Klimaneutralität 2050 schafft Klarheit und erfordert neue Herangehensweisen

Statement von dena-Chef Kuhlmann zum EU-Gipfel in Brüssel

„Das ist eine wichtige Richtungsentscheidung der Bundesregierung. Das Ziel ist ambitioniert und schafft Klarheit für die Ausrichtung der Energiewende. Gleichzeitig fordert es uns heraus, über neue Herangehensweisen nachzudenken. Der Fokus in der deutschen Klimaschutzpolitik wird sich verschieben: Bisher ging es vor allem um Kohlenstoffquellen und die Vermeidung von Treibhausgasemissionen. Das bleibt wichtig, aber jetzt geht es auch um Kohlenstoffsenken und das Binden von Kohlenstoff in Produktionszyklen und im Ressourcenmanagement.

dena-Leitstudie – Titel © dena

Bereits in der Leitstudie „Integrierte Energiewende“ habe die dena deutlich herausgearbeitet, dass das Klimaziel präzisiert werden solle. Denn je nachdem, welches Ziel Deutschland bis 2050 erreichen solle, ergäben sich bereits für die Entscheidungen in der aktuellen Legislaturperiode und die Entwicklung bis 2030 unterschiedliche Weichenstellungen. Der bisher geltende Zielkorridor von 80 bis 95 Prozent weniger Treibhausgasemissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 sei dafür zu breit angelegt, so Kuhlmann weiter.

Klimaneutralität bis 2050 bedeute für Deutschland, dass die drei Säulen der Energiewende – Energieeffizienz, erneuerbarer Strom und synthetische, erneuerbare Kraft- und Brennstoffe (Powerfuels) – vehement weiterentwickelt und ausgebaut werden müssten. Dafür sei vor allem ein neuer ökonomischer Rahmen notwendig, der das System aus Steuern, Abgaben und Umlagen konsequent auf die Reduzierung von Emissionen ausrichte und Wettbewerb und Innovationen anstoße. Gleichzeitig bekomme die Akzeptanzfrage noch größeres Gewicht. Ehrgeizigere Klimaziele bedeuteten auch mehr Veränderung. Umso mehr bräuchten wir eine gesamtgesellschaftliche Diskussion darüber, wie wir die Klimaschutzziele erreichen wollen, mahnt der dena-Chef.

„Hinzu kommt, dass wir uns mehr Gedanken über andere Politikfelder wie Agrar- und Forstwirtschaft, Ressourcenmanagement und Kreislaufwirtschaft machen müssen. Die Rolle der Biomasse insgesamt zum Beispiel bedarf einer neuen Bewertung. Zudem gilt: Vor allem für manche Industrieprozesse sind heute noch keine Lösungen auf Basis von erneuerbaren Energien in Sicht. Angesichts von Investitionszyklen von bis zu 30 Jahren, zum Beispiel in der Stahl- und Chemieindustrie, sollte jetzt in die Entwicklung neuer Verfahren investiert werden. Auch über Technologien wie die Abscheidung und Speicherung oder Nutzung von CO2 (Carbon Capture and Storage, Carbon Capture and Usage) müssen wir neu diskutieren, insbesondere über Verfahren, CO2 durch chemische Prozesse direkt aus der Luft zu filtern. Wichtig ist schließlich, dass wir uns auf Lösungen konzentrieren und Innovationen voranbringen“, so Kuhlmann weiter.

Es gebe viele Möglichkeiten, das Klima zu schützen. Neben der Energiewende zählten auch Dinge wie Ernährung, Landnutzung, Müllervermeidung und Bildung dazu. Viele junge Unternehmen auf der ganzen Welt arbeiteten bereits an neuen Geschäftsmodellen für Energiewende und Klimaschutz. Deutschland könne hier als Technologie- und Industrieland einen starken Beitrag leisten. Die Entscheidung für Klimaneutralität bis 2050 sei dafür ein gutes Zeichen. Sie werde ein neues Kapitel in der deutschen Klimapolitik aufschlagen. Die dena werde diesen Prozess intensiv begleiten, verspricht der dena-Chef.

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