In Deutschland wurde es zuletzt ruhiger um Unverpackt-Läden. Dennoch wird am Konzept „Mehrweg statt Plastik“ weiter gearbeitet. Aldi und der britische Online-Supermarkt Ocado zeigen, wie erfolgreich Mehrwegsysteme im Lebensmittelhandel sein können.

Reis, Nudeln und Nüsse können auch ohne Einwegverpackung leicht und hygienisch transportiert und gelagert werden l Foto: Filmbetrachter
Trotz des Preisschocks bei Lebensmitteln gibt es in Deutschland nach Angaben des Unverpackt-Verbands weiterhin 235 Unverpackt-Läden. Auch wenn der Umsatz zuletzt sank, sei die Zahl der Schließungen gering gewesen. Im Gegenteil: Es sind sogar 63 neue Unverpackt-Läden in Planung (Stand: 2024).
In Großbritannien testete Aldi innovative Nachfüllstationen. Diese überzeugten durch Hygiene und Benutzerfreundlichkeit: In einer Kundenumfrage bewerteten 97 Prozent das System als hygienisch, 89 Prozent als einfach und schnell. Besonders bemerkenswert war, dass 86 Prozent der wiederverwendbaren Behälter ohne ein Pfandsystem zurückgegeben wurden.
Neu an diesen Stationen ist die modulare Konstruktion: Die Ware wurde bereits beim Lieferanten in robusten, verschlossenen Behältern abgefüllt. Diese gelangten dann als Ganzes in die Aldi-Filialen, wo sie unkompliziert in die Nachfüllstation eingesetzt wurden. Kunden mussten ihre Behälter nicht mehr wiegen, was den Einkauf erleichterte und beschleunigte.
Auch Ocado, das britische Pendant zum niederländischen Online-Supermarkt Picnic, bot seinen Kunden eine Mehrwegoption. Kunden hatten bei der Bestellung die Option, ihre Produkte in Mehrwegbehältern zu erhalten, die sie bei der nächsten Lieferung einfach zurückgeben konnten. Diese Behälter ersetzten jeweils bis zu fünf Einwegverpackungen. Auch hier war die Akzeptanz hoch: In Spitzenzeiten entschieden sich bis zu 43 Prozent der Kunden für Mehrwegprodukte, durchschnittlich waren es 16 Prozent. Die Vorteile liegen auf der Hand: Bereits nach zwei Verwendungen sind die Mehrwegbehälter nachhaltiger als Plastik-Einwegverpackungen. Das erfolgreiche Mehrwegsystem wird fortgesetzt.
Aldi hingegen beendete die Tests planmäßig im März. Der Discounter hat sich in Großbritannien jedoch schon zu einer gemeinsamen Unverpackt-Zusammenarbeit mit anderen Supermarktketten bereit erklärt. Unter Leitung von WRAP (Waste and Resources Action Programme) arbeiten britische Supermarktketten aktuell am „Plastics Pact Mark II“-Projekt. Es ist eine Zusammenarbeit, um Kooperationen und neue Standards für wiederverwendbare Verpackungen zu entwickeln. Catherine Conway von GoUnpackaged ist überzeugt, dass der Test bewiesen hat, dass Kunden zunehmend bereit sind, nachhaltige Alternativen zu nutzen. Das neue System und der englische Plastik-Pack könnten einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Plastikmüll leisten und auch international weitere Einzelhändler und Supermarktketten dazu motivieren, vermehrt auf Mehrwegverpackungen zu setzen.
Quellen: