EU-Energieminister einigen sich bei Offshore-Wind und Wasserstoff

Allianz für grenzübergreifende Energiewende auf See

Ein Jahr lang hatte Deutschland die Präsidentschaft der Nordsee-Energiekooperation (NSEC – engl. North Seas Energy Cooperation) inne. Neun Länder und die Europäische Kommission arbeiten darin gemeinsam am Ausbau der Offshore-Windenergie und der Netzinfrastruktur auf See. Das BMWi zieht eine erste Bilanz.

Eine Mammutaufgabe ist es, die sich Europa da gestellt hat. Bis 2050 soll unser Kontinent klimaneutral werden. Ein wichtiger Schlüssel dafür liegt weit draußen auf See. Allein im Offshore-Bereich sind nach Angaben der EU-Kommission 300 Gigawatt installierte Leistung (Windkraft) sowie Investitionen in Höhe von 800 Milliarden Euro notwendig, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen. Damit könnte der Wind von See eine der wichtigsten erneuerbaren Energien mit Blick auf die Klimaneutralität und ein Motor für die Erholung der europäischen Wirtschaft nach der Corona-Pandemie werden. Ohne grenzüberschreitende europäische Kooperation aber ist das nur schwer zu schaffen, denn der potenzielle europäische Beitrag von Offshore-Windenergie bis 2050 beläuft sich auf mehr als das Zehnfache der aktuellen installierten Leistung von 23 Gigawatt. Die jährliche Zuwachsrate der installierten Leistung musste dafür von derzeit drei Gigawatt in den kommenden Jahren deutlich erhöht werden.

Neun Länder, ein Ziel: mehr Offshore-Wind in der Nordsee

Schon jetzt kommt an den Küsten der Nordsee immer mehr Windstrom an, der auf dem Meer gewonnen wurde. Neun europäische Länder, die ihn nutzen möchten und die Europäische Kommission arbeiten deshalb beim Ausbau der Offshore-Windenergie und der Netzinfrastruktur auf See in der Nordsee-Energiekooperation (NSEC) (engl. North Seas Energy Cooperation) zusammen. Deutschland hatte in den vergangenen zwölf Monaten die Präsidentschaft dieser Energiekooperation inne. Im Fokus stehen der Ausbau der Offshore-Windenergie sowie der Offshore-Netzinfrastruktur in der Region. Besonders wichtig sind den Partnern gemeinsame und sogenannte „Hybrid-Projekte“ (Wind-Offshore-Projekte, deren Leitungen verbunden beziehungsweise an die Küsten mehrerer Mitgliedstaaten angebunden sind). Sie kombinieren damit die Erzeugung, den Transport und den grenzüberschreitenden Handel von Strom. Insbesondere entferntere Flächen und solche, die in Grenzregionen zwischen den Außenwirtschaftszonen liegen, können durch Hybrid-Projekte kosteneffizienter für den Offshore-Windausbau genutzt werden. So sollen zum Beispiel bestehende Windparks mehrerer Länder verknüpft werden, so dass eine Leitung zwischen zwei oder mehreren Ländern entsteht – wie kürzlich zwischen Dänemark und Deutschland geschehen. Durch ein solches gemeinsames Netz kann Windstrom vom Meer an Land transportiert und zusätzlich für den grenzübergreifenden Stromhandel genutzt werden.

Baim virtuellen Ministertreffen zwischen den Energieministern der Nordsee-Anrainerstaaten und der EU-Kommissarin für Energie, Kadri Simson, zog Deutschland eine positive erste Bilanz seiner Präsidentschaft und gab den Staffelstab an Belgien weiter. Auf dem Treffen wurden vor allem die Umsetzung der EU-Strategie für erneuerbare Energien auf See besprochen und darauffolgende Initiativen der Kommission für 2021 diskutiert.

Ein besonderer Fokus der deutschen Präsidentschaft lag auf dem Voranbringen solcher gemeinsamen und hybriden Wind-Offshore-Projekte wie dem zwischen Dänemark und Deutschland und geeigneten EU-Rahmenbedingungen, die die Zusammenarbeit bei der Nutzung von Windenergie auf See verbessern. Hier hat es Deutschland gemeinsam mit seinen Partnern geschafft, wichtige inhaltliche Fortschritte zu erzielen und Aufmerksamkeit auf diese Themen zu lenken.

EU-Offshore-Strategie greift viele Themen der NSEC-Erklärung auf

In einer gemeinsamen Erklärung forderten die Nordsee-Anrainerstaaten im Juli 2020 die Europäische Kommission auf, ein geeignetes Rahmenwerk auf EU-Ebene (engl. „EU-enabling framework“) für gemeinsame und hybride Projekte zu erarbeiten. Es soll EU-Leitlinien für die Mitgliedstaaten zur Umsetzung solcher grenzüberschreitenden Projekte umfassen, unter anderem zu einer angemessenen Verteilung von Kosten und Nutzen sowie zu angemessenen Strommarktregeln und einer verbesserten und effizienten EU-Finanzierung. Die Arbeiten und Ideen aus der NSEC wurden auch in den „Ratsschlussfolgerungen zur Stärkung der Europäischen Kooperation im Bereich Offshore und anderen erneuerbaren Energien“ aufgegriffen, die während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft vereinbart wurden. Auch die am 19.11.2020 veröffentlichte Offshore-Strategie der Europäischen Kommission greift viele Elemente auf, die bereits in der gemeinsamen Erklärung der Nordsee-Energieminister enthalten waren, insbesondere Vorschläge dafür, wie ein „EU Enabling Framework“ für grenzüberschreitende Offshore-Erneuerbaren-Projekte bestehende Hemmnisse für solche Projekte abbauen kann. Die Kommissionsstrategie bildet die Basis für weitere Beratungen und konkrete Leitlinien, Maßnahmen und Gesetzesinitiativen, die in den nächsten Jahren vorgeschlagen und mit den Mitgliedstaaten diskutiert und verhandelt werden sollen.

2021 übernimmt Belgien die Präsidentschaft der NSEC

Belgien, das 2021 die Präsidentschaft der NSEC übernimmt, will das Thema weiter aufnehmen. Auch die Verlängerung der NSEC-Kooperation um weitere drei Jahre soll unter belgischer Präsidentschaft beschlossen werden. Dabei müssen auch die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Großbritannien, das eine wichtige Rolle mit Blick auf Offshore-Windprojekte in der Nordsee spielt, nach dem Ausscheiden aus der EU neu ausgelotet werden. Denn bald soll das deutsch-dänische Beispiel der Vernetzung auf See nicht mehr der einzige sogenannte hybride Interkonnektor sein. Weitere Projekte in Nord- und Ostsee wie die Danish Energy Hubs (von Dänemark aus in Nord- und Ostsee) und der North Sea Wind Power Hub (zwischen den Niederlanden, Deutschland und Dänemark), sind bereits in Planung.

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