EIB und Kreislaufwirtschaft

Der ÜBERBLICK 2023

Die Welt produziert immer mehr Müll. Allein in der Europäischen Union sind es mehr als zwei Milliarden Tonnen pro Jahr oder 4,8 Tonnen pro Kopf. Hauptverursacher sind Bausektor, Bergbau und Industrie. Hinzu kommt im Schnitt jährlich eine halbe Tonne Haushaltsabfälle pro Person, wovon weniger als die Hälfte recycelt wird. All dieser Abfall belastet unsere Umwelt, Biodiversität und Gesundheit und verursacht erhebliche Kosten. Er zeigt auch, dass wir die endlichen Ressourcen der Erde nicht effizient nutzen. Die Europäische Investitionsbank (EIB) unterstützt den Übergang zur Kreislaufwirtschaft mit einer Dreifach-Strategie: Finanzierung, Beratung und Sensibilisierung.  2018–2022 vergab sie 3,4 Milliarden Euro für 118 Kreislaufprojekte in verschiedenen Sektoren.

Müllsucher am Rio Reconquista, Villa La Carcova, Buenos Aires – Foto © José Maria di Paola

Die EIB: „Die Weltbevölkerung verbraucht jährlich mehr als 100 Milliarden Tonnen an Rohstoffen, und mehr als 90 Prozent aller gewonnenen und genutzten Rohstoffe werden verschwendet. Das soll die Kreislaufwirtschaft ändern: Idealerweise wird es überhaupt keinen Abfall mehr geben. Aber wie? Wir müssen die Lebens- und Nutzungsdauer von Ressourcen, Materialien und Gütern verlängern und Produkte und Geschäftsprozesse hinterfragen und neu gestalten. Mit innovativen Lösungen und Servicemodellen können wir Menschen zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten bewegen. So sparen wir Rohstoffe und Energie und produzieren weniger Abfall und Treibhausgase. Und wir tun gerne noch mehr. Bei Projekten mit unsicherem Erfolg helfen uns EU-Garantien, die Risiken gemeinsam zu schultern. Zusätzlich zu Krediten bietet die Bank finanzielle und technische Beratung, um Kreislaufprojekte bankfähig und für Investoren interessant zu machen. Für den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft braucht es ein entsprechendes Bewusstsein und Partnerschaften.“

2020 verabschiedete die Europäische Kommission den Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft – ein wichtiger Baustein des europäischen Grünen Deals, mit dem die Europäische Union bis 2050 klimaneutral werden will. Der Aktionsplan enthält konkrete Maßnahmen für eine Kreislaufwirtschaft. So sollen etwa nachhaltige Produkte EU-weit die Norm werden. Außerdem will sich die Europäische Union auf Sektoren konzentrieren, die am meisten Ressourcen verbrauchen und ein hohes Kreislaufpotenzial haben: Elektronik und Informationstechnologie, Batterien und Fahrzeuge, Verpackungen, Kunststoffe, Textilien, Bau und Gebäude, Lebensmittel, Wasser und Nährstoffe.

2019 brachte die EIB mit den größten nationalen Förderbanken und Institutionen der Europäischen Union die Gemeinsame Initiative für die Kreislaufwirtschaft auf den Weg. Das Ziel: bis Ende 2023 mindestens zehn Milliarden Euro in die Kreislaufwirtschaft investieren. Zusammen mit der Europäischen Plattform für Investitionsberatung starteten wir außerdem die Website Circular City Funding Guide und das Circular City Centre (C3). Das C3 bündelt Kompetenzen und Ressourcen innerhalb der EIB, um EU-Städte auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Es wird gerade mithilfe der Europäischen Kommission umgesetzt.

ZAHLEN UND FAKTEN

Eine Kreislaufwirtschaft schont Ressourcen, schützt Klima und Umwelt, fördert nachhaltiges Wirtschaftswachstum und schafft neue Arbeitsplätze. Sie kann außerdem helfen, die Versorgung mit kritischen Rohstoffen zu sichern.
Rund 45 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen entfallen auf die Herstellung und Nutzung von Produkten und die Lebensmittelproduktion. Nehmen wir an, wir etablieren die Kreislaufwirtschaft in nur fünf Schlüsselsektoren: Zement, Aluminium, Stahl, Kunststoffe und Lebensmittel. Dann könnten wir 2050 fast die Hälfte der Emissionen in der Güterproduktion einsparen: 9,3 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente. Das ist, als würden wir die gesamten aktuellen Emissionen des Verkehrssektors auf null setzen.

  • Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft können auch den weltweiten Verlust an biologischer Vielfalt stoppen und dazu beitragen, dass sich die Biodiversität erholt und bis 2035 wieder das Niveau von 2000 erreicht. Und durch die geringere Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung nützt dies auch unserer Gesundheit.
  • Für die Wirtschaft können sich Kreislaufmodelle ebenfalls auszahlen: Mit neuen Geschäftsmodellen, Produktionsverfahren und Produkten können Unternehmen ihre Material-, Energie- und Entsorgungskosten spürbar senken. Das bringt höhere Renditen und sichert Wettbewerbsvorteile.
  • Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation könnte der Übergang zur Kreislaufwirtschaft bis 2030 weltweit sieben bis acht Millionen neue Arbeitsplätze schaffen.
  • Bislang allerdings sind weniger als zehn Prozent der globalen Wirtschaftsaktivitäten im Kreislauf angelegt.
    Die EIB richtet alle neuen Finanzierungen an den Zielen und Grundsätzen des Pariser Abkommens aus und will im Jahrzehnt bis 2030 Investitionen von einer Billion Euro in Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit anstoßen. Das hat sie in ihrem Klimabank-Fahrplan festgelegt.
  • Wir fördern die Kreislaufwirtschaft in vielen Sektoren, darunter Landwirtschaft und Bioökonomie, Industrie und Dienstleistungen, Mobilität, kleine und mittlere Unternehmen, Stadtentwicklung, Abfall und Wasser.

->Quelle: https://www.eib.org/de/publications/20230157-circular-economy-overview-2023