Der Kölner Energieversorger RheinEnergie will Energie aus dem Rhein gewinnen. Im buchstäblichen Sinne soll die Rhein-Energie genutzt werden, um 50.000 Haushalte mit Fernwärme zu versorgen. Das Unternehmen hat den Auftrag zum Bau der größten Flusswasser-Wärmepumpe Europas vergeben.

Entwurf der Halle mit Wärmepumpe. Nicht im Bild: Der Rhein, dessen Wasser als Energiequelle dienen kann. Das Wasser lässt ein Kühlmittel verdampfen, wodurch Hitze für die Fernwärmeversorgung gewonnen wird. Foto: MAN-ES
Beauftragt wurde die Firma MAN Energy Solutions, die am Standort Köln-Niehl eine 150-Megawatt-Anlage errichten soll. Eine Arbeitsgemeinschaft aus Züblin und Strabag Umwelttechnik übernimmt den Bau der Wasserentnahme mit Fischschutzanlagen, um den ökologischen Anforderungen gerecht zu werden. Das Projekt soll nach Unternehmensangaben rund 50.000 Kölner Haushalte mit klimaneutraler Fernwärme versorgen und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele der Stadt Köln leisten.
Das Investitionsvolumen beträgt 280 Millionen Euro, wovon rund 100 Millionen Euro durch Fördermittel der EU und des Landes finanziert werden. Die Genehmigungsbehörden müssen die Auswirkungen des abgekühlten Rücklaufwassers auf die Rheinfauna prüfen. Außerdem sind in dem dicht besiedelten Gebiet Lärm- und Immissionsschutzauflagen zu beachten. Die vorbereitenden Arbeiten sollen 2025 beginnen. Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens ist der Baubeginn für 2026 und die Inbetriebnahme für 2027 vorgesehen.
Die technische Umsetzung basiert auf einem hochmodernen Kreislaufverbundsystem mit Kältemittel. Die Anlage nutzt die Energie des Rheinwassers, das im Jahresmittel etwa zehn Grad Celsius warm ist. Ein elektrisch betriebener Kompressor erhitzt das Kältemittel so weit, dass es das Fernwärmewasser auf bis zu 110 Grad Celsius erwärmen kann. Mit einer Kilowattstunde Strom lassen sich so durchschnittlich drei Kilowattstunden Nutzwärme erzeugen, was die Energieeffizienz der Anlage unterstreicht. Das Rheinwasser bleibt laut RheinEnergie völlig unverändert, kehrt jedoch am Ende des Prozesses leicht abgekühlt in den Fluss zurück. (Hier ein Erklärvideo von RheinEnergie).
Herzstück der Anlage sind drei leistungsstarke Getriebekompressoren mit je 50 Megawatt Heizleistung, die in Berlin und Oberhausen gefertigt wurden. Nach Angaben der RheinEnergie können mit der Anlage jährlich rund 100.000 Tonnen CO2 eingespart werden.
Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie, bezeichnete das Projekt als zweitgrößte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens. Es sei ein zentraler Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung in Köln. Die Anlage soll mit bestehenden gasbefeuerten Erzeugungsanlagen am Standort Niehl kombiniert werden, um eine wirtschaftliche Optimierung der Fernwärmeerzeugung je nach Marktlage zu ermöglichen. Nach Einschätzung von Dr. Uwe Lauber, CEO von MAN Energy Solutions, könnte der Bau der Großwärmepumpe Vorbildcharakter für andere deutsche Großstädte haben. Das Projekt zeige eindrucksvoll, wie eine klimaneutrale Wärmeversorgung im urbanen Raum technisch und wirtschaftlich umgesetzt werden kann. Zudem soll die Anlage eine Signalwirkung für die Energiewende in Deutschland entfalten und langfristig zur Dekarbonisierung des Wärmemarktes beitragen.
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