Trockenheit und Landwirtschaft: Trotz Regen negative Wasserbilanz

BUND: Umgang mit Böden entscheidend für Ernteerfolge in Klimakrise – #Trockenheit

Trotz guter Ernteaussichten 2023 haben die Dürremonate Anfang des Jahres und die Trockenheit in den Jahren zuvor insgesamt den Böden zugesetzt. Dass es nun die vergangenen Wochen vermehrt geregnet hat, ist zwar wichtig – gleichzeitig erschweren die Niederschläge die Ernte und insbesondere Starkregenereignisse mindern zum Teil auch den Ertrag. Im fünften Teil seiner Serie zur #Trockenheit blickt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf die Folgen der Dürre in Deutschland für die Landwirtschaft. Verantwortlich für schwierige Ernten ist aus Sicht des BUND aber nicht nur der langfristig zu geringe Niederschlag, sondern auch der schädliche Umgang mit dem Boden selbst.

Ausgelaugter, verdichteter Boden, der Regenwasser kaum noch aufnehmen kann – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Maximilian Heller, wissenschaftlicher Mitarbeiter Landnutzung beim BUND: „Die Landwirtschaft ist wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig vom Wetter und Klima beeinflusst. In diesem Jahr fehlten vor allem zu Beginn der Wachstumsperiode im Mai und Juni Niederschläge und es war zudem sehr heiß. Der in den letzten Wochen einsetzende Regen verbesserte die Erntemengen, erschwert aber gleichzeitig die Ernte selbst. In Summe sind die Böden in Deutschland immer noch zu trocken. Die Klimakrise ist Realität für Bäuerinnen und Bauern. Und das bedeutet für die Landwirtschaft ein grundsätzliches Umdenken, was, wo und wie angebaut wird.“

Landwirtschaft muss sich auf Klimakrise einstellen 

Ein „Weiter so“ in der Landwirtschaft sei angesichts zunehmender Extreme von Dürren und Hitzeperioden, aber auch Starkregen und Stürmen unmöglich. Die Bewirtschaftung von Ackerflächen wie auch die angebauten Kulturen müssten auf die veränderten Klimabedingungen angepasst werden. Auch die Tierhaltung müsse ihren Beitrag leisten: Durch Weidehaltung beispielsweise wird der Humusaufbau verbessert, so dass Wasser besser gespeichert werden könne – wichtig für trockene und nasse Zeiten gleichermaßen, so Heller.

Heller: „In Zeiten der Klimakrise braucht es mehr denn je eine boden- und wasserschonende Landwirtschaft. Irrwege, wie gentechnisch veränderten Sorten, sind dabei nicht die Lösung. Um sowohl Regen- als auch Trockenspitzen abzupuffern, müssen Grünland und Ackerflächen Wasser speichern können. Die ökologische Landwirtschaft liefert in Sachen Bodenschutz besonders viele Praxiserfahrungen, die auch konventionelle Betriebe nutzen können. Ebenso können Bauern und Bäuerinnen mit vielfältigen Fruchtfolgen oder Mischkulturen die Risiken von Ernteverlusten bei einzelnen Kulturen ausgleichen. Unverzichtbar für bessere Böden, ist aus Sicht des BUND eine bodenlebenfördernde Bewirtschaftung mit weniger Pestizideinsatz und mehr Weide- statt Stallhaltung bei Nutztieren. Dort, wo eine Minimalbewässerung nötig ist, müssen wassersparende Methoden, wie gezielte Tröpfchenbewässerung zum Einsatz kommen, und es darf nur so viel Wasser entnommen werden, dass wasserabhängige Lebensräume nicht geschädigt werden.”

Ausgelaugte Böden können Wasser kaum halten –  Humus für saugfähige Böden entscheidend

Durch den auszehrenden Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen und nach mehreren Dürren in Folge, seien viele Böden am Ende und könnten Wasser kaum halten. Bodenorganismen wie Regenwürmer, Ameisen und Bakterien spielten eine entscheidende Rolle für die Widerstandskraft der Böden gegenüber Trockenheit. Sie bauten den Humus auf, der Wasser speichern könne und lockerten den Boden auf, damit Feuchtigkeit eindringe und nicht einfach oberirdisch abfließe, so Heller weiter: „Ausgelaugte Böden speichern kaum Wasser. Monokulturen, geringe Vielfalt in den Fruchtfolgen und wenig Wildpflanzen auf den Äckern führen dazu, dass der Boden nicht gut durchwurzelt ist. Das Ergebnis ist ein immer stärker verdichteter Boden, der die Niederschlagsmengen nicht aufnehmen und halten kann. Intensive Düngung und hoher Pestizideinsatz laugen die Böden zusätzlich aus und schädigen die Bodenorganismen.“

BUND fordert deutliche Reduzierung von Pestizideinsatz

Die durchschnittlich 2,8 Kilogramm Pestizide pro Hektar, die ausgebracht würden, seien aus Sicht des BUND viel zu viel. Insgesamt müsse die Bundesregierung mindestens eine Halbierung des gesamten Pestizideinsatzes bis 2030 sowie ein Verbot besonders gefährlicher Pestizide beschließen. Ein besserer Schutz von Mensch und Umwelt vor Pestiziden sei dringend notwendig.

Heller: „Die großen Mengen an Mineraldünger und an Pestiziden verschärfen in Zeiten der Trockenheit die Situation weiter. Pestizide wie Glyphosat und ihre Abbauprodukte schädigen auch die Bodenorganismen. Weniger Bodenorganismen bedeuten weniger Humus, bedeuten weniger Wasser im Boden und somit am Ende weniger Ernteertrag. Zudem bleiben Pestizide je nach Bodenart und Temperatur mehrere Wochen, manche über Jahre in der Erde nachweisbar. Die Auswirkungen sind langfristig und haben Einfluss auf die Artenvielfalt insgesamt. Diese Form der intensiven Landwirtschaft spielt eine zentrale Rolle beim Insektensterben mit all seinen Folgen für die Biodiversität. Die Reduzierung von Pestiziden ist deshalb auch im Kampf gegen die Auswirkungen der Klimakrise und dem Artensterben in der Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung. Für mehr Biodiversität sollten zehn Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen für den Artenschutz bereitstehen.”

 ->Quelle und mehr Informationen: