European Green Deal: Bis 2050 sollen die Wälder des Kontinents noch deutlich mehr CO2 aus der Atmosphäre holen
Ein Bericht des European Forest Institute (EFI), an dem PIK-Forscher Christopher Reyer mitgewirkt hat, zeigt: Für Wälder alleine ist das Ziel nicht realistisch. Zwar lässt sich die Klimawirkung der Wälder durch verschiedene Maßnahmen steigern, aber nicht in diesem Maße. „Hinzu kommt, so zeigt die Literaturstudie, dass der Klimaschutz im Wald immer Zielkonflikte mit sich bringt: Soll weniger Holz entnommen werden oder mehr?“, heißt es in einer Pressemitteilung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vom 05.10.2022.
Weniger Holz ernten würde unter dem Strich den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten, heißt es weiter, wenn gleichzeitig die Ernten effizienter würden, mehr aufgeforstet würde und die Holzprodukte langlebig wären. Geerntetes Holz, also Holzprodukte, schmälerten zwar die Kohlenstoffspeicherung im Wald, ersetzten aber idealerweise kohlenstoffintensivere Produkte – zum Beispiel im Bausektor den Beton – und erzielten damit auch eine positive Klimawirkung, nur eben an anderer Stelle.
Wie die Wälder, ihre CO2-Speicherleistung und ihr Holzertrag sich in den nächsten knapp drei Jahrzehnten entwickelten, hänge dabei stark von der Klima-Entwicklung in Europa ab. Wenn es mehr Extremereignisse wie Stürme, Feuer und Insektenausbrüche gebe, wenn die Erwärmung die Wälder hart treffe, könnten sie weniger CO2 speichern. Welche Mechanismen es hier zu bedenken gibt, um zum Beispiel auch andere Leistungen des Waldes für unser Ökosystem, wie etwa die Kühlung der Landschaft oder die Speicherung von Bodenwasser, zu berücksichtigen, hat jetzt eine Studie im Fachmagazin Earth’s Future mit einer groß angelegten Computersimulation erklärt. Sie zeigt, dass vor allem die Baumarten, aus denen Wälder bestehen, entscheidend sind sowohl für ihre zukünftige Klimaschutzleistung wie auch für die Bereitstellung einer Reihe anderer Ökosystemleistungen. Auch hier ist PIK-Forscher Reyer einer der Autoren.
„Um unsere Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssen wir sie umbauen und schützen, das ist klar,“ so Reyer. „Das wird aber die Ernten traditioneller Holzprodukte schmälern und daher muss das geerntete Holz in möglichst langlebige, recycelbare Produkte verarbeitet werden. Unsere Studie zeigt: Wir können nicht alles haben, sondern werden sehr gut abwägen müssen – und das ist am Ende eine Entscheidung, die politisch gefällt werden muss.“
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