Zunehmende Klimafolgen bedrohen US-Kernreaktoren

Aber nicht Klima und Umwelt im Mittelpunkt, sondern Kreditrisiken

Höhere Temperaturen, steigende Überschwemmungsrisiken und erhöhter Wasserstress bedeuten, dass Einrichtungen zusätzliche Maßnahmen zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit ergreifen müssen, schrieb Avery Ellfeldt in den E&E News am 20.08.2020. Demnach werden in den nächsten 20 Jahren 57 US-Atomkraftwerke bedroht sein und die Betreiber zu zusätzlichen Maßnahmen zwingen, heißt es in einem neuen Bericht.

Tornadofolgen – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

„Die Folgen des Klimawandels können jeden Aspekt des Betriebs von Kernkraftwerken beeinflussen – von der Brennstoffhandhabung und der Strom- und Dampferzeugung bis hin zu Wartung, Sicherheitssystemen und Abfallverarbeitung“, so die  Analyse von Moody’s Investors Service vom 18.08.2020. Die Analysten untersuchten auf Grund von Daten von Four Twenty Seven, einer Moody’s-Tochtergesellschaft, die Informationen über Klimarisiken bereitstellt, die Gefahren für den AKW-Betriebn. „Es sieht so aus, als würden sich fast alle Anlagen in den nächsten 20 Jahren in irgendeiner Form mit einer Verschlechterung des Klimarisikos konfrontiert sehen“, so David Kamran, der Autor des Berichts.

Aus dem Moody-Bericht: Kreditrisiken

In den nächsten 10 bis 20 Jahren werden die Betreiber von Atomkraftwerken wachsenden Kreditrisiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel ausgesetzt sein, so Moody’s Investors Service über seinen Bericht, der die Exposition von Kernkraftwerken gegenüber dem erhöhten Risiko extremer Wetterereignisse oder Bedingungen, die durch den akuten Klimawandel hervorgerufen werden, unter die Lupe nimmt.

„Obwohl Kernkraftwerke zu den widerstandsfähigsten Infrastruktur-Investitionen gehören, müssen die Anlagenbetreiber möglicherweise zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Gefährdung durch die wachsenden Klimarisiken auszugleichen, so Moody’s.

  • Die Nähe von Kraftwerken zu großen Wasserkörpern macht sie anfällig für Überschwemmungen, Hurrikane und Sturmfluten, was das Risiko von Schäden an der Anlage oder wichtigen Ausrüstungen erhöht.
  • Steigende Hitze und Wasserstress stellen ebenfalls ein Risiko für den Betrieb der Anlagen dar. „Teile des Mittleren Westens und Südfloridas sind am stärksten von Hitzestress betroffen, während die Rocky Mountain-Region und Kalifornien mit der größten Unsicherheit bezüglich der langfristigen Wasserversorgung konfrontiert sind, so Kamran. „Wir rechnen mit einer Kernkraftwerkskapazität von etwa 48 GW, die in den gesamten USA einem kombinierten steigenden Hitze- und Wasserstress ausgesetzt sind.
  • Dazu gehören auch Anlagen entlang der Ost- und Golfküste, die in den kommenden Jahrzehnten wahrscheinlich mit dem steigenden Meeresspiegel und sich verstärkenden Hurrikanen zu kämpfen haben werden. Sturmbedingte Regenfälle, so der Bericht weiter, könnten Atomkraftwerke „überfluten“ und „Übertragungsleitungen oder Umspannwerke beschädigen und die Fähigkeit eines Kraftwerks, Strom zu liefern, behindern“.
  • Anlagen im Mittleren Westen und in Südflorida dürften dagegen eher unter höheren Temperaturen leiden, die das Potenzial haben, die Fähigkeit der Kraftwerke zur Stromerzeugung zu verringern. Beim Erzeugungsprozess wird Dampf erzeugt, der dann gekühlt und zur Wiederverwendung in Flüssigkeit kondensiert wird.

„Wenn die Temperatur des einströmenden Wassers zum Kühlen und Kondensieren des Dampfes zu hoch ist oder wenn die Temperatur des ausströmenden Wassers zu hoch ist, können Kraftwerke gezwungen sein, die Produktion zu drosseln oder vorübergehend abzuschalten“, heißt es weiter in dem Bericht.

Die Anlagen in der Region Rocky Mountain, in der Nähe des Colorado River und in Kalifornien hingegen werden voraussichtlich mit Wasserknappheit konfrontiert sein, was die Unsicherheit hinsichtlich des langfristigen Zugangs zu den notwendigen Wasservorräten erhöht. Und obwohl manche AKW 30, 40 und 50 Jahre alt seien, könnte die Atomaufsichtsbehörde bald die Verlängerung ihrer Betriebsgenehmigungen um weitere Jahrzehnte genehmigen.

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