Bertelsmann-Studie zeigt: Daran scheitert die Kreislaufwirtschaft in Unternehmen

Ein neuer Bericht von Circular Republik und der Bertelsmann-Stiftung zeigt: Ambitionierte Circular-Economy-Projekte scheitern oft am fehlenden Leadership. Die Autor*innen identifizieren sogenannte „Champions“ – gut vernetzte Change-Treiber – als entscheidenden Hebel. Unternehmen sollen diese Schlüsselrollen klar benennen, gezielt ausbilden und mit echter Entscheidungsmacht ausstatten.

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Gemeinsam gestalten statt abwarten: Erfolgreiche Kreislaufwirtschaft braucht vernetzte Mitarbeitende mit Einfluss und Entscheidungsmacht  l  Foto: StartupStockPhotos

Wer weiter zögert, riskiert Wettbewerbsnachteile, wenn strengere EU-Vorgaben greifen. Zwar ist vielen Unternehmen längst klar, dass Kreislaufwirtschaft ein wirtschaftlicher Imperativ ist, dennoch verharren viele Projekte im Pilotstadium. Der Bericht zeigt, warum: Ohne starke interne Fürsprecher stockt der Wandel. Laut Autor*innen sind es diese „Champions“, die zirkuläre Geschäftsmodelle aus der Nische ins Kerngeschäft bringen.

Zwischen April und Oktober 2024 führten die Studienautorinnen über 50 Interviews mit Industrievertreterinnen und Expert*innen, zusätzlich wurden 92 Fortbildungsangebote analysiert. Drei Hauptprobleme wurden identifiziert. 1. Es fehle an praktischem Know-how und bereichsübergreifenden Strukturen. 2. Austausch über Best Practices ist selten. Wissen und Erfahrungen verbreite sich kaum. 3. Engagement für Circular Economy zahle sich bisher selten für die eigene Karriere aus.
Hier kommen die „Champions“ ins Spiel: Mitarbeitende, die über Fachwissen verfügen und ihre Netzwerke gezielt einsetzen. Sie koordinieren Abläufe, öffnen Türen zu anderen Abteilungen, Partnerfirmen, Kund*innen und sogar zur Politik. Ohne diese „Schlüsselpersonen für interorganisationale Innovationsprozesse“ bleiben viele Ideen stecken. Was oft fehlt, sind Vertrauen, Ressourcen und echte Entscheidungsmacht.

Die Autor*innen formulieren fünf zentrale Forderungen:

  1. Unternehmen sollen gezielt Mitarbeitende mit strategischem Denken, Prozesskenntnis und internem Einfluss als Champions benennen.

  2. Diese Personen brauchen Training in Change-Management und Business-Case-Entwicklung, um Führungskräfte mit Fakten zu überzeugen.

  3. Das Engagement für die Kreislaufwirtschaft muss ein echter Karrieretreiber werden – etwa durch Prämien oder neue Rollen

  4. Interne Netzwerke und der direkte Zugang zum Vorstand sollen gestärkt werden, damit Projekte nicht ins stocken geraten und realisiert werden.

  5. Es braucht unternehmensübergreifende Plattformen, um Best Practices zu teilen und Standards zu etablieren.

Der Bericht endet mit einem Appell: Ohne eine „kritische Masse“ an gut vernetzten Champions bleibe die Circular Economy Stückwerk. Die Initiatoren raten, gezielt Fürsprecher für die Transformation zu suchen, auszubilden und mit Entscheidungskompetenz auszustatten. Nur so entstehen Skaleneffekte, die Deutschlands Wirtschaft unabhängiger von geopolitischen Rohstoffrisiken und fit für EU-Vorgaben machen.

Ein Beispiel: Eine Ingenieurin entwickelt einen starken Recyclingprozess, ein Projektmanager plant die Umsetzung, doch erst die Kollegin mit den richtigen Kontakten räumt Widerstände aus dem Weg, findet Kunden und bringt das Thema in die Chefetage. Genau diese Netzwerker*innen gilt es zu identifizieren, zu fördern und mit Zeit sowie einem klaren Auftrag auszustatten. Sonst bleibt die Kreislaufwirtschaft eine gute Idee, die nie das ganze Unternehmen erreicht. Mit ihrer Expertise und Überzeugungskraft können sie eine Wellenbewegung erzeugen, die ganze Organisationen erfasst. Doch bisher entsteht dieses Netzwerk oft zufällig. Systematische Programme zur Identifikation, Ausbildung und Anerkennung solcher Schlüsselpersonen fehlen weitgehend.
Gerade angesichts immer strengerer regulatorischer Vorgaben wird das zur Notwendigkeit: Wer weiter an linearen Geschäftsmodellen festhält, riskiert nicht nur den Anschluss im Wettbewerb, sondern auch die Wirtschaftlichkeit seiner bisherigen Prozesse.

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