Bahn wird (noch) grüner – Zweifel und Kritik

Klimaschutz: Deutsche Bahn will bis 2020 jährlich eine Million Tonnen CO2 zusätzlich einsparen

„Grün, grüner, Deutsche Bahn“ wirbt die Deutsche Bahn vollmundig für ihre angebliche Vorreiterrolle im Klimaschutz. Denn die Mobilität der Zukunft müsse „ökonomisch sinnvoll und gleichzeitig ökologisch verträglich“ sein. Details hierzu bietet die Bahn „in unserem Medienpaket“ an – der Link ist allerdings „möglicherweise entfernt oder vorübergehend nicht erreichbar“. Umweltschützer melden Zweifel am Grünstrom-Image der Bahn an, es handle sich um eine Marketing-Idee.

Jeder Käufer einer BahnCard100 erhält das Versprechen: „Sie sind zu 100% mit Ökostrom unterwegs.“ Das würde bedeuten, dass die Bahn mindestens so viel Grünstrom einkauft wie die Loks der BahnCard-Kunden verbrauchen. Die Werbung leuchtet aber auch aus den Vitrinen in den ICE-Wagen, und dort sitzen nicht nur BC-Inhaber. Und was ist mit den vielen Dieselloks der DB, im Rangierbetrieb und auf nicht-elektrifizierten Strecken?

Das Nachrichtenmagazin FOCUS verkündete in seiner neuen Ausgabe, die Bahn setze „sich in der deutschen Klimapolitik höhere Ziele: Bis 2020 will das Unternehmen eine Million Tonnen Kohlendioxid pro Jahr zusätzlich einsparen, also insgesamt rund fünf Millionen Tonnen“. Das ganze garniert mit einer Erfolgsmeldung: Schon Ende 2014 sei das bisher geltende DB-Umweltziel mit 23 Prozent übertroffen worden, bis 2020 gut 20 Prozent [[CO2]] einzusparen. Kein Wunder, dass der neue Bahnvorstand für Wirtschaft, Recht und Regulierung Ronald Pofalla bekräftigte, in ihrer Konzernstrategie DB2020  habe die Deutsche Bahn den Klimaschutz fest verankert.

Von der Bahn-Webseite: „Zugfahren ist umweltfreundlich – aber was macht die Bahn sonst noch, um die Umwelt zu schonen? Schon seit 20 Jahren wird daran gearbeitet, den Umwelt-Vorteil auszubauen. Um ihrer Verantwortung weiter gerecht zu werden, hat die DB sich im Rahmen ihrer Strategie DB2020 vorgenommen, bis zum Jahr 2020 Umwelt-Vorreiter zu sein.“

ICE im Hbf Berlin - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft0, 20130311Pofalla: „Wir wollen der Bundesregierung helfen, die Klimaschutzziele zu erreichen.“  Bis 2050 solle die DB komplett CO2-frei im deutschen Schienenverkehr fahren. „Allein die DB-Züge entlasten Europas Straßen jährlich um 1,5 Milliarden Auto- und 13 Millionen Lkw-Fahrten – das entspricht 16 Millionen Tonnen CO2 weniger in der Atmosphäre“, habe Pofalla gegenüber FOCUS den Spareffekt erklärt.

Die höheren CO2-Einsparungen will der Konzern durch moderne, energiesparende Züge wie den ICE3 (s. Foto), erneuerbare Energien sowie intelligente Verknüpfung der Verkehrsträger erzielen. 2014 hätten Erneuerbare Energien bereits 40 Prozent Anteil am Bahnstrom gehabt; im selben Jahr habe die Bahn durch Rückeinspeisung der Bremsenergie ins Stromnetz gut 1130 Gigawattstunden Strom eingespart – etwa soviel wie der Jahresverbrauch von Bielefeld oder Wuppertal.

Nur ein Zwanzigstel der Fahrgäste betroffen

Führerstand eines ICE der DB vor Bf Nürnberg - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft-20120719Zweifel und Kritik an der DB-Grünstromwerbung sind nicht neu, manche sprachen schon vor drei Jahren von „Greenwashing“ (SWR-Umweltblog). Der Klima-Lügendetektor rechnete vor, dass das Grünstrometikett nur für ein Zwanzigstel der Fahrgäste gelte –  den Personenfernverkehr (Regional- und S-Bahnen fahren weiterhin vor allem mit Kohle- und Atomstrom, Güterzüge sowieso): „Unterm Strich ist die Reichweite der Stromrevolution bei der Bahn also ziemlich begrenzt.“ Knappes Fazit daher: „Klimaeffekt: Null.“ Die Bahn sprach von einem Meilenstein – die Klimaschützer dagegen: „Das Ganze wirkt eher wie millimeterhafter Fortschritt.“

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