawattstunden erhöht und die angeforderte Erhöhung der Einspeisung durch Markt- und Reservekraftwerke bei etwa 10.238 Gigawattstunden gelegen. Das Gesamtvolumen für Redipatchmaßnahmen betrug demnach 20.439 Gigawattstunden. Zugleich habe sich die Abregelung erneuerbarer Anlagen durch Einspeisemanagement-Maßnahmen auf den Rekordwert von 5.518 Gigawattstunden erhöht.

Die Hauptursache für die erneut gestiegenen Kosten sind nach Auffassung der Bundesnetzagentur die Veränderungen der Erzeugung und die gleichzeitigen Verzögerungen im Netzausbau, wenn auch durch die Thüringer Strombrücke seit September 2017 der Redispatchbedarfs in Q4 verringert worden sei. Für den neuen Höchststand sei denn auch das erste Quartal 2017 maßgebend gewesen. Trotz geringer Windeinspeisung hätten unter anderem eine ungewöhnliche Lastflusssituation in Deutschland und eine europaweite Kälteperiode zu einer starken Belastung der Stromnetze geführt. Dazu sei 2017 nach Angaben der Übertragungsnetzbetreiber das Jahr mit der bislang höchsten Einspeisung aus Windenergieanlagen gewesen. Im windreichen vierten Quartal sei zudem die bislang höchste Menge an Erneuerbaren Energien abgeregelt worden, zunehmend aus Offshore-Windparks. (Nach: Sandra Enkhardt in pv-magazine.de/redispatchkosten-steigen-auf-14-milliarden-euro-2017).

Schmutz-Kohlestrom verstopft Netze.

„Es ist nichts als eine schlechte Ausrede, wegen des schleppenden Ausbaus der Stromnetze die Erneuerbaren Energien zu bremsen. Längst ist bekannt, dass durch Reformen des Regelenergiemarktes viel weniger Kohlestrom die knappen Leitungen verstopfen würde. Außerdem hat die Bundesregierung selbst bislang viel zu wenig getan, um den Netzausbau voranzutreiben. Es ist Aufgabe der Bundesregierung, für Klarheit zu sorgen. Der Bedarf an Stromleitungen muss leicht nachvollziehbar geprüft werden können. Eine klare Ausrichtung des Stromnetzausbaus an den Zielen von Energiewende und Klimaschutz würde diese Klarheit schaffen. Es ist auch höchste Zeit, den Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. Dafür müssen wir keinesfalls auf die neuen Stromleitungen warten. Vielmehr gilt es die zahlreichen Möglichkeiten zur optimierten Nutzung bestehender Stromnetze zeitnah auszuschöpfen und die technischen Innovationen sowie die Digitalisierung auch im Verteilnetz viel schneller und breiter in die Anwendung zu bringen. Denn regionale Netzengpässe könnten abgemildert und das Abschalten von Windparks reduziert werden, wenn Kohlestrom zu Starkwindzeiten reduziert und kurzfristig auftretende Stromerzeugungsspitzen einer sinnvollen Nutzung zugeführt würden. All diese nicht ausgeschöpften Möglichkeiten zeigen: mangelnde Netzkapazitäten zum Vorwand zu nehmen, um den Ausbau erneuerbarer Energien zu bremsen ist falsch. Und fatal ist es auch.“ Nach: dipbt.bundestag.de/1902109

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