10x so viel PV bis 2030 für Klimaziele nötig

Energiewendeausblick von DNV GL: Zehn Empfehlungen

Nur wenn weltweit zehnmal mehr Photovoltaik als heute zugebaut werden, sind die globale Erwärmung langfristig unter 2 Grad Celsius zu begrenzen und die Pariser Klimaziele erreichbar, schreibt Sandra Enkhardt am 11.09.2019 in pv magazine. Auch die Windkraft muss um das Fünffache ausgebaut und die Batterieproduktion sogar um das Fünfzigfache steigen, wenn die Klimaerwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius gehalten werden soll. Das derzeitige Tempo bei der globalen Energiewende halten die Analysten für unzureichend. Insgesamt empfehlen sie zehn Maßnahmen, um die Pariser Klimaziele Wirklichkeit werden zu lassen.

10x so viel PV bis 2030 für Klimaziele nötig – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Beim derzeitigen Tempo der globalen Energiewende würden die Pariser Klimaziele verfehlt. Die globale Energiewende schreite zwar voran als zuvor angenommen, doch das Tempo reiche nicht aus, so das Ergebnis des am 11.09.2019 veröffentlichten DNV GL-Berichts “Energy Transition Outlook: Power Supply and Use“. Mit dem prognostizierten Tempo rechnen die Analysten mit einer Erwärmung um 2,4 Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts. Dabei gebe es bereits Technologien, um die Emissionen zu senken und die Klimaziele zu erreichen. Für ihren Einsatz seien jedoch weitreichende politische Entscheidungen notwendig.

DNV GL (Det Norske Veritas – Germanischer LLoyd) empfiehlt zehn technische Maßnahmen, um die Lücke zu schließen – also die Differenz zwischen der prognostizierten Geschwindigkeit der Dekarbonisierung des Energiesystems und der Geschwindigkeit, die wir eigentlich erreichen müssen, um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, wie es im Pariser Abkommen festgelegt ist.

Punkt eins auf der Liste ist die Steigerung der Solarenergie um mehr als Zehnfache auf fünf Terawatt und der Windkraft um das Fünffache auf drei Terawatt bis 2030. Damit ließe sich rund die Hälfte des weltweiten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien decken. Dazu werde auch eine fünfzigfache Steigerung der Batterieproduktion erforderlich sein. Dies sei notwendig, um die 50 Millionen Elektrofahrzeuge jährlich zu produzieren, die bis 2030 benötigt würden. Zudem müsste auch in neue Speichertechnologien investiert werden, die angesichts der steigenden Einspeisung der erneuerbaren Energien immer wichtiger würden. Auch darauf angepasste Lösungen für die Stromnetze würden gebraucht.

Als dritte Maßnahme fordern die Analysten die Schaffung neuer Infrastrukturen für das Aufladen von Elektroautos im großen Maßstab. Jährliche Investitionen von 1,34 Billionen Euro für den Ausbau und die Stärkung der Stromnetze seien ebenso erforderlich wie umfassende Demand-Response-Lösungen zum Ausgleich der variablen Photovoltaik- und Windkraft-Einspeisung.

Neben dem Ausbau der Erneuerbaren ist auch eine Steigerung der globalen Energieeffizienz um 3,5 Prozent jährlich bis 2030 notwendig, wie es bei DNV GL weiter heißt. Zudem müsse grüner Wasserstoff künftig für die Sektoren Wärme und Verkehr sowie zur Speicherung überschüssiger erneuerbarer Energie genutzt werden. Auch die Schwerindustrie müsste ihre Herstellungsprozesse verstärkt elektrifizieren und damit vor Ort Erneuerbare und Speicher kombinieren. Punkt acht ist der Einsatz von Wärmepumpen und verbesserte Isolierungen. DNV GL sieht auch die Notwendigkeit eines massiven Schienenausbaus für den Personen- und Güterverkehr. Zudem plädieren sie für einen schnellen Einsatz der CCS-Technologie, womit CO2 abgeschieden, genutzt und gespeichert werden kann.

DNV GL prognostiziert weiter, dass die Stromerzeugung aus Photovoltaik und Windkraft bis 2050 auf 36.000 Terawattstunden steigen wird. Dies sei mehr als das 20-fache der derzeit verfügbaren Kapazitäten. Dabei wird sich 40 Prozent der weltweit installierten Photovoltaik-Leistung in China befinden und 17 Prozent in Indien. Die Analysten gehen davon aus, dass dann knapp 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt wird. Zudem dürften Mitte des Jahrhunderts etwa die Hälfte aller verkauften Neuwagen Elektrofahrzeuge sein. Gleichzeitig rechnen die Analysten damit, dass die Kosten dabei sinken werden. Der Anteil für Energie am Bruttoinlandsprodukt der Länder wird von derzeit 3,6 Prozent bis 2050 auf 1,9 Prozent sinken, was auf fallende Kosten für Photovoltaik und Windkraft sowie Effizienzsteigerungen zurückzuführen sei.

Trotz des „atemberaubenden Tempos der Energiewende“ seien die Fortschritte nicht ausreichend. Nach der Prognose von DNV GL könnte bereits 2028 das bei einer Erwärmungsgrenze von 1,5 °C das verbleibende Kohlenstoffbudget sein. „Unsere Forschung zeigt, dass Technologien die Möglichkeit bieten, die Emissionslücke zu schließen und eine saubere Energiezukunft zu schaffen. Aber die Zeit läuft gegen uns“, sagt Ditlev Engel, CEO von DNV GL Energy. Wir fordern die Regierungspolitik auf, die Stromnetze so auszubauen und anzupassen, dass sie den Anstieg erneuerbarer Energien bewältigen können. Außerdem müssen wirtschaftliche Anreize für Energieeffizienzmaßnahmen gesetzt und Reformen zur Beschleunigung der Transportelektrifizierung beschlossen werden“, so Engel weiter. Er forderte nicht einfach weiter so wie bisher zu wirtschaften, sondern die Energiewende schneller voranzutreiben.

->Quelle: