Chemisches Recycling: Start-up eeden trennt Fasern für die Kreislaufwirtschaft

Das Start-up eeden trennt Baumwoll-Polyester-Mischgewebe und will seine patentierte Recyclingtechnologie aus dem Labor in den Industriemaßstab bringen. 18 Millionen Euro Investitionen treffen auf die neue EU-Richtlinie zur getrennten Textilsammlung.

Feine Struktur, großes Potenzial: Aus Mischgeweben wie diesem gewinnt eeden mithilfe des chemischen Recyclings, Zellulose- und PET-Material.   l   Foto: Muhittin Yardim

Es könnte der Weg zu wirklich zirkulären Fasern sein. Mit seinem chemischen Prozess, der Baumwolle in Zellulose und PET-Bausteine zerlegt, adressiert das Start-up einen Engpass der Kreislaufwirtschaft.
Mechanische Verfahren scheitern bisher an komplexen Mischfasern. Die Neugründung bietet nach eigenen Angaben eine energieärmere Alternative, die ohne Hochdruck und teure Lösungsmittel auskommt und über 90 Prozent der Rohstoffe zurückgewinnt. Lyocell, Viskose und Polyester die daraus herstellbaren Fasern lassen sich nutzen. Das Verfahren gewinnt an Aktualität, seit die EU-Abfallrahmenrichtlinie zum 1. Januar 2025 eine getrennte Alttextilsammlung vorschreibt. Dadurch werden Millionen Tonnen bisher verbrannter oder exportierter Kleidung in eine zirkuläre Rohstoffquelle verwandelt. Somit könnte eeden für Mode- und Textilmarken, die bereits heute über Recyclingquoten und CO2-Fußabdruck berichten müssen, eine skalierbare Verbindung zwischen Entsorgung von alter Kleidung und der Lieferkette herstellen.

Die notwendige Anschubfinanzierung wurde vom niederländischen VC Forbion über seinen BioEconomy Fund angeführt. Neu beteiligt sind Henkel Ventures und NRW.Venture. Viele frühe Investoren stockten ihre Anteile auf. Das Kapital wird in die Errichtung und Inbetriebnahme der Anlage, die Prozessoptimierung und die ersten kommerziellen Lieferverträge investiert. Mit diesem Schritt will eeden zeigen, dass chemisches Textilrecycling nicht nur im Labor, sondern auch im industriellen Geschäftsmodell funktioniert. Es soll ein Puzzleteil der europäischen Kreislaufstrategie darstellen.

Die Demonstrationsanlage, deren Bau noch 2025 beginnen soll, ist auf mehrere Tausend Tonnen Input jährlich ausgelegt. Sie soll beweisen, dass der Prozess im kontinuierlichen Betrieb stabil läuft und die Recycling-Produkte direkt an Faser? und Kunststoffhersteller geliefert werden können. Laut CEO Steffen Gerlach strebt das Team an, bereits 2026 erste „Kapselkollektionen“ aus vollständig recycelten Fasern zu realisieren. Derzeit arbeite eeden zudem daran, die Lösung für andere gängige Mischungen wie Baumwolle-Polyamid-Textilien zu entwickeln. Der Wettbewerb ist groß: Skandinavische Zellstoffkonzerne testen die Verwendung von Enzymen, während große Modeketten in thermochemische Anlagen investieren. Der Bedarf ist heute schon groß, und die Geschwindigkeit, mit der man Textilien zirkulär herstellen kann, hängt von der Geschwindigkeit ab, mit der diese Recycling-Betriebe tatsächlich in großem Maßstab aufbauen können. Entscheidend wird daher laut Start-up die Skalierungs­geschwindigkeit sein. Das gilt für den gesamten zirkulären Markt. Denn die Kapazität muss bis 2030 verzehnfacht werden, um regulatorische Mindestanforderungen zu erfüllen. Ein vielversprechender Ansatz für eine Branche im Wandel – mit großem Handlungs- und Investitionspotenzial.

 

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