Wintershall Dea muss Milliardenverlust abschreiben

Beteiligung an bestehenden Projekten in Russland wird aufrecht erhalten

„Zeitenwende“ nicht nur im Bundestag und der Politik der Bundesregierung: Auch fossile Energieversorger spüren die Folgen des Ukraine-Kriegs – allen voran Wintershall Dea. Als „einen fundamentalen Wendepunkt“ bezeichnete CEO Mario Mehren den russischen Überfall laut einer Medienmitteilung in einer Video-Schaltkonferenz am 28.04.2022. Die Folge: 1 Mrd. Verlust im ersten Quartal. Der Grund: Das Aus für Nord Stream 2. Mehren: „Ein ‚Weiter so‘ mit Russland kann es jetzt nicht geben. Wird es nicht geben. Daran besteht kein Zweifel.“

Gasspeicher Berlin-Spandau – Foto © Gerhard Hofmann

Wenige Tage nach Beginn des Krieges hatte Wintershall Dea umgehend mit der Abschreibung der Nord Stream 2-Finanzierung, mit der Einstellung von Zahlungen nach Russland und mit einem klaren Nein zu neuen Projekten in Russland reagiert. Das Unternehmen plant, sein Portfolio außerhalb Russlands zu stärken und erwägt den Markteintritt in neue Länder. Darüber hinaus wird das Unternehmen geplante Investitionen in den Bereichen Carbon Management und Wasserstoff vorantreiben.

Wintershall Dea hat im ersten Quartal eine Wertberichtigung in Höhe von 1,5 Milliarden Euro auf ihre russlandbezogenen Vermögenswerte vorgenommen, was zu einem Nettoverlust von 1 Milliarde Euro im Quartal führte. Trotz des Desasters nennt Wintershall seine „zugrundeliegende finanzielle Performance“ als „robust“; sie habe, „getrieben durch das externe Umfeld und die starke Produktion – zu einem hohen Cashflow“ geführt. Zudem sei der Verschuldungsgrad von Wintershall „so niedrig wie nie zuvor und untermauert unsere starke Bilanz“.

Mehren zeigte Verständnis für die Forderungen nach einem Energieembargo und sofortigen Stopp aller bestehenden Projekte in Russland: „Ich kann die Forderungen nach einem sofortigen Importstopp für russisches Gas nachvollziehen. Aber ich verstehe auch das komplexe Dilemma, in dem die Bundesregierung steckt. Denn sie trägt große Verantwortung für unser Land, für unsere Wettbewerbsfähigkeit, für unseren Wohlstand und unseren gesellschaftlichen Frieden.“ Gasimporte aus Russland könnten „ersetzt werden. Aber nicht schnell“, fügte er hinzu.

Nach intensiver Diskussion hat die Wintershall Dea entschieden, ihre Beteiligung an bestehenden Projekten in Russland aufrecht zu erhalten. Bei einem Rückzug würden Milliardenwerte an den russischen Staat fallen.

Unbequeme Fragen für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft: „Wir brauchen Windräder“

Angesichts des russischen Angriffskrieges würden „Politik, Gesellschaft und Wirtschaft unbequeme Entscheidungen und Kompromisse treffen müssen“, so Mehren. Denn „Deutschland und Europa brauchen eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Dieser Bedarf wird bleiben. Wir müssen in Deutschland und in Europa weiterhin fossile Energie produzieren. Wir brauchen einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien. Wir brauchen Windräder. Wir müssen alle Formen von klimafreundlichem Wasserstoff fördern…und wir brauchen CCS, auch in Deutschland, wenn wir Industrie und Klima gleichzeitig schützen wollen.“

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