Deutschland und USA arbeiten bei Energiewende stärker zusammen

John Kerry und Robert Habeck einigten sich beim G7-Treffen in Berlin 2022 auf Dekarbonisierung des Energiesektors

Deutschland und die Vereinigten Staaten sind wichtige Akteure in der internationalen Klimapolitik. Sie verfolgen jedoch unterschiedliche Ansätze. Forschende der RWTH Aachen und des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung – IASS –  in Potsdam haben eine Bestandsaufnahme veröffentlicht, in der sie gemeinsame Interessen und Kooperationspotenziale der beiden Länder identifizieren, so eine IASS-Medienmitteilung vom 26.10.2022.

Deutschland und USA vereinbaren engere Zusammenarbeit bei Dekarbonisierung des Energiesektors – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Deutschland und die Vereinigten Staaten beteiligen sich an vielfältigen bi- und multilateralen Kooperationsformaten in der Energie- und Klimapolitik und haben bedeutende Beiträge in der Entwicklung sauberer Energietechnologien geleistet. Doch während Deutschland in der Energiepolitik stark auf Regulierung setzt, vertrauen die USA in erster Linie auf die Kräfte des Marktes.

„In den USA wird der Klimaschutz vor allem durch die Förderung CO2-armer Technologien vorangetrieben. Eine steigende Nachfrage nach grünen Produkten soll die Dekarbonisierung von Lieferketten beschleunigen und gleichzeitig amerikanische Firmen stärken. In Deutschland setzt man auf verbindliche Minderungsziele für Sektoren wie Energie und Industrie und auf regulative Ansätze wie den Kohlenstoffpreis für den Verkehrssektor“, sagt IASS-Forschungsgruppenleiterin Sonja Thielges. In beiden Ländern schreite die Dekarbonisierung zu langsam voran, um die selbstgesetzten Ziele für 2030 und 2050 zu erreichen.

Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen

Beide Länder seien zur Deckung ihres Primärenergieverbrauchs weiterhin in hohem Maße von fossilen Brennstoffen abhängig. Etwa 77 Prozent des Primärenergieverbrauchs in Deutschland und 81 Prozent des Primärenergieverbrauchs in den Vereinigten Staaten basierten 2021 auf fossilen Brennstoffen. Die USA seien eines der größten Förderländer für fossile Brennstoffe, während Deutschland ressourcenarm und stark von Energieimporten abhängig sei, erklärt Thielges.

Der jüngste Trend bei der Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen sei in beiden Ländern negativ: 2021 seien sie nach einem Rückgang im Vorjahr wieder angestiegen. In Deutschland sei jedoch der Gesamttrend seit dem Jahr 1990 mit 39 Prozent Reduktion günstiger. In den USA hingegen lägen die CO2-Emissionen etwa aus dem Energieverbrauch im Jahr 2021 nur vier Prozent unter dem Niveau von 1990.

Steigende Flüssiggasimporte gefährden Klimaziele

Deutschland habe in den letzten Jahren einen starken Zuwachs an erneuerbaren Energien erlebt, der durch eine starke Regulierungspolitik begünstigt worden sei. Im Jahr 2021 hätten erneuerbare Energien, vor allem Wind- und Solarenergie, 40 Prozent der deutschen Stromerzeugung ausgemacht. In den USA sei der Zuwachs an erneuerbaren Energien geringer ausgefallen. Der im Land erzeugte und in das Stromnetz eingespeiste Strom stamme im Jahr 2021 nur zu 20 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern. Seit September 2022 gebe es mit dem Inflation Reduction Act allerdings einen neuen, auf Steueranreizen basierenden gesetzlichen Rahmen für den Klimaschutz. Dieser könnte den Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigen.

„In der aktuellen politischen Situation haben die transatlantischen Beziehungen wieder an Bedeutung gewonnen. Für das Klima ist das jedoch nicht nur positiv: Der Handel mit Erdgas hat sich als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine deutlich intensiviert. Flüssiggasimporte der USA and die EU stiegen 2022 deutlich. Wenn wir mit unserem derzeitigen Bedarf an Erdgas einen neuen Produktionsboom in den USA auslösen, ist der Welt damit langfristig nicht geholfen. Das steht auch im Widerspruch zu den globalen Klimazielen, die vorsehen, Investitionen weg von fossilen Brennstoffen und hin zu grünen Technologien zu lenken“, sagt IASS-Forscherin Charlotte Unger.

Neue Kooperationsformate

Doch es gebe auch gemeinsame Bemühungen um den Klimaschutz: So nutzten Deutschland, die Europäische Union und die USA bestehende Kooperationsformate und schafften zudem neue Wege des Dialogs, um ihre Klimaschutzagenda voranzutreiben. So arbeiteten sie zum Beispiel bei der Mission Innovation 2.0 Initiative zur Weiterentwicklung von sauberem Wasserstoff zusammen. 2021 hätten die EU und USA ein Handelsabkommen zu „grünem“ Stahl beschlossen, um gemeinsam die Dekarbonisierung des Stahlsektors voranzutreiben. Außerdem hätten sie mit dem Global Methane Pledge gemeinsam mit anderen Partnern die Reduzierung der Methanemissionen, ein vernachlässigtes Klimathema, auf die globale politische Agenda gesetzt. In der 2021 neu gegründeten deutsch-amerikanischen Klima- und Energiepartnerschaft wollten beide Länder kooperieren, um den Einsatz von Energiewendetechnologien weiter zu beschleunigen.

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