„Ich glaube nicht an das Ende des Verbrennungsmotors“

Schweizer Experte befürchtet das gleiche „Desaster wie beim Dieselskandal“

Doppelauspuff, keinen Bagatell-CO2-Wert verheißend – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Laut den neuen EU-Grenzwerte müssen die CO2-Emissionen (damit auch der Verbrauch von Autos) bis 2030 um 37,5 Prozent sinken. Statt einheitlicher absoluter Vorgaben für alle Autohersteller gilt dagegen der durchschnittliche Verbrauch der im Jahr 2021 verkauften Autos je Hersteller als Referenzgröße mit der Folge, dass künftig Kleinwagen-Hersteller relativ mehr um Verbrauchsreduktionen bemühen müssen als die großer SUV und Sportwagen. Die EU behandelt zudem batteriebetriebene Fahrzeuge nach wie vor als CO2-frei, zu Unrecht, denn der europäische Strommix immer noch rund 40 Prozent Fossil-Strom enthält. Mit den strengen Grenzwerten werde zwar das Gesetz erfüllt, sagt Christian Bach, Forscher für klimafreundliche Mobilität an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) am 12.01.2019 in der Neuen Zürcher Zeitung am Sonntag, das Ziel werde aber verfehlt.

Bach glaubt nicht, dass die EU mit Verbrennungsmotoren ihr Ziel erreichen wird, die Autohersteller zu verpflichten, den CO2-Ausstoss von Neuwagen zwischen 2021 und 2030 um 37,5 Prozent zu senken – nicht einmal mit Hybridantrieben. Wichtiger ist ihm, den Wechsel von fossiler zu Erneuerbarer Energie zu schaffen. „Das wäre für die CO2-Reduktion viel wichtiger“. Allerdings glaubt er auch nicht an des Ende des Verbrennungsmotors. Er sieht Grünstrom als Ausgangsenergie für die Mobilität. Denn: man könne mit ihm Batterien aufladen oder mit Elektrolyse Wasserstoff und CO2 synthetische Treibstoffe herstellen. Für Bach ist „nicht etwa die Antriebstechnik, sondern die verwendete Energie“ entscheidend.

E-Autos bevorzugt

Weil die Flottengrenzwerte aber nur die CO2-Emissionen des Fahrzeugs zum Ziel haben, bevorzugen sie Elektroautos. Deshalb befürchtet Bach das gleiche „Desaster wie beim Dieselskandal“. Ein zentrales Ziel der  Abgasvorschriften sei zwar gewesen, die Stickoxidemissionen von Dieseln zu senken. Aber dieses Ziel sei verfehlt worden, weil keine Straßenmessungen und keine Offenlegung der Abgasreinigungsfunktionen verlangt worden seien. Und, wenn bei den CO2-Emissionen jetzt nicht auf die Stromquellen geachtet werde und darauf, wie die Treibstoffe erzeugt würden, blieben erneut wichtige Elemente vernachlässigt, die dafür entscheidend seien, ob die gesteckten Ziele erreicht würden, zumal jedes Elektrofahrzeug automatisch als CO2-frei eingestuft werde, und „weil Plug-in-Hybridfahrzeuge, deren Batterie man an der Steckdose laden kann, vom Gesetzgeber ebenfalls deutlich zu positiv eingestuft werden“.

Dazu kommt, dass Flottengrenzwerte weder den Anteil fossil erzeugten Stroms noch die Laufleistung der Fahrzeuge berücksichtigen; dies könne zur Folge haben, dass viele Kurzstreckenfahrzeuge CO2-arm würden. Damit  würden zwar die Flottengrenzwerte erreicht, aber „auf den Langstrecken würden weiterhin fossil betriebene Benzin- und Dieselautos sowie Plug-in-Hybride fahren, die nur auf dem Papier niedrige Emissionen erreichen. Dann haben wir wieder den Fall des Dieselskandals: Gesetz erfüllt, Ziel verfehlt.“

Bach fordert, einerseits die gesamte Ökobilanz – und nicht  nur den Auspuff – anzuschauen, und andererseits, dass man es den Herstellern ermöglicht, ihre Fahrzeuge mit Erneuerbarer Energie zu zertifizieren.

->Quelle und vollständiger Beitrag: nzzas.nzz.ch/neue-co2-grenzwerte-fuer-autos-desaster-wie-beim-dieselskandal