Keine Vorteile für Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Biomasse

Positionspapier von DBFZ-Experten

Mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen suchen Betreiber von Kohlekraftwerken nach neuen Geschäftsmodellen. Hierbei ist insbesondere die Nutzung von Biomasse im Gespräch. In einem am 02.07.2021 veröffentlichten Positionspapier des DBFZ wird die mögliche Biomassenutzung in Kohlekraftwerken im Hinblick auf den energiewirtschaftlichen Nutzen, die Verfügbarkeit geeigneter Biomassepotenziale und Nachhaltigkeitswirkungen beleuchtet. Fazit der Experten laut einer Medienmitteilung: Nicht zuletzt aufgrund von Risiken für Klima und Biodiversität sollte auf eine staatliche Förderung für die Umrüstung von Kohlekraftwerken verzichtet werden.

Kohlekraftwerk im Nordwesten Berlins – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Mit einem Anteil von über 50 % an der erneuerbaren Energieerzeugung trägt Bioenergie maßgeblich zur Energiewende bei. Dieser Beitrag wird sich im Zuge des Ausbaus anderer erneuerbarer Energien zukünftig verstärkt auf das Schließen von Lücken im Energiesystem beschränken. Im Strom- und Wärmebereich bedeutet dies vor allem eine flexible Energiebereitstellung durch Biomasse. Mit dem Kohleausstieg gewinnt diese Rolle an Bedeutung, da der Anteil volatiler erneuerbarer Energien an der Strom-und Wärmebereitstellung mit der Abschaltung von Kohlekraftwerken steigt. Darüber hinaus wird zunehmend diskutiert, ob Kohlekraftwerke mit Biomasse emissionsarm weiterbetrieben werden sollen. Als Vorbilder dienen hier Länder wie Großbritannien und Dänemark, in denen mehrere ehemalige Kohlekraftwerke bereits auf die Verbrennung von Biomasse umgerüstet wurden.

In Ihrem jetzt veröffentlichten Positionspapier „Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Biomasse“ weisen die Wissenschaftler des DBFZ darauf hin, dass die energetische Nutzung von Biomasse vergleichsweise kostenintensiv und potenzialseitig begrenzt ist sowie nur unter Wahrung strikter Nachhaltigkeitskriterien erfolgen sollte. Vor diesem Hintergrund verweisen die Expert*innen des DBFZ darauf, dass keine hinreichenden Belege für energiewirtschaftliche Vorteile von auf Biomasse umgerüsteten Kohlekraftwerken vorliegen. Darüber hinaus wird betont, dass sich nachhaltige nationale Biomassepotenziale weitgehend in Nutzung befinden, weshalb eine zusätzliche Nachfrage durch Kohlekraftwerke voraussichtlich zu steigenden Importen und/oder inländischen Nutzungskonkurrenzen führen würde. Eine stark steigende Nachfrage nach Forstbiomasse würde außerdem das Erreichen bestehender Klima- und Biodiversitätsziele gefährden, so die Wissenschaftler*innen. Sollte eine Umrüstung dennoch staatlich gefördert werden, muss diese an strenge Kriterien gekoppelt werden, um ökonomische und ökologische Risiken zu minimieren. „Zur Gewährleistung einer effizienten Biomassenutzung sollte insbesondere eine effektive Wärmenutzung und ein flexibler Betrieb vorausgesetzt werden. Zusätzlich sollten Vorkehrungen getroffen werden, um die energetische Nutzung stofflich verwertbarer Biomasse zu begrenzen und bei Überschreitung ökonomisch und ökologisch kritischer Schwellenwerte anzupassen“, so der Mitverfasser des Positionspapers, Dr. Harry Schindler vom DBFZ.

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