VDE: Mehr Systemdenken beim Smart Grid-Ausbau!

Kritische Netzsituationen nehmen zu

Jenseits der technischen Herausforderungen sind aus VDE-Sicht verlässliche und konsistente Rahmenbedingungen nötig, die Unternehmen Planungssicherheit und innovations- und investitionsfreundliche Anreize zum Bau, zum Betrieb und zur Weiterentwicklung aller erforderlichen Systemkomponenten geben. Darüber hinaus sollten die Koordination zwischen den zuständigen Ministerien und Behörden optimiert sowie transparente Entscheidungen getroffen werden, die Bürger und Verbraucher überzeugen und mitnehmen. Auch die regenerativen Erzeuger sind gefordert: Sie müssen aus VDE-Sicht mehr Verantwortung für die Systemdienste übernehmen und sich an den Netzkosten beteiligen. Das Vergütungsmodell muss flexibler und stärker am liberalisierten Markt orientiert sein, und Renditeeinbußen sollten durch Zuschläge ausgeglichen werden, die marktkonformes Verhalten honorieren.

Mit Blick auf die Netzstabilität warnt der VDE davor, eine Sicherheitsphilosophie nach dem Motto „es funktioniert doch“ walten zu lassen. Denn die kritischen Situationen im deutschen Stromversorgungsnetz mehren sich, ab einem Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung von 25 Prozent drohen zunehmend Netzausfälle – mit unabsehbaren Folgen für die hochtechnisierte deutsche Wirtschaft und Gesellschaft. Zu bedenken ist aber auch: Wenn Deutschland seine Position als ein führender Technologie-Standort halten und als Modell für die Energieversorgung der Zukunft dienen will, muss es auch in der Energiewende seinen Spitzenplatz bei Versorgungsqualität und -sicherheit ausbauen. Dafür müssen die „Schlagzahl und Schlagkraft“ der Aktivitäten auf den Handlungsfeldern Netzausbau, Smart Grid, IKT-Infrastruktur, Kraftwerkspark, Energiespeicher und Energieeffizienz noch deutlich erhöht werden.

Ohne Smart Grid keine Energiewende

Eine Grundbedingung für die nachhaltige Nutzung erneuerbarer Energien ist der Um- und Ausbau der Stromübertragungssysteme. Das deutsche 400 kV-Übertragungsnetz stößt heute bereits an seine Kapazitätsgrenzen. Nach dem Entwurf zum Netzentwicklungsplan 2012 (Stand 15.08.2012) liegt der Trassenneubaubedarf im Szenario B 2022 bei rund 3.800 km, davon rund 2.100 km als HGÜ-Korridore (HGÜ: Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung). Die zusätzliche Neubaulänge in bestehenden Trassen einschließlich Zubeseilung beträgt rund 4.400 km. Bei der Umsetzung der Neu-, Aus- und Umbaumaßnahmen ist Eile geboten. Um die Akzeptanz, das Umsetzungstempo und die Effizienz zu erhöhen, empfiehlt der VDE, verschiedene Infrastrukturen physisch zu bündeln, vorhandene Verkehrstrassen zum Aufbau eines Overlay-Netzes zu nutzen und die verfügbaren Übertragungstechnologien sinnvoll mit anderen Infrastrukturen zu kombinieren.