Fessenheim geht vom Netz

Ende für Pannen-Akw nach 43 Jahren

Das umstrittene rechtsrheinische französische Atomkraftwerk Fessenheim unweit der deutschen Grenze nördlich von Basel geht vom Netz: Am 22.02.2020 soll der erste Druckwasserreaktor heruntergefahren werden, der zweite soll Ende Juni folgen. Damit endet der Betrieb des ältesten französischen AKWs nach 43 Jahren definitiv. Das älteste AKW Frankreichs kam aufgrund seiner Pannen wiederholt in die Schlagzeilen. Auch in der Schweiz und rechts des Rheins ist einer Meldung der kostenlosen Pendlerzeitung 20 Minuten und dem privaten Sender baden.fm zufolge die Erleichterung darüber groß.

Das Betreiberunternehmen EDF habe dem französischen Umweltministerium und der Behörde für nukleare Sicherheit den Antrag zur Abschaltung übermittelt, schrieb die EDF. Seit Jahrzehnten galt das AKW als Sicherheitsrisiko. Immer wieder musste es wegen Pannen vom Netz genommen werden.

Erst am 07.02.2020 hatte das AKW Fessenheim mitgeteilt, man habe der ASN (franz. Atomsicherheitsbehörde) das bisher jüngste „generische Sicherheitsrelevante Ereignis“ gemeldet, ein im Erdbebenfall für die Widerstandfähigkeit der Wasserhähne, die sich auf Röhrensystem befinden, relevantes Problem. Diese werden zur Filterung des für den Betrieb erforderlichen Kühlwassers, verwendet. Analysen hatten gezeigt, dass die mechanische Festigkeit dieser Hähne nicht garantiert werden konnte, was zu Fehlfunktionen einiger Kühlpumpen führen könnte. Allerdings habe das „Ereignis keine Auswirkungen auf die nukleare Sicherheit der Anlage, die Umwelt oder die Sicherheit des Personals“. 

„Risiko einer Kernschmelze reduziert“

De französischen Staat wird die Abschaltung etwas kosten: Die EDF rechnet mit mehr als 400 Millionen Euro an Entschädigungen. Damit sollen beispielsweise der Rückbau und die Umschulung der Mitarbeitenden bezahlt werden. Nach der endgültigen Abschaltung werden bis zum Sommer dieses Jahres rund 160 Personen an einen anderen EDF-Standort versetzt. Dies  war bereits 2019 für 60 Mitarbeiter der Fall.

Der Trinationale Atomschutzverband zeigte in einer Mitteilung „große Befriedigung“ über die Ankündigung der EDF. „Mit der definitiven Schliessung wird sich das Risiko einer Kernschmelze reduzieren, welche weite Teil Frankreichs, Deutschlands und der Schweiz radioaktiv verseuchen könnte“, so der Verband.

Im Elsass laufen bereits Planungen für die künftige Nutzung des AKW-Geländes als deutsch-französischer Gewerbepark. Dieser könne eine Modellregion für erneuerbare Energien sein. So könnten neue Arbeitsplätze und wirtschaftliche Impulse entstehen. Es sei mit Frankreich vereinbart, dass Deutschland sich daran beteiligen werde, sagte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer der Deutschen Presseagentur. Geprüft werde außerdem das Wiederbeleben der seit 1945 stillgelegten Bahnstrecke von Freiburg ins elsässische Colmar. Voraussichtlich im Frühjahr soll dazu eine Machbarkeitsstudie beginnen.

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