Seit 150 Jahren schwanken die Preise für Öl und Kohle, doch sie sinken langfristig nicht. Strom aus Sonne und Wind dagegen wird Jahr für Jahr günstiger. In Abundance – How We Build a Better Future erklären Ezra Klein und Derek Thompson, was wir für eine bessere Zukunft machen müssen.
Ein seltener Erfolg für ein Sachbuch: „Abundance: How We Build a Better Future“ ist seit März #1 der New York-Times-Bestseller-Liste. Die deutsche Ausgabe erscheint mit dem Titel „Der neue Wohlstand“ im Oktober 2025 bei Hoffmann&Campe.

Abundance entwirft die Vision für eine Zukunft mit sauberer Energie und neuem Wohlstand © Simon&Schuster
Die Autoren treffen einen Nerv: steigende Strompreise, langsame Genehmigungen und Angst vor der De-Industrialisierung. Ihre Antwort lautet nicht Verzicht, sondern Bauen, vor allem günstige, saubere Energie. Im Energie-Kapitel ihres Buchs legen sie Entwicklungen nebeneinander. Erstens die reale Preisgeschichte fossiler Brennstoffe: Kohle koste inflationsbereinigt heute fast genauso viel wie 1900, und auch Öl zeige keine wirkliche Entwicklung. Der Ölpreis schwanke, wird aber nie günstiger. Daneben legen sie die Entwicklung der Erneuerbaren: Photovoltaik-Module sind seit 1970 um knapp 99 % im Preis gefallen. Batterietechnologien sanken im Preis um 97 % in drei Jahrzehnten. Die Autoren argumentieren: Wer günstige Energie braucht, setzt auf Technologien, die planbar billiger werden, statt auf Rohstoffe, die preislich gleich oder sogar teurer werden.
Umwelt-, Bau- und Beteiligungsverfahren wurden vornehmlich gegen Kohlerauch und Asphaltwüsten geschaffen. Doch bremsen genau diese Regulierungen nun Solarparks, Stromtrassen oder Wohnungen aus. Das führe zum Paradox, dass in den USA grüne Staaten oft weniger erneuerbare Kapazität pro Kopf erreichen als weniger regulierte Regionen. Deshalb fordern sie eine neue Bau-Politik: schnellere Genehmigungen, massive Forschungsgelder, großskalige öffentliche Beschaffung. Volkswirtschaftlich zeichnen die Autoren ein Wachstums-Szenario: Sinkende Energiekosten könnten bis 2050 globale Einsparungen von 17 Billionen Dollar freisetzen. Industrie und KI-Rechenzentren könnten energieintensive Arbeit ausbauen und gleichzeitig Emissionen senken. Ein Nährboden für die Wirtschaft, der den Populisten den Stoff entziehen würde.
Klein und Thompson liefern einen gut recherchierten, zugänglichen Rahmen, der das große Bild zeichnet: Wenn wir heute die richtigen Weichen stellen – hin zu erneuerbarer Energie und technologischer Erneuerung – könne langfristig ein Zeitalter des Überflusses entstehen. Befürworter feiern das Buch als dringend nötige Vision, die Klimapolitik und Wirtschaft optimistisch vereint. Kritiker werfen ein, Klein und Thompson blendeten Machtfragen aus und setzten zu viel Vertrauen in den Markt und Technik. Ein Einfluss ist bereits spürbar: In den USA wird das Buch parteiübergreifend thematisiert, in Thinktanks und öffentlichen Debatten diskutiert. Das Buch macht Hoffnung, dass die Kosten der Energiewende nicht unser Ruin, sondern unser größter wirtschaftlicher Gewinn sein könnten.
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