Energieverbrauch und CO2-Ausstoß gesunken

AGEB: Geringster Verbrauch seit Anfang der 70er Jahre – AEE relativiert

Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2018 deutlich zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen. Laut AGEB sank der Verbrauch gegenüber dem Vorjahr um 5 Prozent auf 12.900 Petajoule (PJ) beziehungsweise 440,2 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Damit liege der Energieverbrauch in Deutschland auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1970er Jahre.

Da die Verbrauchsrückgänge alle fossilen Energieträger betreffen, Zuwächse dagegen nur bei den erneuerbaren Energien zu verzeichnen seien, geht die AG Energiebilanzen von einem Rückgang bei den energiebedingten CO2-Emissionen in einer Größenordnung von 6 Prozent aus.

Für den geringeren Energieverbrauch in Deutschland macht die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen vor allem die gestiegenen Preise, die milde Witterung sowie Verbesserungen bei der Energieeffizienz verantwortlich.

Die verbrauchssteigernde Wirkung der Faktoren Konjunktur und Bevölkerungszuwachs seien dagegen 2018 in den Hintergrund getreten. Ohne den verbrauchssenkenden Einfluss der milden Witterung hätte der Verbrauch laut AGEB um knapp 4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres gelegen.

AEE analysiert Energieverbrauch und Treibhausgasausstoß in den Bundesländern

Einen differenzierten Blick in die einzelnen Bundesländer wirft unterdessen die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), die in einem aktuellen Hintergrundpapier Höhe, Struktur und Entwicklung des Primärenergieverbrauchs in den jeweiligen Ländern sowie die daraus resultierenden Treibhausgasemissionen analysiert. Insgesamt seien vor allem Mineralölprodukte und die Braunkohlenutzung die größten Faktoren beim Treibhausgasausstoß. Es brauche daher entschiedene Anstrengungen bei der Verkehrswende sowie beim Ersatz alter Ölheizungen durch klimafreundliche Lösungen. Vor allem NRW sei durch seinen hohen Energieverbrauch und den daraus resultierenden hohen Treibhausgasausstoß ein Schlüsselland der Energiewende.

Die deutschen Bundesländer unterscheiden sich laut AEE stark. Nicht nur Fläche und Einwohnerzahl variieren dabei, sondern auch die Struktur von Wirtschaft und Energieversorgung. Um die Energiewende und die Klimaschutzziele dennoch erfolgreich umzusetzen, brauche es eine Zusammenarbeit aller Regionen.

Auf dem Weg zur Energiewende seien die einzelnen Länder bislang sehr unterschiedlich weit vorangekommen. Der Anteil Erneuerbarer Energien am jeweiligen Primärenergieverbrauch (PEV) habe deshalb 2015 zwischen vier und über 40 Prozent gelegen. Den höchsten Wert erreiche dabei Mecklenburg-Vorpommern. Das Land im Nordosten Deutschlands liege mit deutlichem Abstand vor Thüringen und Schleswig-Holstein, die Anteile von 24 bzw. 23 Prozent aufwiesen. Den geringsten Wert verzeichne Berlin, aber auch das Saarland, Hamburg und Nordrhein-Westfalen kämen auf Anteilswerte von weniger als fünf Prozent. Unter den Erneuerbaren dominiere im Regelfall die Bioenergie, lediglich in Schleswig-Holstein habe die Windenergie den größten Anteil. Insgesamt jedoch machten in den meisten Bundesländern weiterhin Mineralölprodukte den größten Teil des Kuchens aus.

Öl und Kohle als Hauptproblem beim Klimaschutz

„Die Struktur des Energieverbrauchs in Deutschland und den Ländern zeigt, dass es verlässlicher Anreize bedarf, um unser Energiesystem umfassend zu dekarbonisieren“, bewertet Nils Boenigk, kommissarischer Geschäftsführer der AEE, die Zahlen. Die Erneuerbaren-Anteile müssten deutlich wachsen. „Natürlich braucht es dazu auch weiter die flexible und in allen Bereichen einsetzbare Bioenergie. Es muss uns aber auch gelingen, Wind- und Solarstrom als die Technologien mit dem größten Ausbaupotenzial mittels Sektorenkopplung verstärkt für Wärme- und Mobilitätszwecke zu nutzen“, so Boenigk. Nicht nur der Energieverbrauch lasse sich in seiner Struktur aufgliedern, auch die CO2-Emissionen könnten auf die Nutzung der einzelnen (fossilen) Energieträger zurückgeführt werden: So resultiere aus der umfangreichen Verwendung von Mineralölprodukten beim PEV auch der größte Anteil der CO2-Emissionen in den Bundesländern.

Ein Sonderfall seien die Länder, in denen noch größere Braunkohle-Abbaugebiete liegen. In NRW (Zahlen für 2014, keine aktuelleren Daten verfügbar), in Sachsen-Anhalt, in Brandenburg und in Sachsen würde der jeweilige energiebedingte CO2-Ausstoß am stärksten durch die Braunkohle geprägt, in Sachsen und Brandenburg sogar zu fast zwei Dritteln. Allein die aus der Braunkohle resultierenden CO2-Emissionen in NRW wären sogar höher gewesen als der jeweils gesamte energiebedingte Treibhausgasausstoß in den anderen Ländern. Auch gemessen an der Einwohnerzahl weise Brandenburg die höchsten energiebedingten CO2-Emissionen auf, noch vor den stark durch die Steinkohlenutzung geprägten Ländern Saarland und Bremen. „Die Nutzung von Braunkohle zur Stromerzeugung und die Nutzung von Öl für Wärme und Verkehr sind die größten Treibhausgasursachen in Deutschland“, so Boenigk. „Wir müssen jetzt gegensteuern, sonst setzen wir die Zukunft unserer Kinder aufs Spiel.“

Reduktionsentwicklung eingeschlafen oder rückläufig

Insgesamt hätten in Deutschland bereits Erfolge bei der Reduktion von Treibhausgasen verzeichnet werden können. Ein genauer Blick auf die Entwicklung zeige jedoch, dass die größten Reduktionen in den 1990er-Jahren, durch den Zusammenbruch der Industrie in der ehemaligen DDR, und in geringerem Maße noch in der ersten Dekade des aktuellen Jahrhunderts erreicht worden seien. Inzwischen seien in einigen Bundesländern die energiebedingten Treibhausgasemissionen sogar wieder gestiegen. Vor allem in Hamburg sorge die Inbetriebnahme eines neuen Steinkohlekraftwerks für deutliche Emissionssteigerungen. Der CO2-Ausstoß aus dem PEV liege hier inzwischen deutlich höher als noch 1990.

Die größten Treibhausgasminderungen würden indes von Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen erbracht – nicht zuletzt wegen Schließung von Braunkohle-Anlagen beziehungsweise deutliche Effizienzsteigerungen dieser. „Die Braunkohleländer haben schon erheblich zu den bisher erreichten Emissionsreduktionen beigetragen. Das muss anerkannt werden und zeigt gleichzeitig, dass nur mit zeitnahen Einschnitten bei der Braunkohlenutzung der Klimaschutzweg weiter beschritten werden kann“, kommentiert Boenigk die Entwicklungen. „Durch den Ausbau der Erneuerbarer Energien können sich in traditionellen Energieregionen neue wirtschaftliche Chancen ergeben. Dies belegen unzählige Städte und Landkreise tagtäglich.“

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