Reallabore voll im Trend

Neuer In Brief vom Wuppertal-Institut zum vielversprechenden Forschungsformat erschienen

Seit fünf Jahren werden Reallabore immer populärer. Das Wuppertal Institut prägte den Weg des Forschungsformats entscheidend mit. Welche Perspektiven eröffnen Reallabore für die künftige Forschung? Antworten darauf geben die Mitglieder des Wuppertal Instituts einer Pressemitteilung vom 18.06.2019 zufolge im neuen In Brief.

„Reallabore sind ein wichtiger Ansatz zur Förderung einer reflexiven Wissensgesellschaft, die Innovation, Partizipation und gesellschaftlichen Machtausgleich integriert. Die Idee des Reallabors knüpft an die experimentelle Wende in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften an. Es bestehen enge Verbindungen zu Konzepten der Feld- und Aktionsforschung“, so Instituts-Präsident Prof. Uwe Schneidewind. Reallabore seien Experimentierräume, in denen das Entwickeln, Erproben und Erforschen nachhaltiger, zukunftsfähiger Lösungen im Fokus stehe.

Forschende und Praxisakteure wie beispielsweise die Zivilgesellschaft ziehen dabei an einem Strang. Sie nehmen mit verschiedenen Kompetenzen unterschiedliche Rollen ein, arbeiten aber auf Augenhöhe zusammen. Das eröffnet einen neuen Blick und schafft einen ganzheitlichen Ansatz. Teilnehmende können gewohnte Denkmuster über Bord werfen, partizipativ und kooperativ Transformationsprozesse anstoßen und wissenschaftliche wie gesellschaftliche Lernprozesse verstetigen. Reallabore übertragen so den naturwissenschaftlichen Labor-Begriff in die Analyse gesellschaftlicher und politischer Prozesse.

Das Wuppertal Institut hat das Reallabore-Format maßgeblich mitgestaltet und geprägt. Dies zeigt unter anderem die gemeinsame Gründung des Netzwerks „Reallabore der Nachhaltigkeit“ des Karlsruher Instituts für Technologie, des Wuppertal Instituts, der Leuphana Universität Lüneburg und des Ecological Reserach Network (Ecornet) – siehe solarify.eu/netzwerk-reallabore-der-nachhaltigkeit-gegruendet – und: solarify.eu/energie-wende-jetzt. Das Netzwerk versteht sich als Plattform über und für Reallabore, die im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung forschen und handeln – und lädt zum Mitmachen ein.

Perspektiven für die zukünftige Forschung

Im neuen In Brief „Reallabore – Perspektiven für ein Forschungsformat im Aufwind“ blickt das Autorenteam auf die künftige Forschung in Reallaboren und stellt drei Themen in den Fokus:

  • Kerncharakteristika von Reallaboren
    Die Autorinnen und Autoren fordern die Besinnung auf die inzwischen etablierten Kerncharakteristika der Reallabor-Idee.
  • Kapazitätsaufbau im Wissenschaftssystem
    Netzwerkstrukturen wie das neu geschaffene „Netzwerk Reallabore“ sollen den Capacity-Aufbau im Wissenschaftssystem begleiten. Mit diesem Kapazitätsaufbau sind die Entwicklung methodischer Standards, Verfahren der Qualitätssicherung, Trainings- und Qualifizierungsmaßnahmen sowohl für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als auch Praxisakteure in Reallaboren gemeint.
  • Reallabore als Forschungsinfrastrukturen etablieren
    Die Autorinnen und Autoren plädieren für einen langfristig angelegten Aufbau von Ressourcen, da Forschung in Reallaboren auch Beziehungs- und Vertrauenskapital zwischen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Akteuren erfordert.

Für die Transformationsforschung des Wuppertal Instituts ist die Arbeit in Reallaboren deswegen so bedeutsam, weil mit ihr Veränderungsprozesse in allen vier Dimensionen der sogenannten Zukunftskunst, also der transformativen Zukunftsgestaltung, angestoßen und untersucht werden können – ganz gleich, ob technologische, ökonomische, institutionelle sowie kulturelle Veränderungsprozesse.

Das Wuppertal Institut erforscht und entwickelt Leitbilder, Strategien und Instrumente für Übergänge zu einer nachhaltigen Entwicklung auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Im Zentrum stehen Ressourcen-, Klima- und Energieherausforderungen in ihren Wechselwirkungen mit Wirtschaft und Gesellschaft. Die Analyse und Induzierung von Innovationen zur Entkopplung von Naturverbrauch und Wohlstandsentwicklung bilden einen Schwerpunkt seiner Forschung. Im Fokus der Forschung des Wuppertal Instituts stehen Transformationsprozesse zu einer Nachhaltigen Entwicklung. Die Forschungsarbeiten hierzu bauen auf disziplinären wissenschaftlichen Erkenntnissen auf und verbinden diese bei der transdisziplinären Bearbeitung komplexer Nachhaltigkeitsprobleme zu praxisrelevanten und akteursbezogenen Lösungsbeiträgen. Problem, Lösungsansatz und Netzwerke sind dabei gleichermaßen global, national sowie regional/lokal ausgerichtet.

->Quellen und weitere Informationen: