Die Wüste Gobi lebt

Fell: China hat große Gebiete aufgeforstet – Äthiopien an einem Tag 350 Millionen Bäume

„Neben der globalen Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien ist globale Aufforstung die zweite wichtige Säule für einen wirksamen Klimaschutz“, schreibt der Energieexperte Hans-Josef Fell am 10.09.2019 auf seiner Internetseite. Erneuerbare Energien seien Kern einer Nullemissionsstrategie und Aufforstung entscheidender Beitrag  zur Schaffung großflächiger Kohlenstoffsenken. Beispiel: Das Projekt Grüne Große Mauer.

In China wurden bis heute in der Wüste Gobi schon 45 Millionen Hektar Wald aufgeforstet, eine Fläche größer als Deutschland. 313 Millionen Menschen haben neue Arbeit gefunden, Landflucht und Wanderarbeiterbewegung wurden gebremst. Das Projekt wird stetig evaluiert und hat bereits heute zur Rückkehr vieler Pflanzen- und Tierarten in vorherigen Wüstengebieten geführt.

Erfolge

Als Umweltschutzprojekt wurde die Grüne Große Mauer 1978 zu Beginn der Öffnung Chinas ins Leben gerufen, um die weitere Ausbreitung der Wüste Gobi in Nordchina zu verzögern. Nach dem ursprünglichen Plan waren 551 Bezirke aus 13 Regionen auf Provinzebene betroffen, die unter starker Wüstenbildung infolge von Naturkatastrophen und übermäßiger Beweidung litten und sich über eine Fläche von rund 4,07 Millionen Quadratkilometern erstreckten.

In 13 Provinzen wurden Schutzwälder angelegt. In einigen Regionen waren die Aufforstungsarbeiten bereits erfolgreich. Ausgetrocknete Gegenden, in denen die Bewohner ihre Häuser täglich vom Sand befreien mussten, bleiben bewohnbar, die Wirkung der Sandstürme in diesen Regionen ging zurück. Bisher gepflanzte Wälder haben den Sandtransport der Stürme um 200 Mio. Tonnen pro Jahr verringert.

„Die durchschnittlichen Tage pro Jahr mit Sandstürmen sanken von 5,1 im Jahr 1978 auf 0,1 im Jahr 2015“, sagte Zhu Jiaojun, Leiter des Instituts für angewandte Ökologie an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, am 24.12.2018 bei einer Pressekonferenz, wo er einen Evaluierungsbericht über das Three-North Shelterbelt Forest Program („Drei-Norden-Schutzwald“, wobei „Drei-Norden“ die Regionen Nordwest-, Nord- und Nordostchina bedeutet) der vergangenen 40 Jahre vorlegte.

Der Bericht wurde gemeinsam von der National Forestry and Grassland Administration und der Chinese Academy of Sciences veröffentlicht. Die Bewertung begann 2017 auf der Grundlage einer breiten Palette von Bewertungskriterien, darunter Wachstum und Rückgang der Waldressourcen, Wüstenbildung und Bodenerosion sowie Klimawandel. „Obwohl diese Änderung nicht das Ergebnis einer einzigen Anstrengung ist, hat das Programm eine positive Rolle gespielt“, sagte Zhu.

China verfügt über die größten wieder aufgeforsteten Waldgebiete der Welt: Seit den 1990er Jahren hat sich Chinas Waldfläche fast verdoppelt. Im neuen Jahrtausend wurde in den gefährdeten Gebieten ein totales Weideverbot weiträumig durchgesetzt. Trotz aller Anstrengungen breitet sich die Wüste in einigen Gebieten immer noch aus. Doch zwischen den Jahren 2000 und 2004 schrumpfte die Desertifikationsfläche erstmals jährlich um fast 1.300 Quadratkilometer.

Schattenseiten

Der Pekinger Ableger von Greenpeace sieht die „Lebendigkeit natürlicher Wälder“ in Gefahr. Denn die gepflanzten Bäume seien hauptsächlich nichtheimische Pappeln und Tannen, die den Grundwasserspiegel weiter senken könnten. Laut der Lokalregierung von Ningxia werden die Bäume durch Monokulturen und die schlechte Bodenqualität anfällig für Krankheiten. Der Asiatische Laubholzbockkäfer befällt laut UN-Organisation FAO jährlich schätzungsweise 500.000 Hektar der grünen Mauer.

So führte die übermäßige Aufforstung im Lössplateau, das mehrere Provinzen im Norden und Nordwesten Chinas umfasst, zu Problemen wie dem übermäßigen Verbrauch von Wasserressourcen. Aus diesem Grund sind gezielte Strategien im Prozess der Aufforstung notwendig. Darüber hinaus sind Wasservorräte im Aufforstungsgebiet knapp, das über 40 Prozent der nationalen Landfläche ausmacht und nur über 14 Prozent der gesamten Wasserressourcen des Landes verfügt. Der durch die landwirtschaftliche Entwicklung erhöhte Wasserverbrauch belastet das verfügbare Grundwasser (siehe: wikipedia.org/wiki/Chinas_Grüne_Mauer).

Soziale Vorteile

Darüber hinaus hat das Programm enorme soziale Vorteile gebracht, indem es die Entwicklung der regionalen Wirtschaft stimuliert hat. Es beschäftigte rund 313 Millionen Landbewohner. Von den 93,3 Milliarden Yuan (13,6 Milliarden Dollar), die in das Programm investiert wurden, gingen 53 Prozent in die Schaffung von Arbeitsplätzen und die berufliche Bildung. Die Entwicklung der Forst- und Blumenwirtschaften sowie anderer ökologischer Industrien hat der lokalen Bevölkerung geholfen, ihr Einkommen zu steigern. Der Forsttourismus hat durch den Bau von thematischen Nationalparks in Wäldern, Feuchtgebieten und der Wüste einen großen Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet. Seit 1978 kamen 380 Millionen Besucher in die Parks.

Nach dem Entwurf für das Drei-Nord-Schutzgürtel-Waldprogramm soll die Waldbedeckungsrate in den Projektgebieten bis 2020 um 14 Prozent steigen, wenn eine ökologische Schutzbarriere grundsätzlich errichtet werden soll. Bis 2035 soll sich die Qualität der Wälder und Wiesen in den Gebieten deutlich verbessern, was zu einer bemerkenswerten Veränderung der ökologischen Umwelt führen wird. Bis 2050 soll die ökologische Sicherheitsbarriere abgeschlossen sein – so die chinesische Internetpublikation chinafrica.cn.

Äthiopien: An einem Tag 350 Millionen Bäume gepflanzt

Die äthiopische Regierung hat in einer groß angelegten Aktion mit mehr als 1.000 Helfern allein an einem Tag 350 Millionen Bäume pflanzen lassen – so Fell. Vor 50 Jahren war das Land noch zu 40% bewaldet, heute sind es nur noch 15%. Im Mai 2019 wurde ein riesiges Aufforstungsprogramm begonnen, von den geplanten vier Milliarden Bäumen bis Oktober sind bereits fast drei Milliarden Bäume gepflanzt worden.

Hans-Josef Fell – Foto © hans-josef-Fell.deFell. „Mit neuen angepassten Baumsorten kann dem begegnet werden. Dafür braucht es aber mehr Geld und strategisch gut angelegte Aktivitäten, damit die Aufforstung gelingen kann, z.B. neue Bewässerungstechniken, damit die Baumsetzlinge überhaupt anwachsen können. Das angekündigte Aufforstungsprogramm von Ministerin Klöckner geht in die richtige Richtung, ist mit dem Ziel von wenigen Millionen Bäumen aber viel zu klein.“

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