IASS: Klima-Geoengineering kann COP21 nicht retten

Aber Klimaziele mit drastischen CO2-Reduktionen noch erreichbar

Um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden, soll das Pariser Klimaabkommen die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad und möglichst auf 1,5° begrenzen. Das ist nur möglich, wenn die Staaten ihre Emissionen erheblich stärker reduzieren, als sie es bisher im Rahmen des Abkommens zugesagt haben. Wäre Klima-Geoengineering ein Plan B, falls dies nicht gelingt? Davon seien die vorgeschlagenen Technologien weit entfernt, schreibt ein Autorenteam um IASS-Direktor Mark Lawrence in Nature Communications.

Um die Zwei-Grad-Grenze nicht zu überschreiten, müssten die Emissionen von CO2 und anderer Treibhausgase um rund 50 Prozent pro Jahrzehnt sinken. – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Um die Zwei-Grad-Grenze nicht zu überschreiten, müssten die Emissionen von CO2 und anderer Treibhausgase um rund 50  Prozent pro Jahrzehnt sinken. Dafür sind die Selbstverpflichtungen der Staaten bei weitem nicht ehrgeizig genug: Würden sie eingehalten, bleibe die Summe der globalen CO2-Emissionen bis 2030 konstant oder steige sogar. Diese Diskrepanz hat zu einer verstärkten Diskussion über die Chancen und Risiken von gezielten Eingriffen ins Klima geführt. Diese sogenannten Klima-Geoengineering-Techniken zielen auf das Entfernen von CO2 aus der Atmosphäre, eine höhere Reflexion von Sonnenlicht oder eine größere Durchlässigkeit der infraroten Erdstrahlung durch Zirruswolken ab.

Doch mit jeder dieser Technologien sind zahlreiche Unsicherheiten verbunden. Es bedarf laut den Autorinnen und Autoren noch umfangreicher Forschung, um das Kühlungspotenzial jeder Technologie sowie die Kosten und Risiken für die Erdsysteme und die Gesellschaft genauer einzuschätzen. Hinzu kämen bei vielen Technologien Investitionen in enorme Infrastrukturen und Ressourcen sowie komplexe internationale Regulierungen.

Deutlich weniger Emissionen einziger Weg, COP21-Ziele zu erreichen

„Keine der vorgeschlagenen Klima-Geoengineering-Techniken könnte realistisch innerhalb der nächsten Jahrzehnte in globalem Maßstab eingesetzt werden. Das heißt, man kann nicht damit rechnen, dass sie einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen des 2-Grad-Ziels – geschweige denn des 1,5-Grad-Ziels – leisten könnten“, sagt Leitautor Mark Lawrence. Sollten Klima-Geoengineering-Technologien je Anwendungsreife erreichen, dann mit hoher Wahrscheinlichkeit erst in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts. Eine deutliche Senkung der Emissionen von CO2 und anderen klimawirksamen Stoffen sei derzeit der einzig zuverlässige Weg, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.

Kritischer Diskurs verhindert falsche Hoffnungen

Das Autorenteam untersucht in seinem Artikel nicht nur die technischen Kapazitäten verschiedener Vorschläge, sondern äußert sich auch kritisch zur politischen Lage und zum öffentlichen Diskurs über Klima-Geoengineering. „Durch die verstärkte Präsenz in den Medien und in klimapolitischen Debatten dringt Klima-Geoengineering bereits in die kollektive Vorstellungskraft ein“, so Co-Autor Stefan Schäfer vom IASS. „Wenn es dabei zu einer unkritischen Betrachtung kommt, besteht die Gefahr, dass es zunehmend als Alternative zu Emissionsminderungen gilt.“ Zu einer realistischen Einschätzung könne nur ein kontroverser und offener Diskurs führen, untermauert mit soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen, wie sie etwa das spp-climate-engineering.de/focus-program.html hervorbringt – dieses im Mai 2013 gestartete Schwerpunktprogramm 1689 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) untersucht die Risiken und Nebenwirkungen von „Climate Engineering“. Veranstaltungen wie die vom IASS 2014 und 2017 organisierten internationalen Climate Engineering-Konferenzen (ce-conference.org/) binden verschiedene gesellschaftliche Gruppen in den Diskurs ein.

->Quellen: