Wenn das E-Auto Geld verdient

Nissan Leaf dient als Energiespeicher und -quelle

Ein Elektroauto ist in der Anschaffung teurer als vergleichbare Modelle mit Verbrennungsmotor und auch den Strom gibt es nicht kostenlos. Doch ein Elektroauto könne Teil des Energiemarktes werden und dadurch Geld verdienen, erklärt das Technologieunternehmen The Mobility House. Dieser Ausblick auf die Zukunft sei mit dem V2G-Pilotprojekt von Enervie in Hagen ein Stück weit Realität geworden. V2G stehe für Vehicle to Grid. Die Batterie eines Nissan Leafs diene, sobald das Fahrzeug an die Ladesäule angeschlossen ist, als Energiespeicher und -quelle.

„Damit zeigen wir, dass die Einbindung von E-Autos in die Primärregelleistung technisch als auch wirtschaftlich sinnvoll ist“, sagt Thomas Raffeiner, Gründer und CEO von The Mobility House (TMH) aus München. Das Firmenfahrzeug steht auf dem Parkplatz des Energieversorgers Enervie in Hagen. Als Teil der Primäregelleistung nehme das E-Auto innerhalb von Sekunden überschüssige Energie aus dem Stromnetz auf oder speise sie ein, je nach Bedarf. Die schnelle Reaktionsfähigkeit werde von den Übertragungsnetzbetreibern entlohnt, weil damit das Stromnetz stabil gehalten werde. Stromausfälle blieben eine Ausnahme.

Mehr Einnahmen als Ausgaben für den Strom

„Wir haben mit dem Fahrzeug eine Woche lang acht Kilowatt Leistung angeboten und damit 20 Euro verdient“, sagt Marcus Fendt, Geschäftsführer von TMH nicht ohne Stolz. Die Summe erscheine auf den ersten Blick niedrig. Doch handele es sich um ein einziges Auto, das seine Speicherleistung zur Verfügung stelle. „Bei 50 Wochen wären es 1.000 Euro“, rechnet Fendt vor. Damit dürfe die benötigte Jahresstrommenge, die ein E-Auto verfahre, mehr als gedeckt sein. Insbesondere für Betreiber von Flotten sei die V2G-Technologie interessant. Mehr Autos bedeuteten mehr Speicherleistung, und bei Firmenfahrzeugen seien Standzeiten am Wochenende oder zu Urlaubszeiten gut planbar. Die Bezahlung für Primärregelleistung werde in einem Versteigerungsverfahren wochenweise ermittelt. Ab 2019 erfolge die Vergabe tageweise, was dem Besitzer mehr Flexibilität in der Fahrzeugnutzung bringe.

Bis aus der Premiere in Hagen ein Alltagesgeschäft für jeden Fahrer eines Elektroautos werde, werde es noch etwas dauern. Die Preise für die Ladetechnik als auch regulatorische Hürden bildeten noch Hindernisse. Doch im gewerblichen Bereich, wo größere Flotten im Einsatz sind, würden wir schon bald V2G in der praktischen Anwendung sehen, ist Fendt überzeugt. Den Einwand, dass mit der häufigeren Be- und Entladung der Batterie die Lebensdauer verkürzt werde, lasse er nicht gelten. „Wir haben gerade in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München gezeigt, wie man durch Lademanagement die Lebensdauer positiv beeinflussen kann“, sagt er.

Netzstabilität und Netzausbau

Langfristig gedacht, solle nicht jedes E-Auto Teil der Primärregelleistung werden. Das Stromnetz zu stabilisieren und zu entlasten, sei eine ebenso wichtige Funktion. Je mehr Autos Überschüsse aus dem Netz aufnähmen, die nicht transportiert werden können und erst wieder ans Netz abgeben, wenn Kapazitäten frei sind, vermindere das Volumen des Netzausbaus. In Hagen sei die Pilotphase inzwischen beendet. Der Nissan Leaf sei nun im Regelbetrieb als Batteriespeicher. Sobald der CHAdeMO Stecker vorn im Fahrzeug steckt, stabilisiere der weiße Wagen das deutsche Stromnetz.

-> Quelle: mobilityhouse.com/e-auto-verdient-geld.html/