Lithium-Knappheit könnte Energiewende gefährden

Experte: „Wir stehen vor einem Lithium-Engpass für E-Autos“

Anfang Mai ist Ex-BMW-Vorstand Stefan Krause bei der kanadischen Lithium-Firma Rock Tech Lithium Inc. eingestiegen. Die Logik dahinter: Mit seinen Kontakten in die (deutsche) Autoindustrie soll er Rock Tech den Weg zu Abnahmeverträgen bereiten. Unterdessen hat Rock Tech Lithium Wave International mit  technischen Vorarbeiten und Kostenschätzungen für seine geplanten Lithiumhydroxid-Operationen beauftragt. Rock Tech plant, eine deutsche Tochtergesellschaft zu gründen, und will entweder in Sachsen-Anhalt oder Brandenburg für 400 Millionen Euro ein Batteriewewrk aufbauen. Rock Tech-CEO Dirk Harbecke rechnet derweil mit einer Preisexplosion bei Lithium.

An der Luft infolge Nitridbildung angelaufenes Lithiummetall – Foto © Rrausch, 1974 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org

Mit dem neuen Standort, der 2023 die Produktion aufnehmen soll,  ist Rock Tech Lithium in der Nachbarschaft von Tesla und Volkswagen. Dirk Harbecke, der deutsche Vorstandsvorsitzende von Rock Tech Lithium gegenüber Business Insider: „Dort befinden wir uns inmitten aller angekündigten Batteriezellfabriken“. Der Daimler-Lieferant Farasis plant nämlich in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) seinen europäischen Produktionsstandort. Dazu kommt die große Kathoden-Fabrik von BASF im südbrandenburgischen Schwarzheide und natürlich Teslas Fabrik in Grünheide in der Nähe von Berlin. Etwas weiter westlich, in Niedersachsen, liegt das VW-Werk Salzgitter, das die Wolfsburger zusammen mit Northvolt in den kommenden Jahren in eine große Batteriezellfabrik umwandeln.

“Jetzt ist eine hochspannende Situation. Die Nachfrage nach Lithium steigt massiv. Investitionen sind jetzt notwendig, sonst kriegen wir die Angebots-Engpässe nicht gelöst”, sagt Dirk Harbecke. Geld sammelt das Unternehmen durch Banken, Subventionen und am Kapitalmarkt ein. Nachdem sich neben dem britischen Hedge-Fonds-Manager Alan Howard und dem deutschen Unternehmer Christian Angermayer, auch der bekannte US-Investor Peter Thiel an dem Unternehmen beteiligt hatte, ist die Rock Tech Lithium-Aktie schon um 200 Prozent gestiegen. Harbecke: “Die Lithium-Aktien haben bereits begonnen seit Anfang des Jahres zu steigen. Der Lithium-Preis ist von gut 6.000 Dollar Mitte Dezember letzten Jahres auf jetzt über 13.000 Dollar gestiegen. Wir werden Preise in diesem Sommer oder Herbst von 20.000 Dollar sehen, weil die Engpässe jetzt erst losgehen”.

Harbecke fürchtet im Interview mit dem stern, dass Lithium knapp werden könnte und sieht die Elektromobilität samt der Energiewende in Gefahr. In zehn Jahren könnte sich die Menge des benötigten Lithiums etwa verzehnfachen: „Wir benötigen also zehnmal so viel Lithium innerhalb von nur zehn Jahren. Das sind enorme Wachstumsraten von über 35 Prozent [pro Jahr]. Das gab es noch nie bei einem Rohstoff.“ Bei einer solchen Steigerung aber könne man „nicht davon ausgehen, diesen Rohstoff einfach so am Markt einkaufen zu können“. Recycling sei zumindest zunächst keine Lösung: „Dafür müssen wir erst mal die Batterien bauen, die später recycelt werden. Und das dauert. Zuerst muss das Material abgebaut werden, dann muss ein E-Auto verkauft werden, wenn dann die Batterien zehn und mehr Jahre in Betrieb waren, können sie recycelt werden.“

Harbecke sieht das Recyclingproblem „entspannter als den Engpass in den nächsten Jahren. Später wird es viele Minen geben, die weiterhin produzieren können. Wenn es dann Engpässe beim Recycling geben sollte, kann man weiter Material schürfen. Unsere Probleme entstehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren, weil es dann noch nicht genug Minen gibt, um dieses massive Wachstum abzudecken.“

Und er sieht das Problem der Nachhaltigkeit, die Menschenrechte bei der Gewinnung der Rohstoffe; Harbecke spricht von „Gerüchten“: „Sehr viel Koablt für Batterien kommt aus der Demokratischen Republik Kongo. Es gab da viele Gerüchte rund um Kinderarbeit, das ist für einen Autokonzern sehr schwierig. Ein weiterer Grund, sich zu engagieren. Heute müssen Sie die Nachhaltigkeit belegen können. Wir haben zukünftig eine neue Generation von Autokäufern, die wollen wissen, wo jedes einzelne Bestandteil des Autos herkommt. Sie wollen wissen, wie das Lithium abgebaut wird. Ist das im Einklang mit der Natur? Ist das sozial und im Einvernehmen mit den Gemeinden um das Gebiet? Wird wieder aufgeschüttet und aufgeforstet, sodass man zehn Jahre später nichts mehr von dem Abbau sieht?“

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