Schulze bei COP25: „Wir brauchen eine globale Strategie für grünen Wasserstoff“

BMU gründet internationale Wissens- und Vernetzungsplattform für E-Fuel aus Ökostrom

Das Bundesumweltministerium will – einer Medienmitteilung zufolge – die internationale Zusammenarbeit bei nachhaltigen synthetischen Brenn-, Kraft- und Grundstoffen aus Ökostrom (Power-to-X) ausbauen. Bundesumweltministerin Svenja Schulze kündigte dazu am 10.12.2019 im Rahmen der Weltklimakonferenz COP25 in Madrid den Aufbau eines Power-to-X-Sekretariats an, das künftig die Plattform für ein internationales Power-to-X-Netzwerk bilden soll. Das Sekretariat wird seinen Sitz in Berlin haben.

Zapfhähne – OME, H2, Solarstrom – Bild © MPI CEC

Für tatsächlich nachhaltige Energieträger ist es entscheidend, dass als Ausgangsprodukt zunächst „grüner“ Wasserstoff aus Wind- und Sonnenenergie hergestellt wird. Die BMU-Initiative will unter anderem den weltweiten Wissensaustausch verbessern, Klimaschutzpotentiale dieser Produkte besser bestimmen und gemeinsam die Nachhaltigkeitskriterien für deren Einsatz entwickeln.

Schulze: „Wir brauchen eine weltweite Strategie für die Herstellung synthetischer Brenn-, Kraft- und Grundstoffe aus Ökostrom. Diese können perspektivisch national wie international einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und für den Aufbau einer klimaneutralen Wirtschaft leisten. Wir müssen jetzt die Kriterien setzen, mit denen wir einen umwelt- und klimafreundlichen Einsatz sichern – und zwar global. Wir dürfen nicht die Fehler wiederholen, die einst bei den Biokraftstoffen gemacht wurden. Damit das gelingt, müssen wir weltweit zusammenarbeiten. Darum wollen wir eine Plattform schaffen und ein internationales Netzwerk aufbauen. Das Power-to-X-Sekretariat ist hierfür der Ausgangspunkt.“

Damit Energieträger aus Strom einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten, müssen sie ausschließlich mit erneuerbaren Energien produziert werden. Weiterhin ist nicht jedes Anwendungsgebiet sinnvoll, nicht nur aus Sicht des Klima- und Umweltschutzes, sondern auch aus Kosten- und Effizienzgründen. Bei strombasierten Energieträgern wie grünem Wasserstoff oder entsprechenden Kraftstoffen sind Umwandlungsverluste unvermeidlich. Derzeit fallen diese sehr hoch aus. Am Beispiel Auto kann man das sehen: Der Strombedarf bei der Nutzung synthetisch hergestellter Kraftstoffe für PKW ist zwischen zwei- und fast siebenmal höher als die direkte Stromnutzung eines Elektroautos. Deshalb ist es wichtig, nachhaltig produzierte Power-to-X-Produkte gezielt dort einzusetzen, wo eine direkte Elektrifizierung nicht möglich ist, also etwa im Luftverkehr oder in der Stahlindustrie (siehe Carbon2Chem).

Die Produktion von Energieträgern aus Ökostrom wie grünem Wasserstoff wird global erfolgen, vor allem in Ländern, die besonders viel Sonnen- und Windstrompotential haben. Für das Schaffen eines tragfähigen globalen Marktes für nachhaltige synthetische Brenn-, Kraft- und Grundstoffe aus Ökostrom ist es wichtig, alle relevanten Akteure national und weltweit in einen Dialog einzubinden, um die Chancen der Technologie zu nutzen und die Umweltauswirkungen so gering wie möglich zu halten.

Um die weltweite Vernetzung zu stärken, die Klimaschutzpotentiale synthetischer Brenn-, Kraft- und Grundstoffe aus Ökostrom darzustellen und international eine Diskussion über Nachhaltigkeitsstandards zu führen, hat das Bundesumweltministerium die GIZ damit beauftragt, die internationalen Power-to-X-Aktivitäten unter einem Dach zu verzahnen und auszubauen. Konkreter Arbeitsauftrag ist überdies, einen Beitrag zur Klärung zentraler Fragen rund um diese Themen zu leisten

  • Energieeffizienz und Ressourcen,
  • Potenziale und Machbarkeit,
  • Zeitrahmen zur Herstellung marktreifer Produkte,
  • Aufbau von lokalen Wertschöpfungsketten sowie
  • Finanzierungskonzepte

zu leisten. Dazu soll das Power-to-X-Sekretariat in Deutschland und weltweit mit Kooperationspartnern zusammenarbeiten, aufbauend auf bereits bestehenden Projekten und Kooperationen des BMU unter anderem mit Institutionen aus Marokko, Südafrika und Chile.

Schulze hat zudem weitere 30 Millionen Euro für den Anpassungsfonds zugesagt. Der Fonds finanziert Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern. Die Projektmittel kommen vor allem den stark vom Klimawandel betroffenen Menschen in den verschiedenen Regionen dieser Welt zu Gute. 

Greenpeace-Kommentar

Deutschland soll die anstehende Erhöhung der EU-Klimaziele unterstützen, kündigte Umweltministerin Svenja Schultze (SPD) in ihrer heutigen Rede auf der UN-Klimakonferenz in Madrid an. Zudem werde die Bundesregierung ihre finanziellen Zusagen für internationalen Klimaschutz erhöhen. Es kommentiert Martin Kaiser, Greenpeace Geschäftsführer: 

„Mit ihrer Rede verspricht Svenja Schulze eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Deutschland will einem ehrgeizigeren Klimaziel der EU 2030 nicht länger im Weg stehen. Für die Einhaltung des Paris-Ziels hätte sich die Ministerin jedoch für eine Erhöhung des europäischen Klimaziels um 65 Prozent aussprechen müssen. Die durch Wissenschaftsleugner wie Trump und Bolsenaro am Boden liegenden Klimaverhandlungen brauchen dringend einen starken Impuls. Dieses Zeichen kann die EU setzen, wenn sie diese Woche mit einem ehrgeizigen Green Deal und starken CO2-Zielen auf die Klimakrise reagiert. Das Eigenlob der Umweltministerin für das so genannte Klimapaket der Bundesregierung ist unglaubwürdig. Allen in Madrid ist klar, dass die bislang beschlossenen Maßnahmen weit hinter dem Nötigen zurückbleiben. Gewicht wird Deutschland bei Klimaverhandlungen erst wieder bekommen, wenn die Bundesregierung die Pariser Klimaziele auch mit starken Maßnahmen zum deutschen Kohleausstieg und zur Verkehrswende unterlegt.”

->Quellen und mehr: