Klimawandel: 300.000 Hektar Wald in Deutschland abgestorben

Bergwaldprojekt e.V. pflanzt mit hunderten Freiwilligen mehr als 37.000 Bäume zur Förderung naturnaher Waldentwicklung

„Die Klimakrise hat uns längst erreicht. 300.000 Hektar Wald sind in Deutschland infolge der Dürrejahre 2018 und 2019 abgestorben. Die Ursachen sind menschengemacht. Fichten- und Kiefernmonokulturen, die mehr als die Hälfte der deutschen Wälder ausmachen, sind am stärksten gefährdet,“ heißt es in einer Medienmitteilung von Bergwaldprojekt e.V. vom 05.02.2020. Seit 30 Jahren engagieren sich tausende Freiwillige für den naturnahen Waldumbau von labilen Nadelholzforsten hin zu klimastabilen Mischwäldern. Durch die Pflanzungen und den Schutz von standortheimischen Baumarten sollen die unverzichtbaren Schutzfunktionen unserer Wälder für Trinkwasser, Klima, saubere Luft, Artenvielfalt erhalten werden.

Durch Orkan zertsörter Wald bei Rathenow - Foto © Agentur Zukunft für Solarify

Durch Orkan zertsörter Wald bei Rathenow – Foto © Agentur Zukunft für Solarify

Der Wurmberg (971 m) ist der höchste Harzer Berg in Niedersachsen. Seit 1992 arbeitet das Bergwaldprojekt e.V. im Revier Braunlage (Niedersächsisches Forstamt Bad Lauterberg) u. a. am ökologischen Waldumbau vor Ort. Der Anteil der Fichte lag damals als direkte Folge des Bergbaus, der seit Anfang des 16. Jahrhunderts im gesamten Gebiet intensiv betrieben wurde, bei etwa 85 %. Holz war der wichtigste Bau- und Betriebsstoff; aufgrund der übermäßigen Holznutzung wurde ab 1730 großflächig mit der schnellwüchsigen „Flachlandfichte“ aufgeforstet. Typisch für den Harz waren ursprünglich Mischwälder aus Buche und Bergahorn, die bis fast 700 Meter Höhe hinauf reichten. Erst in höheren Lagen trat natürlicher Bergfichtenwald auf. Heute beherrschen ab 400 Meter Fichtenbestände das Bild.

Der fortschreitende Klimawandel und speziell die beiden letzten heißen Sommer 2018 und 2019 hätten dazu geführt, dass aufgrund von Trockenschäden, Sturmwurf und Borkenkäferkalamitäten über 1.500 ha Wald im Forstamt Bad Lauterberg abgestorben seien – davon über 100 ha im Bereich des Wurmbergs, heißt es. Weil die befallenen Bäume (Fichtenborkenkäfer Buchdrucker und Kupferstecher) haben entnommen werden müssen, seien große Freiflächen entstanden, die nun zum Teil ein waldfeindliches Klima aufwiesen, das zu Strahlungsfrost, Vergrasung, Verminderung des Nährstoffgehalts von Böden und Trockenheit führen könne.

Um auf den devastierten Fichtenflächen eine naturnahe Waldentwicklung fördern zu können, wird das Bergwaldprojekt e.V. vom 12. April bis 2. Mai 2020 im Rahmen eines Pflanzcamps mit hunderten Freiwilligen zum 30-jährigen Jubiläum des Vereins am Wurmberg über 37.000 standortheimische Bäume pflanzen. Die Freiflächen sollen mit Vorwaldbaumarten wie Schwarzerle, Grauerle und Sandbirke bepflanzt werden. In den noch vorhandenen Schattbereichen will man Weißtannen und Buchen setzen. Auf kleineren Freiflächen wird Bergahorn gepflanzt. Mithilfe dieser Maßnahmen soll ein waldfreundlicheres kühles Klima auf den Flächen erzeugt und der lebenswichtige Humus erhalten werden.

Die Wurzeln der Erlen sichern und verbessern über Strahlenpilze den Boden. Um das gesunde Aufwachsen der Hauptbaumarten Tanne, Buche und Bergahorn zu gewährleisten, werden ebenfalls von den Freiwilligen Teilflächen gegen Wildverbiss eingezäunt und bei Tannen Einzelschutz durchgeführt werden.

Peter Naumann, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit und CSR des Bergwaldprojekt e.V.: „Gemeinsam mit dem niedersächsischen Forstamt Bad Lauterberg wird ein wertvoller Beitrag für den Erhalt des Waldes und die Förderung gemischter, stabiler und artenreicher Wälder der Zukunft geleistet.“

Die Pflanzungen am Wurmberg werden von der Deutschen Bahn mit 20.000 Bäumen und von der Commerzbank mit 15.000 Bäumen unterstützt. Zusätzlich wurden mehrere 1000 Bäume von Privatpersonen und weiteren Unternehmen gespendet.

Der geschäftsführende Vorstand des Vereins, Stephen Wehner, über den Einsatz: „Die letzten Jahre haben hier am Wurmberg und auch weltweit eindeutig gezeigt, welche Auswirkungen der Klimawandel auf unsere Mitwelt hat – die Zeit drängt. Das Pflanzcamp im Harz zu unserer 30. Projektsaison setzt auch den dramatischen Nachrichten, die uns tagtäglich erreichen, konkret etwas entgegen: Hunderte Ehrenamtliche übernehmen mit dem Bergwaldprojekt kollektiv Verantwortung und setzen sich selbstwirksam für den Schutz und Erhalt des Ökosystems Wald am Wurmberg und damit auch für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen ein. Die große Beteiligung an der Pflanzung zeigt, dass vielen Menschen bewusst ist, dass ein Weiter-wie-bisher nicht mehr möglich ist. Diese große Bereitschaft zum Wandel sollte auch der Regierung Mut machen, die notwendigen Maßnahmen für einen wirksamen Klimaschutz umzusetzen.“

Termine Pflanzcamp in Braunlage

Drei Einsatzwochen mit Freiwilligen vom 12.04. bis 2.05.2020; zusätzlich: Pflanztage auch für Familien am 18., 19., 25. und 26. April 2020. Die Teilnahme an allen Terminen ist kostenlos, die Unterkunft für einen Wochen- oder zweitägigen Einsatz und die Verpflegung für alle Einsätze übernimmt das Bergwaldprojekt e.V.

->Quelle: Bergwaldprojekt e.V.