Deutschland braucht Ministerium für Klimagerechtigkeit

„Energiewende bis 2035 ist unrealistisch“

Fridays-for-Future-Demonstration am Brandenburger Tor – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Kaum eine Bewegung war in so kurzer Zeit so wirksam wie Fridays for Future. In nur zwei Jahren hat sie erhebliche Fortschritte beim Klimaschutz erkämpft – und doch jeden davon als unzureichend kritisiert. Die Unerbittlichkeit, mit der die Aktivisten die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad fordern und nichts anderes gelten lassen, hat ihnen den Vorwurf eingetragen, überheblich, ja ideologisch zu sein. Ein Gastbeitrag von Patrick Graichen vom 16.11.2020 für Zeit-online.

Die Forderungen der Fridays for Future Bewegung sind grundsätzlich völlig berechtigt. Denn mit dem Pariser Abkommen hat Deutschland nicht nur versprochen, den Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu halten, sondern auch „Anstrengungen zu unternehmen, die Temperaturerhöhung auf 1,5°C zu begrenzen“.

Doch eins nach dem anderen: Fridays for Future fordern, dass Deutschland schon bis 2035 CO2-neutral wird, nur so könne das Land seinen Beitrag leisten, damit die Durchschnittstemperatur weltweit nicht mehr als 1,5-Grad-Pfad steigt. Die Fridays begründen das mit dem CO2-Budget, dass Deutschland noch zusteht. Nur: In gerade mal 15 Jahren eine industrialisierte Volkswirtschaft wie Deutschland komplett CO2-frei umzubauen – das ist eben leider auch unrealistisch. …

Patrick Graichen ist Direktor von Agora Energiewende. Der Thinktank in Berlin setzt sich für den Umbau des Energiesystems ein und berät regelmäßig die Politik.

->Quelle:  Zeit.de/deutschland-braucht-ein-ministerium-fuer-klimagerechtigkeit