G7 investieren gleichviel in Fossile wie in EE

Greenpeace-Analyse: Investitionen in klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft müssten zehnmal so hoch liegen

Die G7-Staaten fördern klimaschädliche Energieträger wie Kohle, Öl und Gas noch immer mit ebenso hohen Beträgen wie den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Das geht aus einer Analyse (act.gp/3biXlQu) der New Economics Foundation hervor, die Greenpeace anlässlich des am 26.06.2022 beginnenden G7-Gipfels im bayerischen Elmau veröffentlicht. Für die Energiewende und den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft investieren die Staaten der G7 kaum zehn Prozent der Summe, die mindestens nötig wäre, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, so die Analyse.

Klima-Investitionslücke der G7 – © greenpeace.de

“Es kann nicht sein, dass reiche Industriestaaten weiterhin enorme Summen in Energien stecken, die unser aller Lebensgrundlagen zerstören”, sagt Greenpeace-Energieexperte Jonas Ott.  “Die G7 müssen umsetzen, was die Klimawissenschaft seit Jahren sagt: Wenn wir das 1,5 Grad-Ziel noch erreichen wollen, können wir uns weitere Investitionen in Kohle, Öl und Gas nicht leisten. Die Industriestaaten müssen alle Mittel in den Ausbau der  Erneuerbaren lenken.”

Deutschland muss Investition umlenken

Die Analyse zeigt ein gravierendes Missverhältnis in den deutschen Ausgaben. Während Deutschland zwischen 2015 und 2021 jedes Jahr fossile Energien im Wert von durchschnittlich 88 Milliarden Euro auch aus Russland importierte, flossen zwischen 2015 und 2020 lediglich rund 26 Milliarden Euro jährlich in die Energiewende. Laut der Analyse muss Deutschland jährlich mindestens 119 Milliarden Euro in den klimagerechten Umbau der Wirtschaft investieren, um die 1,5-Grad-Grenze einhalten zu können.

Auch die anderen G7-Staaten investieren deutlich zu wenig in die Energiewende. In Italien, den USA, Kanada und Japan ist die Investitionslücke besonders groß. So müssen in den USA jährlich rund 1.400 Milliarden US-Dollar in die Energiewende fließen, aktuell sind es jedoch lediglich etwa 37 Milliarden US-Dollar. Mit 196 Milliarden gaben die USA allein gut das fünffache jährlich für den Import fossiler Energieträger aus. “Die Analyse zeigt ganz klar, dass die größten Industrienationen ihrer Verantwortung für eine klimagerechte Welt  nicht nachkommen”, sagt Ott. “Die G7 haben die Aufgabe, ab sofort deutlich mehr in die Erneuerbaren zu investieren und mit ihrem technologischen Know-How die weltweite Energiewende einzuleiten.”

Ott im Vorwort der Untersuchung: „Mit ihren historischen CO2-Emissionen tragen die G7-Staaten eine große Verantwortung für das Klima: Damit unumkehrbare Klimaschäden und der Klimakollaps verhindert werden können, müssen die sieben reichsten Demokratien jetzt dieser Verantwortung gerecht werden und sofort sämtliche Investitionen in klimaschädliche Infrastruktur für Kohle, Öl und Gas stoppen. Nur wenn sie ihre Kapitalflüsse und Investitionen sofort weg von fossilen Energien und hin in die ökologische Transformation lenken, können sie die Pariser Klimaziele noch erreichen.
Anlässlich des diesjährigen G7-Gipfels unter deutscher Ratspräsidentschaft hat Greenpeace das Institut New Economic Foundation (NEF) beauftragt, die sogenannte Klimainvestitionslücke der G7-Mitgliedstaaten zu untersuchen. Das Ergebnis: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA planen seit 2020 fast ebenso hohe öffentliche Investitionen in fossile Energien wie für den Ausbau von Sonnen- und Windkraft (geplante Investitionen für fossile Energien: 211,7 Milliarden Euro; geplante Investitionen für klimafreundliche Energieprojekte: 265,7 Milliarden Euro).
Für die Energiewende und den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft investieren die Staaten der G7 viel zu wenig – nämlich deutlich weniger als zehn Prozent des erforderlichen Gesamtinvestitionsvolumens, welches zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze nötig wäre. In Italien, den USA, Kanada und Japan ist die Klimainvestitionslücke sogar noch deutlich größer als in den anderen Staaten.
Deutschland muss jährlich rund 118,9 Milliarden Euro investieren, um den klimagerechten Umbau der Wirtschaft zu schaffen. Tatsächlich lagen die Gesamtinvestitionen in die ökologische Wende zwischen 2015 und 2020 aber nur bei rund 26,4 Milliarden Euro jährlich, wovon 9,8 Milliarden Euro öffentliche Gelder waren. Zum Vergleich: zwischen 2015 und 2021 importierte Deutschland im Schnitt jedes Jahr fossile Energieträger im Wert von 87,9 Milliarden Euro – 17,2 Prozent davon kamen aus Russland. Zur Einhaltung der kritischen 1,5-Grad-Grenze müsste Deutschland fast das zwölffache an öffentlichen und privaten Geldern für die grüne Transformation aufbringen, als im Schnitt seit 2020 investiert wurde. Klimaschädliche Investitionen in die Neuerschließung fossiler Energieträger und damit verbundene Infrastrukturinvestitionen müssen dagegen so schnell wie möglich auf null gesenkt werden.
Die vorliegende Analyse zeigt sehr deutlich, dass die größten demokratischen Wirtschaftsnationen ihrer immensen Verantwortung nicht gerecht werden. Sie müssen sofort die Klimainvestitionslücke schließen, um den Klimakollaps zu verhindern. Gleichzeitig müssen sie mit ihren finanziellen Mitteln und ihrem technologischen Know-How die weltweite Energiesystemwende einleiten.“

Die zentralen Ergebnisse der Kurzexpertise:

  • Kein G7-Staat plant derzeit mehr als zehn Prozent der Investitionen in die Energiewende und den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft, die zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels nötig wären. Frankreich, Italien, Japan und die USA planen derzeit sogar weniger als zwei Prozent der benötigten Gelder dafür ein.
  • Die G7-Staaten planen insgesamt nahezu ebenso viel Geld für klimaschädliche fossile Energien (211,7 Milliarden Euro) ein wie für saubere Energielösungen (265,7 Milliarden Euro).
  • Die bisherigen Gesamtinvestitionen in den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft (2015–2021) und die zukünftig vorgesehenen öffentlichen Investitionen (2020–heute) sind in allen G7-Staaten deutlich zu niedrig, um das 1,5 Grad-Ziel einzuhalten. Die Lücke zwischen den geplanten und den benötigten Investitionen in den Klimaschutz ist in Kanada, Japan und den USA am größten.
  • Inlandsinvestitionen: In den Jahren 2015–2021 tätigten die USA, Großbritannien und insbesondere Kanada im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftsleistung die höchsten Investitionen in fossile Energien im eigenen Land. Bei den USA und Kanada sind im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftsleistung zusätzlich die inländischen Investitionen in fossile Energien deutlich höher als die öffentlichen eingeplanten Gelder und Ausgaben für saubere Energie.
  • Seit 2020 haben Deutschland, Frankreich und Italien mehr Gelder in öffentliche Finanzierungen für Erneuerbare Energien als in fossile Energien eingeplant. In absoluten Zahlen haben die USA, Großbritannien und Kanada in den vergangenen zwei Jahren die größten Investitionen in fossile Energien getätigt.
  • Deutschland und Frankreich haben im Verhältnis zu ihrer Wirtschaftsleistung seit 2020 die größte Summe in saubere Energien investiert.
  • Beide Länder müssten jedoch insgesamt rund 12 bzw. 22 Mal mehr in ein klimagerechtes Energiesystem investieren.
  • Deutschland muss seine jährlichen Gesamtinvestition in die Energiewende im Verhältnis zu den vergangenen Jahren von 26,4 Milliarden auf mindestens 118,9 Milliarden Euro vervierfachen. Zum Vergleich: In den letzten Jahren hat Deutschland jährlich für durchschnittlich rund 88 Milliarden Euro fossile Energieträger aus dem Ausland bezogen.

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