Innovativer Giga-Speicher in der Schweiz geht in Bau

Ein Zentrum für Energie, KI und Forschung. Entsteht hier das Flaggschiff der Energiewende? Das Milliardenprojekt kombiniert Energiespeicherung, KI-Rechenzentrum und CO2-neutrale Fernwärmeversorgung.

Visualisierung Technologiezentrum Laufenburg

Der Spatenstich ist erfolgt. Das 3D-Modell des Technologiezentrum Laufenburg (© Erne Gruppe /  Visualisierung Frei Architekten, Aarau)

In direkter Nachbarschaft zur deutschen Grenze hat der Bau des Technologiezentrum Laufenburg (TZL) begonnen. In der Schweizer Stadt Laufenburg soll hier der weltweit größte Batteriespeicher entstehen. Es soll ein Innovationscampus werden, der neben der Energiespeicherung ein Rechenzentrum für KI-Anwendungen und sogar einen Windkanal für sportwissenschaftliche Forschung umfassen soll. Die Bauarbeiten starteten diesen Mai mit dem symbolischen Spatenstich. Die Inbetriebnahme ist für Sommer 2028 geplant.

Kernstück des Zentrums wird ein Redox-Flow-Batteriespeicher mit einer geplanten Speicherkapazität von über 1,6 GWh und einer Leistung von mehr als 800 Megawatt. Zum Vergleich: Die bislang größte Redox-Flow-Batterie der Welt in China kommt auf 400 MWh Speicher und eine Leistung von100 MW. Redox-Flow-Batterien, auch Flüssigbatterien genannt, gelten als besonders sicher, da sie weder brennbar noch explosiv sind. Laut Angaben der beteiligten Unternehmen Flexbase Group und Erne Gruppe wird die genaue Konfiguration bis zur Inbetriebnahme weiterentwickelt. Die Rede ist von neuen Standards sowohl bei der verwendeten Flüssigkeit als auch bei den verwendeten Zellen. Bis zu 960 Tanks mit Millionen Litern Elektrolytflüssigkeit sollen für die gewünschte Kapazität sorgen.

Neben der Pufferung erneuerbarer Energien soll der Speicher auch zur Netzstabilisierung und Spannungssicherheit beitragen. Eine wichtige Funktion angesichts der naturgemäß schwankenden Einspeisung durch Wind- und Solarstrom. Darüber hinaus ist die zeitversetzte Stromspeicherung für den Stromhandel vorgesehen: Strom wird aufgenommen, wenn er günstig ist, und zu Spitzenzeiten wieder eingespeist.

Das Rechenzentrum für künstliche Intelligenz soll mit Wasserkühlung betreiben werden. Die entstehende Abwärme soll dann in ein lokales Fernwärmenetz eingespeist werden, das die Region mit Wärme versorgt. Die Flexbase Group rechnet damit, dass so in den kommenden 30 Jahren rund 75.000 Tonnen CO2 eingespart werden können. Die Anlage ist an das Umspannwerk Laufenburg angebunden. Einen zentralen Netzknotenpunkt in Europa mit Geschichte. Hier wurden 1958 erstmals die Stromnetze von Frankreich, Deutschland und der Schweiz zusammengeschaltet. Das Projekt wird durch private Investoren und mittelständische Unternehmen aus mehreren Ländern finanziert. Zudem beteiligen sich Universitäten und Technologiepartner aus der Schweiz und Deutschland an der Weiterentwicklung des Konzepts. Insgesamt sollen am Standort über 300 Arbeitsplätze entstehen. Damit positioniert sich das Technologiezentrum Laufenburg als ein international bedeutender Standort für die Energiewende, digitale Infrastruktur und angewandte Forschung.

Das Technologiezentrum Laufenburg zeigt, wie die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft über klassische Stoffkreisläufe hinausgedacht werden können. Hin zu einem umfassenden Systemdenken, in dem Energie, Wärme, Daten und Wissen zirkulieren. Der Batteriespeicher stabilisiert das Stromnetz und speichert erneuerbare Energie. Die entstehende Abwärme des KI-Rechenzentrums wird in das Fernwärmenetz eingespeist und ersetzt fossile Heizquellen. Und der geplante Windkanal nutzt genau diese technische Infrastruktur, um aerodynamische Forschung auf Spitzenniveau zu ermöglichen. So entsteht ein Ort, an dem sich technische Systeme nicht nur ergänzen, sondern gegenseitig verstärken. Energie intelligent nutzen, CO2 vermeiden und zugleich Raum für Forschung, Innovation schaffen. Das Technologiezentrum in Laufenburg kann damit zu einem Vorzeigebeispiel werden, wie grüne Transformation konkret gelingen kann.

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