Robert Schlögl: Für eine dynamische Katalyse

In welche Richtungen wird die Forschung am MPI für Chemische Energiekonversion noch gehen? Welche konkreten Forschungsprojekte haben Sie vor?

RS: Weiterhin beschäftigen wir uns auch mit dem Nutzen des Wasserstoffs. Da geht es im Wesentlichen darum, Kohlendioxid als Rohstoff zu verwenden und in großen Mengen Kohlendioxid und Wasserstoff zur Reaktion zu bringen, um dabei entweder Methan oder Methanol zu erhalten. Von beiden Zwischenmolekülen aus kann man weitere Substanzen herstellen, die wir brauchen. Es ist auch denkbar, dass wir aus Kohlendioxid und Wasserstoff Kohlenmonoxid als Synthesegas herstellen und damit direkt zu flüssigen Treibstoffen kommen. In unserem Institut werden wir diese Reaktionen aber nicht untersuchen, weil es uns eigentlich eher um die Speicherung großer Mengen von elektrischer Energie für beispielweise Sommer-/Winterschwankungen geht, und das wird sehr wahrscheinlich in dem Molekül Methan erfolgen.

Was bereitet dem Honorarprofessor der Universität Duisburg-Essen besondere Freude an seiner Lehrtätigkeit ?

RS: Die Lehre an der Universität ist einfach eine Voraussetzung, um in seinen wissenschaftlichen Gedanken geerdet zu bleiben. Es ist eine schwierige Aufgabe, komplexe Zusammenhänge, wie ich sie vorhin beschrieben habe, so darzustellen, dass sie auch von Studenten nicht nur begriffen werden, sondern auch, dass sie das später selbst umsetzen können. Ich betrachte es als eine wichtige Funktion, die Erkenntnisse, die man selbst in der Forschung gewonnen hat, so aufzubereiten und anschlussfähig zu den Erkenntnissen des Lehrbuchwissens zu machen, dass zukünftige wissenschaftliche Mitarbeiter davon profitieren und somit die Verschiebung der Grenze des Wissens auch tatsächlich an die Leute weitergegeben wird, die später mit diesem WissenProbleme lösen oder selbst die Grenze des Wissens weiterverschieben. Ich mache meine Vorlesungen gerne und ich werde mir auch größte Mühe geben, diesen Gedanken der dynamischen Katalyse an der Universität Duisburg-Essen zu implementieren.

Was bedeutet Ihnen die Zusammenarbeit mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen?

RS: Die Max-Planck-Gesellschaft ist eine Organisation der Grundlagenforschung. Sie steht nicht alleine, sondern kann nur auf dem Fundament von Universitäten stehen – und auch von weiteren außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die in der Lage sind, die Grundlagenforschung weiterhin nutzbar zu machen. Wir sind ein Baustein oder eine Säule im Wissenschaftssystem und ich persönlich halte die Strukturierung des Wissenschaftssystems in verschiedene Aufgabenbereiche, oder, wie das so manchmal negativ formuliert wird, in Säulen für außerordentlich hilfreich und nützlich. Deswegen gibt es eigentlich gar keine Alternative, als mit anderen Organisationen zusammenzuarbeiten. Die Universitäten sind dabei unsere Basis, denn alles Wissen, das wir verwenden, stammt aus der Universität; wir selbst stammen auch aus der Universität und unsere Mitarbeiter ebenfalls. Daher gibt es keine Alternative, dazu, sich mit den Universitäten so zu verbünden, dass wir unsere Stärken mit den Stärken der Universität verbinden.