Nachfrage nach Ökostrom steigt

Verbraucher-Einbindung in die Umsetzung der Energiewende

Angebot und Nachfrage von Ökostrom steigen seit Jahren kontinuierlich. Die Zahl der Ökostromprodukte ist von 810 im Jahr 2013 auf 1.157 Produkte im Jahr 2017 gestiegen. Knapp 80 Prozent der Stromanbieter führten 2017 mindestens ein Ökostromprodukt im Angebot. Gleichzeitig ist die Stromkennzeichnung kaum bekannt und kann aktuell wenig Wirkung entfalten. Das zeigt die am 16.08.2019 veröffentlichte „Marktanalyse Ökostrom II“ des UmweltBundesamtes.

Die Stromkennzeichnung müsse aber verständlicher und bekannter werden, um Wirkung zu entfalten, mahnt das UBA an. Für Verbraucher habe die Zusammensetzung des Stromproduktes und dessen Preis eine gleichgewichtige Bedeutung, so die repräsentativen Ergebnisse. Label fänden Beachtung und darüber hinaus scheine Regionalität beim Strombezug eine zunehmende Rolle zu spielen.

Aktuell sei der Blick auf die EEG-Altanlagen und neue Anlagen ohne Förderung besonders wichtig. Die Anzahl Erzeugungsanlagen ohne eine EEG-Vergütung werde zunehmen, damit werde neues Potenzial für Herkunftsnachweise eröffnet, heißt es weiter.

Wind und PV im deutschen Solar Valley – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Zukünftig könnten Herkunftsnachweise auch einen Beitrag zur Energiewende leisten

Falls Herkunftsnachweise ein hohes und stabileres Preisniveau erreichten, welches zum Beispiel im Rahmen langfristiger Lieferverträge zu einem relativ verlässlich kalkulierbaren Gewinn werden könnte, würden sich der Stellenwert der Herkunftsnachweise und deren Beitrag zur Energiewende ändern. Das Ziel einiger Ökostromsiegel, mit dem Bezug von Ökostrom die Errichtung neuer Anlagen jenseits der Förderung anzureizen, könnte sich unter diesem Gesichtspunkt in den kommenden Jahren leichter erfüllen lassen.

Der Markt für Herkunftsnachweise in Deutschland sei geprägt von stabilen Handelsbeziehungen, hinsichtlich der Preisbildung sei er jedoch unberechenbar. Nach wie vor stammten die in Deutschland entwerteten Herkunftsnachweise annähernd zur Hälfte aus Norwegen und zu über 90 Prozent aus Wasserkraft. Nur neun Prozent der gesamten Entwertungsmenge 2017 stammten aus europäischen Anlagen außerhalb von Deutschland, die eine Vergütung bzw. Förderung in Anspruch nähmen. Der Anteil von Herkunftsnachweisen aus Anlagen, die jünger als sechs Jahre seien, sei mit 5 Prozent gering, daher seien die Preise für Strombezug aus „Neuanlagen“ häufig deutlich höher.

Zielgruppe kleine und mittlere Unternehmen sollten als potenzielle Ökostromkunden stärker in den Blick genommen werden

Ökostrombezug von kleinen und mittleren Unternehmen könnte Wirkung entfalten, da es hier um große Mengen gehe. Diese Unternehmen machten mehr als 90 Prozent des Anteils aller Unternehmen in Deutschland aus und seien somit auch für einen wesentlichen Anteil des Stromverbrauchs und der damit verbundenen CO2-Emissionen verantwortlich. Momentan bezögen nach eigener Aussage insgesamt 38 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen Ökostromprodukte. Die Stromkennzeichnung könne bei mehr Beachtung durchaus dafür sorgen, dass der Anteil der Ökostrom beziehenden Unternehmen weiter zunehme.

Die Studie stelle auch fest, dass auch die Auswirkungen der Geschäftstätigkeiten von Großunternehmen auf die Umwelt für deren Stakeholder zunehmend an Bedeutung gewönnen und Ökostrombezug in Nachhaltigkeitsberichten eine wichtige Position einnehme. Der Strombezug fließe auch in die Berichtspflicht über nichtfinanzielle Kennzahlen ein. Bisher habe die Stromkennzeichnung hier jedoch praktisch keine Bedeutung, wird die Studie weiter interpretiert.

Ökostromprodukte helfen der Energiewende

Ökostromprodukte spielen eine wichtige Rolle für den gesellschaftlichen Wandel im Rahmen der Umgestaltung des Energiesystems. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegt diese Rolle jedoch weitaus weniger in der Zubauwirkung auf erneuerbare Kapazitäten. Vielmehr hat der freiwillige Ökostrom-Markt gesellschaftlichen Nutzen: Verbraucher werden damit in die Umsetzung der Energiewende eingebunden. Ökostromprodukte verdeutlichen die Verbindung von Erzeugung und Verbrauch und tragen so zur Schärfung des Energiebewusstseins bei. Auf der individuellen Ebene gibt es verschiedene Angebotsoptionen und damit Handlungsmöglichkeiten zur Veränderung des bestehenden Energiesystems.

Der Abschlussbericht des Forschungsprojektes „Marktanalyse Ökostrom II“ stellt einen umfassenden Abriss zum deutschen Ökostrommarkt dar. Zusätzlich werden bisherige Randthemen wie die Stromkennzeichnung und ihre Wirkung beleuchtet.

Die Studie „Marktanalyse Ökostrom und HKN, Weiterentwicklung des Herkunftsnachweissystems und der Stromkennzeichnung“ wurde  durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) finanziert und von IZES gGmbH, Hamburg Institut und Imug durchgeführt. Die aktuelle Untersuchung ging mit Ihrer  Zielstellung weit über das Vorgängerprojekt „Marktanalyse Ökostrom“ (UBA 2014) hinaus. Die vorhandenen Daten aus dem Herkunftsnachweisregister wurden umfangreich ausgewertet und durch Befragungen etwa hinsichtlich der Preisentwicklung für Herkunftsnachweise ergänzt.

->Quelle und weitere Informationen: