Kupferrecycling – Grundlage der Versorgungssicherheit von Schlüsselindustrien

Optimierung der mineralischen Rohstoffversorgung und wichtiger Beitrag zur Erreichung der europäischen Klimaziele

Der Ausstieg aus den fossilen Technologien und die Tranformation zu einer dekarbonisierten Gesellschaft führt mittelfreistig zu einem erhöhten Bedarf von Rohstoffen wie etwa Kupfer. Recycling soll, plant die Bundesregierung, als zweite Säule der mineralischen Rohstoffversorgung durch die Entwicklung von Handlungsoptionen gestärkt werden, um die Wirtschaft weiterhin mit wichtigen Metallen wie Kupfer zu versorgen, so eine Medienmitteilung vom deutschen Kupferverband.

Kupferschrott – Foto © kupfer.de

Neben Initiativen wie der von der Bundesregierung aufgesetzten Dialogplattform Recyclingrohstoffe gibt es in der Kupferindustrie bereits zahlreiche Unternehmen, die nicht nur nachhaltig arbeiten und ihre Standards entsprechend angepasst haben, sondern durch den Einsatz von Recyclingrohstoffen in der Kupferherstellung den Primärrohstoff Kupfer gar nicht oder nur in geringem Maße einsetzen und so beispielhaft dafür sorgen, dass nicht nur CO2-sparender produziert wird, sondern darüber hinaus auch Ressourcen geschont werden.

Barrieren und Schwachstellen in der Sekundärrohstoffversorgung sollen anhand spezifischer Stoffströme und Anwendungsbeispiele identifiziert werden. Auf dieser Grundlage werden stoffstromspezifische Zielparameter auf Basis transparenter Bewertungskriterien festgelegt und mögliche Zielkonflikte analysiert. Dadurch sollen Handlungsoptionen zum Erschließen neuer Recycling-Potenziale auf Ebene einzelner Stoffströme sowie des Gesamtsystems entwickelt werden. Bestehende Aktivitäten und Ergebnisse aus den Bereichen der Abfall- und Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) sowie der Ressourceneffizienz mit Bezug zum Rohstoffrecycling werden hierbei aufgegriffen. Vor dem Hintergrund künftiger nationaler und europäischer regulatorischer Entwicklungen und Initiativen, wie dem deutschen Klimaschutzgesetz und dem European Green Deal, sollen die entwickelten Fragestellungen insbesondere aus einer industriepolitischen Perspektive heraus betrachtet werden. Dabei sollen Recyclingpotenziale insbesondere auch für Stoffgruppen und Metalle erschlossen werden, die für die Bereitstellung oder Nutzung von Zukunftstechnologien (z.B. Metalle für die Herstellung von Energiespeichern für die Energie- und Mobilitätswende) essenziell sind. (recyclingrohstoffe-dialog.de/recyclingrohstoffe_node)

Ein Beispiel für die nachhaltige Produktion von Kupfer ist die österreichische Montanwerke Brixlegg AG. „Mit niedrigstem CO2-Fußabdruck, 100 Prozent Recycling-Rohstoffen und 100 Prozent erneuerbarer Energie für unseren Strombedarf produzieren wir das weltweit klimafreundlichste Kupfer mit den niedrigsten CO2-Emissionen. Damit leisten wir nicht nur Pionierarbeit für den heutigen Bedarf, sondern schaffen schon jetzt als die Ersten in der Wertschöpfungskette die Voraussetzungen für die Klimaneutralität der Zukunft.“ beschreibt Vorstandsmitglied  Uwe Schmidt die Besonderheiten seines Unternehmens. 100 Prozent des bei Brixlegg hergestellten  Kupfers stammt aus Sekundärmaterialien, also recyceltem Kupfer, welche von gesammelten oder aufbereiteten Recycling-Rohstoffen kommen.“

Kupferbedarf wird steigen

Ein Weg,  der beispielhaft ist, und sich auch in der Rohstoffstrategie der Bundesregierung als eine wesentliche Säule wiederfindet. Denn neben der Rohstoffsicherung u.a. durch heimischen Bergbau und Importe steht auch der Ausbau der Kreislaufwirtschaft durch vermehrtes Recycling insbesondere im Bereich Urban Mining auf der Liste der wichtigsten Instrumente, um die Versorgungssicherheit von Rohstoffen zu stärken. Um entsprechende Möglichkeiten zu definieren, wurde dazu durch das BMWK eigens die Dialogplattform Recyclingrohstoffe beauftragt, die zum Ziel hat, die sichere und nachhaltige Versorgung der deutschen Industrie mit Metallen und Industriemineralen aus sekundären Rohstoffquellen zu verbessern. In einem Unterarbeitskreis der Dialogplattform, der vom Kupferverband sowie vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI  betreut wird,  beschäftigt man sich intensiv mit dem Thema Kupfer.

„Der Bedarf an Kupfer wird insbesondere durch seine Rolle als Enabler der Mobilitäts- und Energiewende in den kommenden Jahren anwachsen“, so Michael Sander, Geschäftsführer des Kupferverbandes zur Bedeutung des Rohstoffes. „ Allein in Europa werden zur Umsetzung der  Energiewende im Jahr 2030 schätzungsweise zusätzliche 1,25 Mio. Tonnen Kupfer benötigt, was auf über 1,5 Mio. Tonnen im Jahr 2040 ansteigen wird –  ein Plus von  35 Prozent zu heute. Entsprechend groß ist auch der Wunsch nach mehr Sekundärrohstoffen für die Industrie.“

Recycling-Barrieren abbauen

Dabei stellt die lange Lebensdauer von Kupferprodukten im Rahmen der Recyclingstrategie eine natürliche Begrenzung der Verfügbarkeit von Kupferschrotten dar, wie der Zwischenbericht des Unterarbeitskreises Kupfer der Dialogplattform nun deutlich aufzeigt. Dazu Antonia Loibl vom Fraunhofer ISI: „Kupfer ist ein Metall, das sich grundsätzlich ohne Qualitätsverlust unbegrenzt recyceln lässt. Gerade das bei Kupfer mögliche energieeffiziente Einschmelzen von Kupferschrotten in der Kombination mit der Raffination zu neuwertigem Kupfer von höchster Qualität ist ein Riesenpluspunkt. Allerdings lässt sich der Bedarf an Kupfer mittelfristig und langfristig nicht allein durch Sekundärrohstoffe decken. Innovation und Investition in Richtung einer möglichst nachhaltigen Gestaltung des Bergbaus dürfen daher nicht vergessen werden, während wir gleichzeitig an einer möglichst umfassenden Nutzung der vorhandenen Recyclingpotenziale arbeiten.“

Zur Zeit liegt der Recyclinganteil in der Kupferkathodenproduktion  in Deutschland bei  rund 40 Prozent und damit zwar deutlich über dem globalen Durchschnitt. Dennoch  sind hier laut dem Zwischenbericht der Dialogplattform noch Steigerungsraten möglich. Als verbesserungswürdige Parameter wurden dabei insbesondere Bereiche der Regulatorik, der Technologie und Prozesse des Recyclings sowie der Datenerhebung und Digitalisierung von Stoffströmen definiert. Weitere Optimierungsaspekte werden im Ausbau der Infrastruktur und Logistik, aber auch  bei den Förderanreizen zum Ausbau der Recyclingkapazitäten und Sammelstellen in Deutschland gesehen.

„Eine Sicherung der Versorgung mit Rohstoffen wie Kupfer ist nicht eindimensional zu betrachten,“ so Loibl und Sander zu den vorläufigen Ergebnissen ihres Arbeitskeises. „Gerade die Diskussion mit der Industrie wie z.B. den Montanwerken Brixlegg beweist, dass viele Wege zu einer Lösung in der Rohstofffrage beitragen können. Für eine zukunftsträchtige Herangehensweise müssen jedoch noch zahlreiche vorhandene Barrieren insbesondere für die Reycyclingindustrie  diskutiert werden – und das nicht nur auf nationaler,  sondern auch auf europäischer Ebene.“

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