Auswirkungen der Corona-Pandemie auf CO2-Emissionen untersucht

Stromnachfrage um 19 – Emissionen um 34 Prozent reduziert

Wirtschaftswissenschaftler Mario Liebensteiner vom Lehrstuhl für Ressourcen- und Energieökonomie an der TU Kaiserslautern erforschte mit Adhurim Haxhimusa von der FH Graubünden den Zusammenhang zwischen Covid-19-Infektionen in europäischen Ländern, der Stromnachfrage und der Reduktion von CO2-Emissionen. Sie fanden einer Medienmitteilung vom zufolge heraus, dass sich die durchschnittliche Nachfrage nach Strom um 18,8% reduziert hat – die Emissionen um 34 Prozent. Vor allem in Ländern mit strengen Schutzmaßnahmen seien die Effekte deutlich ablesbar gewesen, was in Zeiten von Problemen bei der Erreichung der Klimaziele positive Signale setze.

Braunkohle-Verstromung im KKW Schkopau - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Braunkohle-Verstromung im KKW Schkopau – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Seit Jahren bemüht sich die Klimapolitik weltweit darum, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, um den Klimawandel zu verlangsamen. Doch die Emissionen stiegen fast kontinuierlich an, vor allem bedingt durch die Auswirkungen der Energiewirtschaft. Durch die aktuelle Corona-Pandemie ändert sich dieses Bild deutlich. Strikte Maßnahmen wie die Wahrung sozialer Distanz, Kurzarbeit und die Schließung aller öffentlichen Einrichtung hatten weltweit eine deutliche Verbesserung der Emissionswerte zur Folge. Wie sich dieser Zusammenhang auf dem europäischen Markt genau darstellte, haben nun Liebensteiner und Haxhimusa untersucht.

Daten aus 16 europäischen Ländern standen im Mittelpunkt ihrer Analyse im Zeitraum zwischen dem 01.01. und dem 23.03.2020, anhand derer sie die Entwicklung der Stromnachfrage im Zusammenhang mit dem Einfluss von Covid-19-Infektionen untersuchten und damit den Rückgang der CO2-Emissionen aus dem Stromsektor erklärten. Abhängig von der Struktur des Stromangebots und der Intensität des Nachfragerückgangs sind die Emissionseffekte in manchen Ländern stärker ausgeprägt, vor allem in Ländern wie Frankreich und Italien, in denen die Infektionsschutzmaßnahmen sehr streng waren.

„Meldungen aus den Tagesmedien über drastische Emissionsrückgänge in China, den USA und europäischen Ländern, von teilweise bis zu 50%, haben uns neugierig gemacht, wie sich dies mit dem Zuwachs der Infektionsraten in Zusammenhang bringen ließe“, erklärt Liebensteiner. Sein Team ist das erste, das sich wissenschaftlich mit dem Rückgang der Emissionen aus dem Energiesektor durch die COVID-19-Pandemie auseinandersetzt.

„Aus den Ergebnissen kann man schließlich ableiten, dass Länder wie beispielsweise Deutschland, die ihre Klimaziele für 2020 höchstwahrscheinlich verfehlt hätten, diese nun doch erreichen könnten, sollten sich die Einschränkungen auf einen längeren Zeitraum ausweiten. Dies würde uns wichtige Zeit beim Kampf gegen den Klimawandel einräumen. Jedoch ist es naheliegend, dass die Emissionen wieder steigen werden, sobald sich die Wirtschaft von den Auswirkungen der COVID-19-Krise erholt hat. Regierungen sollten sich also keinesfalls auf einem scheinbaren Erfolg in der Klimapolitik ausruhen, der letztendlich einer unerwarteten Virus-Pandemie geschuldet ist“, schließt er ab.

Zusammen mit seinem Kollegen Haxhimusa hat Liebensteiner die Analyse unter dem Titel „Effect of COVID-19 on Power Sector Emissions“ auf seiner Homepage vwl-re.wiwi.uni-kl.de/team/dr-mario-liebensteiner veröffentlicht.

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