Windriese Enercon kündigt einem Viertel der Mitarbeiter

LEE NRW: „Bundesregierung beendet Windkraft-Ausbau“

Der Windkraftanlagenbauer Enercon muss sich zahlreichen Medienberichten vom 08.11.2019 (hier n-tv) zufolge schon wieder einer Radikalkur unterziehen: Bis zu 3.000 Mitarbeiter – allein an den Standorten Aurich und Magdeburg sollen jeweils 1.500 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Erst 2018 waren rund 800 bei den Zulieferbetrieben von Enercon entlassen worden. Außerdem sollen Verträge mit Zulieferern gekappt werden. Enercon-Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig sagte der Süddeutschen Zeitung, die der Energiepolitik der Bundesregierung geschuldete Krise der Energiewende sei bei seinem Unternehmen angekommen.

Kanzel eines Enercon-Windgenerators – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Enercon begründete den geplanten Stellenabbau denn auch mit dem drastischen Einbruch des Windenergiemarktes. Man bedauere die Entscheidung; sie sei aber alternativlos. Für die Rotorblattwerke in Magdeburg und Aurich gebe es keine Aufträge mehr. Man sei gezwungen, die Zusammenarbeit mit mehreren Produktionspartnern zu beenden. In mehreren Zulieferbetrieben sind die Mitarbeiter bereits informiert worden. Unter anderem beim Rotorblattproduzenten KTA in Aurich. Dort waren alle rund 300 Mitarbeiter per Aushang zu einer außerordentlichen Betriebsversammlung gerufen worden.

Der Bundesverband Windenergie sprach von einem „letzten Weckruf“ – Präsident Hermann Albers rief die Regierung auf, „das Wertschöpfungsnetzwerk Wind in Deutschland zu halten“. Auch der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Meinhard Geiken, warnte: „Es droht ein dramatischer Kahlschlag in der Windindustrie.“ Für die Region Ostfriesland sei der Stellenabbau katastrophal.

Reiner Priggen, Vorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energien NRW e.V., zeigte sich „fassungslos“: „Jetzt ist genau das eingetreten, wovor wir als Verband seit Monaten warnen: 3.000 Enercon-Angestellte verlieren auf einen Schlag ihren Arbeitsplatz, weil die Windkraft dauerhaft blockiert wird. Der Ausbau der Windenergie ist mittlerweile fast zum Erliegen gekommen, obwohl jedes Megawatt dringend für den Klimaschutz gebraucht wird. Die Branche steckt in einer schweren Krise – das fällt nun auf die Menschen, die hinter der Technik stehen, zurück.“ Sobald es um das langfristige Schicksal von Kohlekumpels gehe, läuten bei den politischen Verantwortlichen alle Alarmglocken, wenn auch nur ein einziger Arbeitsplatz in Frage gestellt werde. Verlören hingegen innerhalb von nur drei Jahren mehr als 40.000 Menschen ihren Job im Windsektor, schweige die Politik. Priggen: „Obwohl Arbeitsplätze in der Erneuerbare-Energien-Branche deutlich mehr Zukunftspotenzial haben und elementar für den Klimaschutz sind, bleibt ein Aufschrei aus. Wird hier also mit zweierlei Maß gemessen? Ohne Windenergie gibt es keine Energiewende und damit letztlich auch keinen Klimaschutz. Die weitere Blockade der wichtigen Zukunftsenergie – und damit einhergehende Verluste von weiteren Arbeitsplätzen – können wir uns also schlicht nicht leisten. Wir hoffen, dass die Bundes- und Landesregierungen die Alarmsignale nun endlich wahrnehmen und Maßnahmen in die Wege leiten, um das endgültige Sterben der Branche zu verhindern.“

Weil fordert bessere Rahmenbedingungen

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) forderte angesichts des Stellenabbaus schnelle Verbesserungen für die Branche. Dabei gehe es neben Tausenden Arbeitsplätzen „auch um die Glaubwürdigkeit der Klimaschutzpolitik insgesamt“, sagte er am 08.11.2019 in Hannover. „Damit der deutschen Windenergiebranche nicht das gleiche Schicksal wie der Solarenergiebranche vor einigen Jahren droht, brauchen wir sofort bessere Rahmenbedingungen für den Windenergie-Ausbau.“ Dazu zählten größere Ausschreibungen, schnellere Genehmigungen, mehr Flächen, ein besserer Netzausbau und Maßnahmen zur Akzeptanz der Windenergie.

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