Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Die von der Bundesregierung 2008 beschlossene „Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ ist aus Sicht der Klimawissenschaftlerin Daniela Jacob, Direktorin des Climate Service Centers Germany (GERICS) „gut und sinnvoll“. Das machte sie am 11.12.2019 während einer öffentlichen Sitzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung deutlich – so der parlamentseigene Pressedienst heute im bundestag. Insbesondere im Bereich der interministeriellen Zusammenarbeit sei die Anpassungsstrategie „extrem wertvoll“ und funktioniere gut, befand sie. Gestärkt werden müsse jedoch der „cross-sektorale Ansatz“ ebenso wie die Datentransparenz. Markus Schröder von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft (DWA) sah das ähnlich, aber: Wasserwirtschaft müsse im Planungsprozess weiter nach vorne gerückt werden.
Das GERICS mit Sitz in Hamburg hat die Aufgabe, prototypische Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, um Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Mit Blick auf die internationale Klimaentwicklung betonte Jacob, Hitze und Dürre würden ebenso zunehmen wie Starkregen. Derzeit befinde sich die Welt auf dem Weg zu einer Vier-Grad-Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts. Es müsse geschaut werden, „ob unsere Infrastruktur dafür ausgelegt ist“. Die Straßen sowie die Wasser- und Energienetze seien mit den Daten von vor 50 Jahren angelegt worden. Jetzt gebe es aber andere Variabilitäten.“Das heißt, wir müssen uns auf das einstellen, was sich schon verändert hat und das bei der Erneuerung der Infrastruktur mitdenken“, sagte Jacob. Ansonsten werde die Infrastruktur künftig immer häufiger ausfallen. Die Anpassung sei machbar „und billiger, als das Risiko in die Zukunft zu verschieben“, urteilte sie.
Jacob machte weiterhin deutlich, dass es keine Region in der Welt gebe, in der die extremen Wetterereignisse weniger geworden sind. Keine Aussage könne man dazu machen, ob sich die tropischen Wirbelstürme verändert hätten. Die Regenmenge, die diese mit sich brächten habe sich aber erhöht. Festzustellen sei auch, dass extreme Wetterereignisse an einem Ort länger verbleiben als früher.
Diese Einschätzung teilte auch Markus Schröder von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft. Der verlangsamte Jetstream führe zu stehenden Wetterlagen und damit auch zu länger anhaltenden Dürreperioden oder Regenfällen. Während es Möglichkeiten gebe, durch städtebauliche Maßnahmen den Starkregen in Städten zu beherrschen, wie es in Holland gelinge, mache ihm die Dürre größere Sorgen, sagte Schröder. Städte würden durch Begrünung klimatisiert, sagte der Wasserexperte. Was es derzeit dort an Begrünung gibt, werde künftig nicht ausreichen, befand er.
„Wir müssen die Städte stärker als System verstehen“, lautete seine Forderung. Bislang liefen die fachlichen Planungen eher nebeneinander. „Wir Wasserwirtschaftler kommen dann meistens erst am Ende“, sagte er. Wasserwirtschaft müsse aber im Planungsprozess weiter nach vorne gerückt werden. „Die Städte der Zukunft werden wassersensibel sein.“ (hib/HAU)
->Quelle: bundestag.de/hib#mod454590