Nachhaltige Unternehmensmobilität zum Standard machen

Betriebliche Mobilität auf Klimaschutz ausrichten

Um eine elektrische und nachhaltige Mobilität ihrer Beschäftigten zu erreichen, sollten Unternehmen Daten zu Pendelwegen und Mobilitätsbedarfen erheben, ambitionierte Ziele und konkrete Maßnahmen definieren und über Fortschritte berichten. Dies sollte ab einer bestimmten Flottengröße oder einem bestimmten mobilitätsbedingten CO2-Ausstoß verbindlich sein. So können Unternehmen dafür sorgen, betriebliche Mobilität auf den Klimaschutz auszurichten. Wie das gelingen kann, zeigen Handlungsempfehlungen von Öko-Institut e.V. und Agora Verkehrswende.

Unternehmensflotten sollten auf Klimaschutz und Verkehrswende ausgerichtet sein – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Die Politik könne die Verkehrswende in Unternehmen mit verlässlichen Rahmenbedingungen unterstützen. Dazu gehöre, klimaschädliche Steuern und Subventionen abzubauen und die realen Kosten klimaschädlicher Mobilität angemessen zu bepreisen. Ebenso wichtig seien die Koordination des Ladeinfrastrukturaufbaus, die Anpassung von Stromsystem und -markt sowie einfachere Genehmigungsverfahren für neue Ladepunkte, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung vom 09.02.2023.

Unternehmen spielen eine Hauptrolle bei der Verkehrswende

„Für Unternehmen ist es Zeit, Dienstwagen und weitere Fahrzeuge in der Flotte möglichst vollständig elektrisch zu betreiben und die entsprechende Ladeinfrastruktur aufzubauen“, erklärt Lukas Minnich, Experte für nachhaltige Unternehmensmobilität am Öko-Institut. „In diesem Prozess hilft es, wenn klare Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele für das Unternehmen in einer Mobility Policy festgelegt sind.“

Esther Rublack, Referentin Unternehmensmobilität bei Agora Verkehrswende, fügt hinzu: „Fast ein Viertel der Treibhausgasemissionen im Personenverkehr entsteht durchs Berufspendeln. Hier können Unternehmen Verantwortung übernehmen, indem sie nachhaltige Mobilität fördern und gute Voraussetzungen zum mobilen Arbeiten schaffen. Die Politik kann dafür sorgen, dass der Wandel zur zukunftsfähigen und klimafreundlichen Unternehmensmobilität verbindlich wird und wirtschaftlich profitabel ist“.

Unternehmen sind laut Autorinnen und Autoren zentral für die Verkehrswende, weil sie einen erheblichen Beitrag zur Minderung der Verkehrsemissionen leisten können. Mehr als zwei Drittel aller Neuwagen werden in Deutschland gewerblich zugelassen. Dienstwagen gelangten nach meist kurzer Haltedauer über den Gebrauchtmarkt in private Hand. So prägten sie auch den privaten Fahrzeugbestand und die Geschwindigkeit des Markthochlaufs der Elektromobilität.

Vollelektrischer Fuhrpark als Ziel

In einer Car Policy könnten Unternehmen regeln, wie Dienstwagen vergeben und möglichst nachhaltig genutzt werden sollten. Für den Unternehmensfuhrpark, aber auch für die privaten Fahrzeuge der Beschäftigten, empfehlen die Autorinnen und Autoren, eigene Ladepunkte am Unternehmensstandort und vielerorts auch am Wohnort von Dienstwagennutzerinnen und -nutzern zu installieren.

Die Politik sollte das unterstützen, indem sie die Maßnahmen das Masterplans Ladeinfrastruktur II möglichst zügig umsetzt, empfehlen die Autorinnen und Autoren. Bedeutende Schritte seien aus Sicht der Unternehmen etwa die Regelungen zum Laden an Gebäuden und die Stabilisierung des (Fahr-)Strompreises.

Damit sich die Vorteile der E-Mobilität auch in der Kostenrechnung der Unternehmen widerspiegelten, brauche es mit dem Auslaufen der Kaufprämie eine Reform des Systems der Fahrzeugbesteuerung. Wirkmächtig könne die Reform der Kfz-Steuer hin zu einer Bonus-Malus-Regelung sein, die Fahrzeuge mit hohem Kraftstoffverbrauch beim Kauf stärker besteuere. So könnten im Gegenzug effiziente elektrische Fahrzeuge noch einige Zeit gefördert werden, um den Markthochlauf im Sinne des Klimaschutzes zu beschleunigen.

Alternativen zum Pkw fördern und Wege vermeiden

Alternativ zum Dienstwagen böten einige Unternehmen inzwischen ein sogenanntes Mobilitätsbudget an, das Beschäftigte frei für verschiedene Verkehrsmittel verwenden könnten. Bremsend wirke dabei, dass Dienstwagen etwa gegenüber Sharing-Diensten und der Bahn noch immer steuerlich begünstigt würden. Um das Mobilitätsbudget attraktiver zu machen, sollten die steuerlichen Regelungen zur Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel vereinheitlicht und vereinfacht werden. Unternehmen könnten außerdem viele Wege vermeiden, indem sie die Arbeit im Homeoffice ermöglichten und Dienstreisen, wenn möglich, durch digitale Zusammenarbeit ersetzten, empfehlen die Autorinnen und Autoren obendrein.

Die Publikation „Unternehmensmobilität nachhaltig gestalten“ von Öko-Institut, Agora Verkehrswende und Stiftung Klimawirtschaft ist kostenlos zum Download verfügbar unter: https://www.compan-e.de/publikationen/unternehmensmobilitaet-nachhaltig-gestalten/

Weitere Informationen zum Projekt compan-e

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