Uneinigkeit Wirtschaft-Politik beim Wasserstoff

Autoboss: „…einfach Unsinn!“

VW-Boss Herbert Diess hat sich – so die Wirtschaftswoche am 17.09.2019 – auf den Elektromotor „eingeschossen – und zwar klipp und klar“. In einer Gesprächsrunde mit Journalisten im Rahmen der IAA äußerte er sich laut Wirtschaftswoche vom 17.09.2019 sehr kritisch zum konkurrierenden Wasserstoffantrieb: Er sei sich „sehr sicher“, dass Wasserstoff keine relevante Option für den Antrieb von Autos sei. Dass japanische Autohersteller Wasserstoff aus Braunkohle herstellen ließen, mit Tankern nach Japan transportierten und dort in Autos füllten, „das ist einfach Unsinn.“ Ganz anders die Politik – dort ist Wasserstoff im Rahmen der Klimadebatte zu einem wichtigen Thema geworden.

Wasserstoff-Tanklastzug an Multi-Energie-Tankstelle – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die Wirtschaftswoche: „In Berlin und anderswo ist man ganz anderer Meinung.“ Die Bundesregierung setze nämlich bei der Energie- und Verkehrswende auch auf Wasserstoff als CO2-neutralen Energieträger. In neun „Wasserstoffregionen“ solle die Wasserstofftechnologie erforscht und erprobt werden, darunter die Lausitz und das Weimarer Land. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) stellte Mitte September die Sieger des bundesweiten Ausschreibungswettbewerbs vor (siehe: solarify.eu/neun-wasserstoffregionen-stehen-fest).

Bis Dezember „Nationale Wasserstoffstrategie“

Mitte Juli hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die 20 Gewinner des „Ideenwettbewerbs Reallabore der Energiewende“ bekanntgegeben – Projekte, die sich dem Thema „grüner Wasserstoff“ widmeten, spielten dabei eine dominante Rolle, so das Handelsblatt. Doch Altmaier reiche der Labormaßstab nicht mehr aus. Der Wirtschaftsminister will grünen Wasserstoff „inländisch in industriellem Maßstab baldmöglichst produziert“ sehen, heißt es in einem 33 Seiten umfassenden Papier des BMWi über die Rolle gasförmiger Energieträger in den Sektoren Verkehr, Industrie, Gebäude und Stromerzeugung.

Niedersachsen: „Wasserstoffwirtschaft muss gezielt gefördert werden“

Niedersachsen sieht in Wasserstoff als Energieträger große Chancen. In einer Bundesratsinitiative fordert das Land vom Bund stärkere Unterstützung – und will Vorreiter bei der Technologie werden. „Deutschland braucht mehr Tempo bei der Energiewende – und muss auf Wasserstoff setzen“, überschrieb Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil einen Gastkommentar im Handelsblatt: „Um die Klimaziele zu erreichen, muss Wasserstoff zum zentralen Element des Klimaschutzes werden. Bund und EU sollten ihre Förderpolitik umstellen. Wir müssen schleunigst etwas gegen den Klimawandel tun, die Zeit drängt. Um die verbindlichen Klimaschutzziele erreichen zu können, muss Deutschland bis 2030 den Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch von momentan knapp 40 auf 65 Prozent erhöhen“. Dazu Wasserstoff als Kraftstoff in Verbindung mit Brennstoffzellen die Mobilität umkrempeln“, schreibt Weil weiter. Und: „Die Wasserstoffwirtschaft muss gezielt gefördert werden.“

Karliczek: „Zentraler Energieträger der Zukunft“

Ebenso sieht Bundesforschungsministerin Anja Karliczek Wasserstoff als „zentralen Energieträger der Zukunft“. Sie will laut MDR beim Treffen des Klimakabinetts am 20.09.2019 Wasserstoff zum Schwerpunktthema machen. Um die Klimaziele bis 2030 zu erreichen, muss Karliczek zufolge „grüner Wasserstoff“ in alle Lebensbereiche wie Mobilität und Wärme, aber auch in die Industrie und Energiewirtschaft vordringen. Gemeinsam mit dem Wirtschafts- und demVerkehrsministerium will Karliczek bis Dezember die geplante „Nationale Wasserstoffstrategie“ vorlegen. Diese werde mehrere Hundert Millionen Euro kosten.

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