Autobahnen bald mit PV-Dächern?

337 km2 stünden für Solarenergie zur Verfügung

Tobias Werner, Architekt aus Hedingen bei Zürich, hatte (schon 2011) die Idee und berechnete zusammen mit zwei Energie-Ingenieuren ein PV-Kraftwerk auf einer Autobahn. Das „A4-KW“ wäre damals 10 km lang geworden, hätte „sehr vorsichtig gerechnet“ 280 Mio. Euro kosten und 40 Mio. kWh Strom pro Jahr produzieren sollen. Jetzt will das Austrian Institute of Technology (AIT) gemeinsam mit dem und der Forster Industrietechnik GmbH einen Projekt-Cluster für PV-Überdachung einer Autobahn starten. Immerhin bedecken die Autobahnen Deutschlands mit einer Länge von mehr als 12.000 Kilometern  rund 337 Quadratkilometer des Landes.

PV über Autobahn 3, Österreich – Entwurf © LABOR3 Architektur GmbH

Obwohl die prinzipielle Umsetzbarkeit im Rahmen mehrerer Projekte in Österreich, Deutschland und der Schweiz bereits belegt werden konnte, ist der Einsatz von Photovoltaik im Straßenraum derzeit oft auf die Energieversorgung naher Verbraucher fokussiert – beispielsweise bei der Energieversorgung von Rastplätzen und Tunnelbeleuchtungen. Ein Prototyp der energieerzeugenden Autobahnüberdachung soll bald getestet werden. Gemeinsam mit den Projektpartnern arbeitet das AIT an der Entwicklung von PV-Modulen und Stützkonstruktionen, mit denen sich die Fahrbahnen überdachen lassen und mit Solarenergie Strom erzeugen können. Neben dem erhofften Energiegewinn soll die Überdachung noch weitere Vorteile mit sich bringen, hieß es in einer Aussendung. Dazu zählt Projektleiter Manfred Haider vom Center for Mobility Systems des AIT etwa die Erhöhung der Dauerhaftigkeit und die Erhaltung der Oberflächeneigenschaften der Fahrbahn durch Schutz vor Überhitzung und Niederschlägen sowie zusätzlichen Lärmschutz.

Solarenergie: Breite Unterstützung

Der im ersten Projektteil entwickelte Prototyp soll im zweiten Teil des Projekts „PV-SÜD“ als Demonstrator mit Messtechnik ausgerüstet und ein Jahr lang im Betrieb wissenschaftlich begleitet werden. Unter anderem wird dabei überprüft, ob die solare Nutzung der Straßen praxistauglich umzusetzen ist, etwa in Bezug auf Wartung oder Schneeräumung. „Aus den Analysen der Konzeptphase sowie den Messdaten des Demonstrators erhoffen wir uns wertvolle Erkenntnisse für den zukünftigen Einsatz solcher Photovoltaiksysteme im DACH-Raum“, so Haider. Das Projekt wird vom Umweltministerium, der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) sowie dem deutschen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und dem Bundesamt für Straßen ASTRA (Schweiz) finanziert.

Dieses Projekt ist nur eines von vielen des AIT zur Umkehr des Klimawandels. Im vom AIT Austrian Institute of Technology koordinierten und von der EU geförderten Horizon 2020 Projekt CLARITY (Integrated Climate Adaptation Service Tools for Improving Resilience Measure Efficiency) werden unter Anderem digitale Werkzeuge und Dienstleistungen entwickelt, mit deren Hilfe negative Auswirkungen des Klimawandels auf Europas Städte analysiert und bewertet werden können. Das Projekt CLARITY läuft bis August 2020. Danach sind die entwickelnden Szenarien und Climate-Services über die im Rahmen des Projekts aufgebaute Plattform unter anderem für Klimaexperten und Stadtplaner, aber auch interessierte Städte abrufbar.

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